Focus Group 2018/2019
Syngenomik: Evolution – von Konflikt zu Kooperation zu Mutualismus
Mutualistische Symbiosen sind die Grundlage für Zellen mit einem Zellkern. Wir wissen heute, dass fast jede Pflanzen- und Tierart von mutualistischen Interaktionen abhängig ist, um zu überleben und sich fortzupflanzen. Mutualismen und ökologische Interaktionen zwischen Arten, die sich so verhalten, überschreiten die Grenzen der gewohnten Organisationshierarchie in der Biologie – von Zellen hin zu Individuen, weiter zu Populationen und Gemeinschaften. Im Mutualismus verbinden sich die evolutionären Wege von Arten unterschiedlicher Ebenen der Hierarchie. Obligate Mutualismen sind mehr als eine Anhäufung von Arten oder Artengemeinschaften, denn das Überleben und die Fortpflanzung jeder Art, die ein Teil eines Mutualismus ist, hängt nicht von Genen in seinem eigenen Genom ab, sondern von Genen im Genom der jeweils anderen Art.
Die moderne Evolutionstheorie, die den Egoismus der Gene und genetische Konflikte hervorhebt, ist für die Erforschung des Mutualismus schlecht gerüstet. Nach dieser Theorie ist Mutualismus instabil und geht wahrscheinlich in Ausbeutung über, da beide Seiten die jeweils andere übervorteilen können, indem sie sich nicht an den Kosten beteiligen, aber den Nutzen mitnehmen. Dennoch gibt es viele Beispiele in zahlreichen Taxa, die für das Gegenteil sprechen – nämlich dass parasitäre Arten zusammen mit ihren Wirten Mutualismen entwickeln können. Dagegen gibt es, wenn überhaupt, nur wenige Beispiele dafür, dass sich eine mutualistische Interaktion zu einer rein ausbeuterischen Beziehung entwickelt. Diesen Widerspruch zwischen der theoretischen Prognose und der Beobachtung der Natur wird die Schwerpunktgruppe untersuchen.
Mitglieder der Schwerpunktgruppe sind: Judith Bronstein, Timothy A. Linksvayer, Michael J. Wade (Convener) und Jason B. Wolf.
Michael J. Wade