Exkurs - Der Garten
Die Gartenanlage ist ein parkartiger Villengarten, der typisch ist für die in der Zeit zwischen 1890 bis 1920 entstandene Villenkolonie Grunewald.
Sowohl gartenkünstlerische als auch landschaftliche Aspekte sind hier erwähnenswert. Nachdem seit den dreißiger Jahren erhebliche Veränderungen vorgenommen worden waren, wurde die Gartenanlage im Juli 1984 unter gartendenkmalpflegerischen Gesichtspunkten wiederhergestellt – mit dem Abriss der Garagenboxen, der Rekonstruktion der alten Wegeführung und deren Belägen, der Instandsetzung der Plätze sowie der Bepflanzung der Beete. Bäume und Sträucher, die in der ursprünglichen Konzeption nicht vorgesehen waren, wurden entfernt, um den Blick zum Halensee freizulegen. – Der Zugang zum See jenseits der Gartenpforte untersteht der Verwaltung des Bezirks Wilmersdorf.
Im Denkmalbuch des Bezirks Wilmersdorf heißt es im Hinblick auf diese Gartenanlage: „Dieser in seinen Strukturen im Kernbereich weitgehend erhaltene Villengarten bildet ein herausragendes Beispiel für großbürgerliche Gartentendenzen in der wilhelminischen Zeit, die neben sorgfältiger Durchgestaltung gärtnerischer Details stets auch raumkünstlerischen Komponenten verpflichtet waren. Bewahrt sind spezifische gartenhistorische Strukturen dieser Villenkolonie wie die Toranlage, der schmiedeeiserne Zaun und originale Vegetationsstrukturen. Eine repräsentative Treppenanlage liegt zum Ufer des Halensees hin ausgerichtet mit einem vorgelagerten terrassenartigen Sitz und einem großartigen Blick in die Tiefe des Halensees.“
Im Gutachten zur gartendenkmalpflegerischen Wiederherstellung der Wallotstraße 19 des Berliner Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz findet sich folgende detaillierte Beschreibung:
„Das gesamte Grundstück umfasste 4.775 m². Die Familie Dr. Linde und das Personal (Gärtner, Portier und Kindermädchen) bewohnten die Villa. Der südwestlichen Seite war ein großer Hühnerstall angegliedert, der vertiefte Hof diente den Hunden als Auslauf. An der Nordseite lag ein Kinderspielplatz, der mit einem Turngerät mit Seil, Stange, Reck, Schaukel und Ringen ausgestattet war. Ein Tennisplatz (Tennenbelag), der in seinen Ausmaßen zu gering bemessen war, lag erhöht an der westlichen Grundstücksgrenze. Ein Holzlattenzaun an der oberen Böschungskante diente Heckenrosen und Wicken als Rankhilfe. Unterhalb des Zaunes an der Böschung wuchsen Himbeer- und Johannisbeersträucher.
Die nördliche Grenze war mit zahlreichen Bäumen und einer dichten Strauchschicht bepflanzt, die einen waldartigen Charakter vermittelten. In Teilbereichen bestand die Strauchschicht ausschließlich aus Flieder verschiedener Sorten. In Höhe des Tennisplatzes lag unter drei Birken einer der fünf kreisförmigen Sitzplätze. Der Sitzplatz vor der großen Freitreppe hatte zwölf Meter Durchmesser und war mit vier Palmen (ca. zwei Meter hoch) in Kübeln geschmückt.
Direkt an der Treppe lag ein kleines Goldfischbecken, welches durch eine Wasserleitung im Mauerwerk gespeist wurde. Seitlich flankierten zwei kleine Beete mit halbhohen Blütensträuchern (vermutlich Schneeball) das Becken.
Im Bereich der Freitreppen blühten im Frühsommer zahlreiche Rhododendren, die mit Lorbeer und Tannen kombiniert wurden. Obstbäume – Apfel, Birne und Pflaume – zierten den nordwestlichen Rasenbereich.
Auf der Mittelachse vor der Freitreppe befand sich eine ovale Rasenpartie und daran anschließend, ca. einen halben Meter tiefer gelegen, ein Rosenbeet mit halbkreisförmigem Sitzplatz. Dieser war mit einem Pflanzenkübel auf einem Sockel geschmückt.
Von einem weiteren Sitzplatz aus boten Edel-, Busch- und Hochstammrosen ein farbenfrohes Bild. Zwischen der Buchsbaumhecke und dem Bootssteg erstreckte sich ein Alpinum zum Halensee hinunter. Phlox und Hortensien zierten die Weggabelung am großen Rundweg, der um einen Rasen mit einer großen Blutbuche führte. Ein weiterer, von einer Trauerweide beschatteter Sitzplatz schloss sich an.
Der Gemüsegarten mit Treibhausbeeten und Kompost lag an der östlichen Nachbargrenze. Zur Wallotstraße hin war das Grundstück mit Bäumen und Ziersträuchern (Kastanien, Ahorn, Tannen, Pappeln, Flieder, Forsythien, falscher Jasmin, Goldregen, Weigelie und Schneebeere) locker bepflanzt.
Im Eingangsbereich teilte ein Kiesweg die Rasenfläche in zwei Segmente. Die einjährige Beetbepflanzung zeigte die zeittypischen Frühjahrs- und Sommerblumen (Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht und Begonien).
Die Wegbegrenzungen waren mit gelb-rotem Klinker gefasst, die Wegdecke aus gelbem Kies. Holzbohlen bildeten im gesamten Gartenbereich die Stufenanlagen.
Zur Gartenausstattung zählten neben den oben erwähnten Pflanzgefäßen diverses Mobiliar – weiße Holzmöbel, Bänke und Stühle aus Eisen mit Holzauflage, Rohrsessel und -tische sowie vom Gärtner angefertigte Sitzgelegenheiten aus Birkenholz – und eine Siegesgöttin als Steinskulptur (ein Erbstück der Eltern von Erna Linde), die an der Einmündung des Hangweges in das Oval aufgestellt war.
Das Grundstück war zur Wallotstraße hin mit einem 1,50 m hohen Eisenstabgitterzaun auf einer 0,5 m hohen Mauer abgegrenzt; zwei Tore – am Haupteingang und am Gemüsegarten – ermöglichten den Zutritt. Einfache Maschendrahtzäune sicherten Grundstücksgrenzen und Ufer.
Beachtenswert ist eine Rohrleitung, die sich an der Grenze zum Grundstück Nr. 17 entlang zieht. Bei der Leitung handelt es sich um den „Hohlenseegraben“ – ein Gewässer II. Ordnung – die einzige Verbindung zwischen Halensee und Koenigssee.“
Reinhart Meyer-Kalkus