Lachmanns Erben. Vom Umgang mit Textvarianz in klassischer Philologie und germanistischer Mediävistik
March 08–09, 2018
Der Workshop führt Vertreterinnen und Vertreter der klassischen Philologie und der germanistischen Mediävistik zu einem Gespräch über die Methoden zur Edition vormoderner, handschriftlich überlieferter Texte zusammen. Beide Fächer stehen in der Tradition der historisch-kritischen Editionsmethode, deren Entwicklung im 18. Jahrhundert von der neutestamentlichen Textkritik angebahnt worden war, und die im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts vor allem von Karl Lachmann (1793–1853), dem Berliner Professor für lateinische und deutsche Philologie, sowohl in der klassischen Philologie als auch in der germanistischen Mediävistik etabliert wurde. Seither haben sich nicht nur die Fachkulturen der beiden ‚Lachmannschen’ Disziplinen auseinanderentwickelt, sondern auch innerhalb der beiden Fächer werden jeweils kontroverse Diskussionen darüber geführt, wie die handschriftliche Hinterlassenschaft vormoderner Textkulturen angemessen zu beschreiben ist, und wie man editorisch mit ihr verfahren soll.
Der Workshop hat das Ziel, eine Theorie- und Methodendiskussion über das Edieren vormoderner, handschriftlich überlieferter Texte zu initiieren, die sich zunächst über eine Typologie von Textvarianten verständigt und die diese dann in ihrer vollen Differenzierung der editorischen Praxis zugrunde legt. Das Potenzial eines interdisziplinären Austauschs wird gerade darin gesehen, dass sich die Schriftkulturen, auf die sich die beiden Fächer beziehen, unterscheiden. Im gegenseitigen Abgleich besteht die Möglichkeit, Positionen, die sich innerhalb der Fachkulturen als Konsens herausgebildet bzw. als Probleme verfestigt haben, zu hinterfragen, theoretische Vorannahmen zu überdenken, methodische Ansätze neu zu konturieren und weiterzuentwickeln. Nicht zuletzt soll es darum gehen, einflussreiche Extrempositionen, wie sie z.B. Bernard Cerquiglini formuliert hat, mit dem ganzen Spektrum überlieferungsgeschichtlicher und editionspraktischer Befunde in Beziehung zu setzen.
Convener
Contact
Participants
Hans
Bernsdorff
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Marcus
Deufert
Universität Leipzig
Franz-Josef
Holznagel
Universität Rostock
Peter
Isépy
Ludwig-Maximilians-Universität München
Manfred
Kern
Universität Salzburg
Mirjam
Kotwick
The New School, New York
Florian
Kragl
Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
Jan-Dirk
Müller
Ludwig-Maximilians-Universität München
Tobias
Reinhardt
University of Oxford
Holger
Runow
Ludwig-Maximilians-Universität München
Frank
Schäfer
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Michael
Stolz
Universität Bern
Peter
Strohschneider
Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bonn
Tomas
Tomasek
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Nigel
Wilson
University of Oxford