Zeitschrift für Ideengeschichte
Der Humboldt-Deutsche
Heft IV/2 Frühjahr 2010
Daum, Rebenich, Markschies, Kermode, Liebersohn, Meier
Die Zeitschrift für Ideengeschichte steht in diesem Frühjahr im Zeichen des Humboldt-Deutschen. Sie stellt nicht im Sog des kalendarischen Jubiläums die Brüder auf den Sockel, sondern fragt nach den Gründen für deren unheimliche Ruhmesgeschichte. Was der "Rembrandt-Deutsche" im 19. Jahrhundert für kulturkritische Schwarmgeister war, scheinen die universalgebildeten Humboldt-Brüder unter dem Fatum von Bologna heute zu werden - Sehnsuchtsfiguren des "guten" Deutschen. Andreas W. Daum, Stefan Rebenich und Christoph Markschies werfen im Schwerpunkt originelle und unzeitgemäße Blitzlichter auf Alexander und Wilhelm von Humboldt.
Im freien Teil spricht der angloamerikanische Literatur-"Papst" Frank Kermode klare Worte zur Lage der Kritik in den Literaturwissenschaften. Harry Liebersohn geht in einem Essay auf Nabokovs Spuren in dichten Beschreibungen den "Wunder und Klischees" in amerikanischen Reiseromanen nach. Was Enbleme über Adler wissen, illustriert der Panofsky-Schüler Peter M. Daly in einem Denkbild. Mark Schweda encadriert die untergründigen theoriepolitischen Beziehungen, die der Münsteraner Philosoph Joachim Ritter mit dem gefährlichen Geist Carl Schmitt unterhielt. Besprechungen gewichtiger neuer Sachbücher runden die facettenreiche Nummer ab.
Die Redaktion wünscht geistreiche und vergnügliche Lektüre!
Zum Thema
Philip Ajouri, Marcel Lepper, Jonas Maatsch: Zum Thema
Der Humboldt-Deutsche
Andreas W. Daum: Die Ironie des Unzeitgemäßen. Anmerkungen zu Alexander von Humboldt
Stefan Rebenich: Einsamkeit um der Freiheit willen. Wilhelm von Humboldt, die Griechen und das Bürgertum
Christoph Markschies: «Wer nichts, als ewig todtes Wissen treibet...» Über das zwiespältige Verhältnis der Brüder Humboldt
Gespräch
Frank Kermode: Der Frosch der Kritik
Essay
Harry Liebersohn: Wunder und Klischees. Exotisches literarisches Reisen - vor und nach Nabokov
Denkbild
Peter M. Daly: «The Eagles they fly high in Mobile» Was Embleme über Adler wissen
Archiv
Mark Schweda: Joachim Ritters Begriff des Politischen. Carl Schmitt und das Münsteraner Collegium Philosophicum
Konzept & Kritik
Matthias Schlossberger: Wissenschaft als Schicksal. Der Streit um Max Webers Polytheismus
Carlos Spoerhase: Das Ende der Gewissheit. Hans Magnus Enzensberger über die Unberechenbarkeit der Welt
Carsten Dutt: «Wenn Verstehen wie Atmen ist». Donatella Di Cesare paraphrasiert Gadamer
Fabian Goppelsröder: Unter dem Strich: Avantgarde! James Joyce und das fait divers
Die Autoren