Editorial
Charles Darwin irrte, als er die Konkurrenz zwischen Spezies und Individuen zum allein bestimmenden Prinzip der Evolution erklärte! Nicht nur zwei biologische Schwerpunktgruppen explorieren in diesem Jahr am Wissenschaftskolleg die entwicklungsgeschichtlichen Vorteile des Mutualismus, sondern alle Fellows des Jahrgangs 2018/2019 erproben die Kooperation als Mittel der Erkenntnis. Regelmäßig treffen sie sich etwa zum „Sci-Hum-Forum“, um anhand gemeinsamer Lektüren und Debatten die nach wie vor tiefen Gräben zwischen Geistes- und Naturwissenschaftlern zu überbrücken. Für mich als neue Rektorin des Wissenschaftskollegs – und in dieser Funktion möchte ich alle Mitglieder des Fellowclubs herzlich begrüßen – ist dies eine bereichernde Einsicht und Erfahrung.
Entsprechend beleuchtet diese Ausgabe des Newsletters Themen, die nur in enger Zusammenarbeit zwischen den disziplinären Großfamilien ergründet werden können: Dazu gehört das an Anspielungen auf Natur und Wissenschaft reiche Werk der schwedischen Malerin Hilma af Klint, das im Guggenheim Museum in New York und im Lenbachhaus in München ausgestellt wird. Die Kunsthistorikerin Julia Voss (Fellow 2016/2017) hat die Ausstellung als Beraterin begleitet und steht im Interview Rede und Antwort. Auch die Forschung zur Zukunft globaler Arbeitswelten braucht ein hohes Maß an interdisziplinärer Kooperation - wie Permanent Fellow Bénédicte Zimmermann in ihrem Bericht über ein neues Projekt am Wissenschaftskolleg betont. Die Grenzen zwischen Biologie und Gourmandise überschreitet die Bienenforscherin Kirsten Traynor, die Ihnen die besten Honigsorten der Welt empfiehlt.
Kooperation über Fächergrenzen hinweg wird am Wissenschaftskolleg auch in den Workshops des Fellow Forums praktiziert, für die frühere Fellows eine Förderung beantragen können. Bei der von Peter Kappeler (Fellow 2016/2017) veranstalteten Tagung „Female Leadership in Mammalian and Human Societies“ (21.-22. Februar 2019) diskutierten Philosophen mit Ökonomen und Historikern. Im Mittelpunkt des diesjährigen Jahrestreffens des Fellowclubs, für das Sie sich schon den 13.-14. Juni 2019 vormerken können, wird das größte Berliner Bau- und Museumsprojekt seit Jahren stehen, zu dem Kunst- und Geschichtswissenschaft ebenso beitragen wie Ethnologie und Naturwissenschaften. Ich würde mich sehr freuen, Sie zu unserem reichhaltigen Programm über „Das Berliner Humboldt Forum: ein Schloss und die Welt“ im Kolleg begrüßen zu dürfen.
Ihre
Barbara Stollberg-Rilinger
Rektorin des Wissenschaftskollegs