Sheila Fitzpatrick, Ph.D. (Oxon.)
Bernadotte E. Schmitt Distinguished Service Professor in Modern Russian History
University of Chicago
Born in 1941 in Melbourne
Studied History and Music at the University of Melbourne and Modern History at the University of Oxford
Project
Displaced Persons from the East in the British and American Occupation Zones in Germany After the Second World War
There are two parts to my project. One is an academic-historical study of displacement and re-rooting and the associated questions of self- and external classification of identity and self-understanding, with particular reference to Latvian displaced persons and Australia as a displaced persons destination. While at the Wissenschaftskolleg in 2008-09, I will be doing archival and library research in Germany on this project (the Australian side is being done separately). The other part of the project is a non-academic joint biography (working title: Mischka's War) of two Latvian-born displaced persons, the physicist Michael Danos and his mother Olga, and their experiences in Germany in the years 1944-51. As I am the widow of Michael Danos, this is a completely different type of project with a strong personal component (though I met Michael Danos only long after the events described and after his mother's death). The research for this second project (whose main sources are diaries and letters in family possession, Michael Danos' written and oral memories, and interviews with friends and family who knew him in Germany in the 1940s or earlier in Riga) is basically complete; what I will be doing in Berlin is thinking about how to write the book and writing it.Recommended Reading
Fitzpatrick, Sheila. Tear off the Masks! Identity and Imposture in Twentieth-Century Russia. Princeton NJ: Princeton University Press, 2005.
Fitzpatrick, Sheila. Everyday Stalinism: Ordinary Life in Extraordinary Times; Soviet Russia in the 1930s. New York and Oxford: Oxford University Press, 2000 (French and Russian translation).
Fitzpatrick, Sheila. Two short essays on Michael Danos' life as a DP: "A World-War-II Odyssey: Michael Danos, en Route from Riga to New York." In Transnational Lives, edited by Desley Deacon, Penny Russell, and Angela Woollacott (forthcoming, Duke University Press), and the draft introduction for Mischka's War (unpublished manuscript).
Colloquium, 21.10.2008
Getting Personal: Problems of Authorial Presence in Biography and History
Ich bin Historikerin von Beruf, eine von denen, die Stalin "Archivratten" nannte, und befasse mich mit der Geschichte der Sowjetunion. Die angloamerikanischen Sozialhistoriker meiner Altersgruppe, die in den 1970 ihre Karrieren begannen, nahmen das Ideal wissenschaftlicher Objektivität ernst, teilweise auch deswegen, weil wir unser Gebiet während des kalten Krieges als politisch hoch belastet empfanden. Zudem nahm ich von Natur aus eine distanzierte Haltung ein: dies war ganz allgemein meine Art, die Dinge zu betrachten, nicht nur die Geschichte der Sowjetunion.
Ich fange jetzt gerade mit der Arbeit an zwei Projekten an, bei denen Subjektivität und der persönliche Faktor eine unausweichliche Rolle spielen. Das erste sind autobiographische Erinnerungen an meine Kindheit in Australien, insbesondere an meinen Vater, einen eigenwilligen Linken und radikal freiheitlichen Querdenker vom Format eines I. F. Stone. Das zweite Projekt - mein Projekt für dieses Jahr am Wissenschaftskolleg - ist ein Buch über meinen Ehemann Michael Danos und die Jahre 1944-51, die er als Student und Heimatloser in der britischen Besatzungszone in Deutschland verbrachte. Da Mischa und ich uns erst vierzig Jahre später kennen lernten, bin ich nicht als Figur in dieser Geschichte. Ich habe dazu geforscht, wie ich jedes andere historische Thema untersuche; dabei habe ich Material verwendet, das unter seinen Papieren war, als er 1999 starb. Zu diesem Material gehören sein Tagebuch und das seiner Mutter, Briefe aus den 1940er Jahren, Interviews mit überlebenden Freunden und Familienmitgliedern usw. Dennoch ist es ganz anders als jede andere historische Forschung, die ich unternommen habe, denn mein Hauptmotiv ist ein persönliches. Da ich nun anfange zu schreiben, liegt ein unmittelbares Problem in der Entscheidung, wie ich damit umgehen soll: wie soll ich und wie viel von mir soll in den Text, wenn ich über Mischa schreibe?
Man könnte dies für eine relativ einfache praktische und stilistische Frage halten. Doch für mich ist dies ein viel weitreichenderes Thema, da ich teilweise eine wachsende Tendenz bei mir bemerke, auch in der Geschichtsschreibung persönlich zu werden. Vielleicht hat dies etwas mit einer wissenschaftlichen Mode zu tun: Subjektivität und Selbstbezüglichkeit sind im Moment en vogue, Objektivität ist out. Wahrscheinlich ist das auch mit der Tatsache verbunden, dass sich meine Forschungsinteressen in der sowjetischen Geschichte in Richtung der 1950er und 60er Jahre weiterbewegen und sich langsam der Zeit nähern, in der ich ins Spiel komme - so empfinde ich es -, also die Zeit, in der ich als britische Austauschstudentin in den späten 1960ern in Moskau war und persönliche Erinnerungen habe, Erfahrungen und Beobachtungen gemacht habe. Wenn ich über diesen Zeitraum schreibe - im Gegensatz zu meiner vergangenen Praxis, oder zumindest der Praxis, der ich mir bewusst war - denke ich vielleicht (unabhängig davon, was die Quellen sagen, und aufgrund eines intuitiven oder nicht herzeigbaren Wissens): Ich weiß, wie das war.
All dies zwingt mich dazu, mich mit der Frage nach dem Persönlichen in der Geschichtsschreibung auseinander zu setzen und meine alte, antisubjektive Haltung neu zu überdenken (auch wenn ich diese Haltung nicht unbedingt aufgeben will). Die Hauptrechtfertigung dafür, sich selbst einzubringen, sind Transparenz und Wahrheit. Aber Transparenz kann zur Nabelschau werden (der Leser will etwas über die sowjetische Geschichte in Erfahrung bringen und nicht darüber, wie ich mir den Weg in mein erstes Sowjetarchiv freikämpfte) und Wahrheit zur Illusion (die Art von Wahrheit, die man erhält, wenn man in sich hineinschaut, anstatt sich mit dem Material zu beschäftigen). In meinem Vortrag werde ich diese Probleme untersuchen, auch wenn ich sie gewiss nicht lösen kann.
Publications from the Fellows' Library
Fitzpatrick, Sheila (Princeton, 2015)
On Stalin's team : the years of living dangerously in Soviet politics
Fitzpatrick, Sheila (Carlton, Vic, 2010)
My father's daughter : memories of an Australian childhood
Fitzpatrick, Sheila (Oxford [u.a.], 2008)
Fitzpatrick, Sheila (2006)
Fitzpatrick, Sheila (Princeton, 2005)
Tear off the masks! : identity and imposture in twentieth-century Russia
Fitzpatrick, Sheila (New York, NY [u.a.], 1999)
Everyday Stalinism : ordinary life in extraordinary times ; Soviet Russia in the 1930s