Fellows 2021/2022
1981 begrüßte das Wissenschaftskolleg zum ersten Mal eine Gruppe von damals achtzehn Fellows, die für zehn Monate eine Lerngemeinschaft auf Zeit bilden sollten. Das damalige Konzept, für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Umgebung zu schaffen, die ihnen möglichst viel Zeit für zurückgezogene Konzentration bei gleichzeitiger Gelegenheit für intensiven Austausch untereinander bietet, besteht auch vierzig Jahre später noch fast unverändert.
Im akademischen Jahr 2021/22 werden 46 Fellows am Wissenschaftskolleg leben und arbeiten. Das Geschlechterverhältnis ist heute deutlich ausgewogener als damals, die Disziplinen und Herkünfte sind – nicht zuletzt durch die Öffnung des Kollegs für die Lebenswissenschaften – vielfältiger.
Hier nur einige wenige Beispiele für die thematische Breite des Jahrgangs: Mehrere Fellows widmen sich unabhängig voneinander der Bedeutung physischer oder sozialer Räume für menschliche Interaktionen. Bernardo Zacka, Politologe am Massachusetts Institute of Technology, arbeitet vergleichend über die Wechselwirkung zwischen den institutionellen Instrumenten des Wohlfahrtsstaates und der dazugehörigen Architektur, während sich die Wissenschaftshistorikerin Sabina Leonelli von der Universität Exeter mit der Frage beschäftigt, wie sich Ungleichheit und Diversität innerhalb unterschiedlicher Forschungsumgebungen auf die Erkenntnisbildung auswirken. Der Mainzer Psychologe Heiko Hecht hingegen interessiert sich für den Zusammenhang zwischen Bild- und Raumwahrnehmung in Zeiten zunehmend relevanter werdender virtueller Realitäten.
Historisch arbeitende Fellows erforschen in diesem Jahr ein breites Spektrum von Epochen und Weltregionen, das von den magischen Handschriften des alten Ägyptens (Sofía Torallas Tovar) über Englands erste Globalisierung im langen 18. Jahrhundert (Linda Colley) bis zur Großen Chinesischen Hungersnot (Xun Zhou) und den Geschicken der Ford Foundation (David Cannadine) reicht.
Auch die Künste sind in diesem Jahr stark vertreten. Liza Lim von der Universität Sydney ist composer in residence. Hinzu kommen der aus Guatemala stammende Schriftsteller Eduardo Halfon, der südafrikanische Fotograf Guy Tillim, der brasilianische Bildhauer, Maler, Filmemacher, Komponist und Schriftsteller Nuno Ramos und der syrische Dramaturg und Theaterautor Mohammad Al Attar.
Im Rahmen des Iso Lomso Programme, das afrikanischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und ‑wissenschaftlern Aufenthalte an Institutes for Advanced Study ihrer Wahl bietet, kommen die Juristin Nkatha Kabira von der Universität Nairobi, der Ökologe Tatenda Dalu von der Universität Mpumalanga in Südafrika, der Physiker Etienne Wamba von der Universität Buea in Kamerun und die Wirtschaftswissenschaftlerin Elina M. Amadhila von der University of Namibia in Windhoek ans Wissenschaftskolleg.
Am 27. September werden die Fellows während des traditionellen Berliner Empfangs von der Rektorin Barbara Stollberg-Rilinger vorgestellt. Die Wissenschaftshistorikerin Helga Nowotny, Fellow des allerersten Jahrgangs, wird bei dieser Gelegenheit sowohl Rückblicke als auch Ausblicke unternehmen.
Außerdem wird das Wissenschaftskolleg zum 1. Oktober diesen Jahres mit Iris Fleßenkämper eine neue Sekretarin begrüßen. Sie folgt auf Thorsten Wilhelmy, der das Kolleg Anfang des Jahres verlassen hat. Iris Fleßenkämper ist Historikerin und war zuvor die Geschäftsführerin des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Umfassende Informationen zu den Fellows, ihren Arbeitsvorhaben sowie zum Kolleg an sich und seinen Veranstaltungen finden Sie unter www.wiko-berlin.de.
Berlin, im September 2021