Walter Mattli, Ph.D.
Professor der Politikwissenschaft
Columbia University, New York
Studium der Politikwissenschaft an der University of Chicago
Arbeitsvorhaben
Die politische Ökonomie der Entwicklung internationaler Standards
Most international standardization processes involve two key actors, Europe and the United States. In an increasingly global economy, these two players frequently agree on the need to adopt common standards but disagree on what the common solution should be. The outcomes vary greatly and this study seeks to explain why. It examines the cases of international accounting standards, food standards, product standards, and standards for telecommunications and information technologies.Recommended Reading
Mattli, Walter. "Europe Before the Court: A Political Theory of Legal Integration." International Organization 47, no.1 (1993): 41-76 (with A. M. Burley).
-. The Logic of Regional Integration: Europe and Beyond. Cambridge University Press, 1999.
-. "Private Justice in a Global Economy: From Litigation to Arbitration." International Organization 58, no.4 (2001): 919-947.
Kolloquium, 01.07.2003
Die politische Ökonomie der Setzung internationaler Standards und Normen in einer globalisierten Wirtschaft
Standards und Normen sind zu den wichtigsten Handelsbeschränkungen geworden, die nichts mit Zöllen zu tun haben; nach einer aktuellen OECD-Studie betreffen sie bis zu 80 % des internationalen Handelsaufkommens. Es sind insbesondere nationale Produktnormen, die Ausführungs- oder Leistungsmerkmale von Fer-tigwaren und Industriegütern betreffen und die den Handel oft behindern, während regionale und internationale Standards zunehmend als Instrumente der Handelsliberalisierung dienen. Folglich wird das Setzen internationaler Standards - scheinbar technisch und apolitisch - immer mehr zum Thema von großer ökonomischer und politischer Bedeutung. Nicht nur große und konkurrenzfähige Unternehmen, sondern auch Regierungen verspüren den Druck, transnationale Standards und Normen zu übernehmen.
In den Spielen um internationale Standards stehen die USA und Europa als Spieler auf der Schlüsselposition; sie haben häufig großes Interesse daran, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, sind sich jedoch nicht einig, welche Norm gelten soll. Solche Spiele um die Standards bringen eine erstaunliche Vielfalt von Ergebnissen hervor. In einigen Fällen gewinnen die USA, d. h. das US-amerikanische Muster (oder ein Muster, das dem von den Amerikanern vorgeschlagenen sehr ähnlich ist) wird als gemeinsame Lösung angenommen; in anderen Fällen setzt sich der europäische Vorschlag durch. Es kommt auch vor, dass die Parteien eine wirkliche Kompromiss-Norm zustande bringen, die Elemente aus beiden Vorschlägen enthält. Eine weitere Kompromisslösung ist die Einigkeit darüber, dass man sich nicht einigen kann, was zu gegenseitiger Anerkennung führt und beide Parteien dazu verpflichtet, die Norm des anderen zu respektieren (und sie nicht zu diskriminieren). Schließlich gibt es noch den Fall, dass sich die Parteien überhaupt nicht einigen können, was zu Schlachten und Kriegen um die Normen führt.
Wie kann man diese Variation in den Ergebnissen der internationalen Spiele um die Standards erklären? In meinem derzeitigen Buchprojekt untersuche ich diese Frage, indem ich analysiere, wie die konkurrie-renden wirtschaftlichen, politischen und institutionellen Interessen den Standardisierungsprozess auf ver-schiedenen Problemfeldern formen. Die untersuchten Fälle betreffen internationale Produktnormen, internationale Bilanzierungsnomen, Lebensmittelstandards und Normungen für Telekommunikations- und Informationstechnologien.
In meinem Vortrag möchte ich mich auf internationale Produktnormen konzentrieren, eine besonders umfangreiche Klasse von Standards, die im internationalen Handel eine entscheidende Rolle spielt. Ich gehe mit einer neuartigen analytischen Methode an die Untersuchung internationaler Standards heran; ich nenne sie institutional legacy approach (Methode der institutionellen Erbschaften). In dieser Methode greife ich eine grundlegende Prämisse traditioneller Theorien - z. B. des Realismus und der Theorie der sozialen Netzwerke - auf, nämlich dass die Aufstellung von Regeln Verteilungskämpfe mit sich bringt, wie das Koordinationsspiel "Geschlechterkampf" so deutlich gezeigt hat. Doch im Unterschied zu diesen beiden Theorien vertrete ich die These, dass es häufig nicht ökonomische Macht, technisches Können oder andere traditionelle Machtmittel sind, die über Sieg oder Niederlage in den Spielen um die internationalen Standards entscheiden, sondern institutionelle Vermächtnisse oder Erbschaften: bestimmte institutionelle Charakteristika nationaler Normierungssysteme platzieren ihre Mitglieder in die erste oder zweite Liga, wenn die Standardisierung global wird. Ich möchte die Stichhaltigkeit dieser Methode durch statistische Analysen zeigen; dazu habe ich mit meinen Mitarbeitern das erste umfassende Datencorpus zur Verwendung von Standards und zur Standardisierung durch eine Online-Befragung internationaler Unternehmen gesammelt.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Mattli, Walter (Cambridge, 2003)
Setting international standards : pechnological rationality of primacy of power?
Mattli, Walter (2002)
Public and private governance in setting international standards
Mattli, Walter (2001)
Private justice in a global economy : from litigation to arbitration
Mattli, Walter (London, 2001)
Governance and international standards setting Journal of European public policy ; 8,3
Mattli, Walter (2001)
Private justice in a global economy : from litigation to arbitration
Mattli, Walter (2001)
The politics and economics of international institutional standards setting : an introduction
Mattli, Walter (San Diego, 2001)
The rational design of international institutions : a special issue of International Organization International Organization 55,4 2001
Mattli, Walter (Cambridge [u.a.], 1999)
The logic of regional integration : Europe and beyond