Weiße Villa
In diesem baugeschichtlich ältesten Gebäude des Wissenschaftskollegs sind neben Gästezimmern die Bibliothek und die Fellow-Dienste untergebracht.
Durch eine Schenkung der VolkswagenStiftung konnte das Wissenschaftskolleg im Jahre 1982 ein weiteres Gebäude in der Wallotstraße hinzugewinnen, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindliche Weiße Villa, an der Ecke Wallotstraße und Koenigsallee. Die VolkswagenStiftung hatte an der Gründung des Wissenschaftskollegs durch eine Anschubfinanzierung im Jahre 1981 wesentlichen Anteil gehabt. Zu ihrem 20-jährigen Arbeitsjubiläum vermachte die Stiftung die Weiße Villa dem Wissenschaftskolleg (siehe Tafel neben dem Eingang). Die Schlüsselübergabe erfolgte am 18. Juni 1982 in Anwesenheit des Bundespräsidenten Karl Carstens. Die VolkswagenStiftung machte die Schenkung der Villa davon abhängig, dass das Land Berlin das Grundstück in der Wallotstraße 21 mit eigenen Mitteln erwerben und bebauen sollte. (Das später entstandene Gebäude wird heute als „Neubau“ bezeichnet.)
Die Weiße Villa gehört zu den ältesten im Grunewald errichteten Privathäusern. 1898 hatte der Kaufmann Carl Poppele die Genehmigung zur Errichtung einer Villa erhalten. Die Remise mit Treibhaus und Garage folgte im Jahr 1911. Nach mehrmaligem Wechsel der Besitzer gelangte die Villa 1933 in den Besitz der Familie Mannheim, einer jüdischen Fabrikantenfamilie. 1939 wurde die Villa vermutlich zwangsenteignet und verkauft. Neuer Besitzer wurde der Verleger H. Wichmann. Nach dem 2. Weltkrieg wurde im Zuge der sog. „Wiedergutmachung“ Ida Lissauer geb. Landsberger (wohnhaft in Haifa, Israel), offenbar die Rechtsnachfolgerin der Familie Mannheim, als Eigentümerin eingesetzt. Diese verkaufte die Villa im Jahre 1956 an den Kaufmann Hans-Joachim Brauer. 1970 gelangte die Villa in den Besitz des Ingenieurs Günther Hans Kiss, der sie umbaute (u. a. wurde eine Stahlbetonspindeltreppe eingesetzt) und als Geschäftssitz seiner Firma „Consulting Engineers – Planungs- und Konstruktionsbüro“ nutzte.
1982 erwarb die VolkswagenStiftung die Villa und übereignete sie dem Wissenschaftskolleg.
Reinhart Meyer-Kalkus