Kázmér Tamás Kovács, Ph.D.
Architekturtheorie
Ion Mincu University of Architecture and Urbanism, Bucharest
Arbeitsvorhaben
Geschichte und Theorie der Gartenplanung
Kolloquium, 06.05.2003
Der Beauty-Free Shop oder: Noch eine Suche nach Utopia
Diese Suche ist zwangsläufig utopisch: einen Ort wie den Beauty-Free Shop kann es aus vielen Gründen nicht geben: erstens existiert kein Ort auf der Erde, an dem es keine Schönheit gibt. Wie König Midas können wir gar nicht anders, als Dinge schön zu finden - in diesem Sinne, dass selbst absichtlich Hässliches stets ästhetisch begutachtet wird und eine kulturelle Bedeutung gewinnt. Das Hässliche hat die besten Chancen, früher oder später irgendwie als 'schön' wahrgenommen zu werden. Zweitens steht die Erforschung von Gärten immer im Zeichen der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies; kein wiedergewonnener Garten wird dem uranfänglichen wirklich gleichen, und jede Landschaft, noch die schäbigste, stellt immer einen verfallenen Garten Eden dar. Und während drittens Gärten für gewöhnlich von Spezialisten gebaut werden, gehören sie in theoretischer Hinsicht zu keinem speziellen Fach. Verschiedene Arten des Wissens, von der Geographie, der Physik, der Ethologie bis zur Botanik, Anthropologie und der Philosophie haben ihren Anteil an einer Theorie des Gartens, doch keines von diesen Fächern kann die alleinige Autorität für sich beanspruchen.
Meine Annäherung an das Thema wird von dem überwältigenden Ästhetizismus unserer Tage angeregt. Ästhetische Projekte sollten notwendig ihre Grenzen kennen: sie sollten ausschließlich im Reich der Künste von Bedeutung sein. Sie betreffen nur Artefakte. Doch der ästhetische Diskurs droht ständig, seine spezifischen Grenzen zu sprengen. Natürlich ist die Architektur eine Kunst, jedoch eine, die eine starke funktionale oder an der Nützlichkeit orientierte Komponente hat. Daher geht der Exzess an Ästhetik in der Architektur auf Kosten der anderen, trivialeren Hälfte, die dennoch keineswegs weniger wichtig ist. Ganz anders dagegen hatte die Gartenarchitektur - selbst wenn sie einen heiligen Ort oder ein Stück Gemüsegarten gestalten sollte - von jeher eine größere konzeptionelle Freiheit in ihren Formen. Seit dem Scheitern des jüngsten Versuchs, einen Architekturkanon - den Funktionalismus - zu etablieren, hat die Architektur vergeblich versucht, sich wieder zusammenzunehmen; und als Resultat der stilistischen Zersplitterung ist es heute üblich, dass ein Architekt seine vollkommene schöpferische Freiheit behauptet. Daher erscheint es in methodischer Hinsicht angemessen, eine Runde durch die Gartentheorie zu drehen, um sich dann umso sicherer auf das unsichere Terrain der Ästhetik in der Architektur wagen zu können.