Sorin Antohi
Professor der Geschichte
Central European University, Budapest
Geboren 1957 in Targu-Ocna, Rumänien;
Studied English, French, and History at the University of Iasi and at the École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris
Arbeitsvorhaben
Ethnische Ontologien: die Metaphysik des Nationalismus
Scholars of nationalism have routinely discarded or disregarded authors and discourses that aim at the indigenization of universals such as space, time, and being. Typically entangled in speculations about history, language, culture, religion, and/or simply the cosmos, such complex efforts to construct what I call ethnic ontologies shape and constitute the core of both nationalist ideologies and high-cultural national canons. Two English-language books in progress (one a shorter version, ad usum delphini, of the other) will be completed during the year at Wiko. They will offer a theoretical model of ethnic ontology in a comparative, intercultural, global perspective and will be based on empirical research focusing on European (including Russian) examples, from Leo Frobenius and Martin Heidegger to Mircea Eliade and Lucian Blaga, Roman Jakobson, Piotr Savicky, and others.Kartographie Rumäniens: symbolische Geographie und kollektive Identitäten
This book in progress, based on long-term empirical research and its associated theoretical model, will be completed at the Wiko. It is an English-language monograph on the "mapping" of Romania, or on the "invention" of Romania as a discursive category, over the last three centuries. The book will offer a critical synthesis of the international, interdisciplinary literature on symbolic geography, as well as an "application" on the imaginary or discursive "fabrication" of Romania.Recommended Reading
Antohi, Sorin. Imaginaire culturel et réalité politique dans la Roumanie moderne: Le stigmate et l'utopie. Paris and Montreal: L'Harmattan, 1999.
Antohi, Sorin and Vladimir Tismaneanu, eds. Between Past and Future: The Revolutions of 1989 and Their Aftermath. Budapest and New York: CEU Press, 2000.
Antohi, Sorin. "Romania and the Balkans: From Geocultural Bovarism to Ethnic Ontology." Transit-Virtuelles Forum 21, 2002.
Kolloquium, 30.11.2004
Logolatry in Ethnic Ontology. Radical Visions of National Language
Neben meiner Arbeit an verschiedenen anderen Projekten habe ich im Verlauf der letzten zehn Jahre versucht, eine konsistente Theorie des Nationalismus zu entwickeln, und habe den Schwerpunkt dabei auf den geistigen Kern und die Ursprünge des Nationalismus gelegt.
In einer Reihe von Buchkapiteln, Aufsätzen und Seminaren (einer dieser Aufsätze ist über das Internet verfügbar: "Romania and the Balkans: From Geocultural Bovarism to Ethnic Ontology", Tr@nsit-Virtuelles Forum, 21, 2001) habe ich dargelegt, dass Wissenschaftler, die sich mit dem Thema Nationalismus befassen, stets all jene Autoren und Diskurse außer Acht gelassen oder verworfen haben (weil diese als reaktionär, als Wirrköpfe und/oder als potentiell oder direkt verbrecherisch galten), die auf die Indigenisierung von Universalien wie Raum, Zeit und Sein und/oder auf die Universalisierung regionaler Kategorien oder Phänomene wie ethnische/nationale Sprachen, historische Erfahrungen etc. hinarbeiteten. Autoren - Philosophen, Dichter, Publizisten, Demagogen etc. - aus ganz verschiedenen Kontexten, große und weniger große Autoren, kanonisiert oder vergessen, haben zur Entstehung ethnischer Ontologien beigetragen, wie ich es nenne; sie haben ihre Ethnie/ethnische Nation mit einem spezifischen Sein ausgestattet (mehr als nur ein Nationalcharakter), Zeit (mehr als nur eine nationale Geschichte), Raum (nicht einfach nur Territorium und Landschaft) und Diskurs (mehr als nur Sprache). Diese Kategorien sind die interaktiven Bausteine einer idiosynkratischen, unverwüstlichen Weltanschauung, die für gewöhnlich sowohl im Zentrum von ideologisch-politischen Nationalismen als auch von nationalen Kanons der Hochkultur steht. Diese tiefe Verbindung, die gelegentliche intellektuelle Verfeinerung solcher Diskurse (einige von ihnen erfordern erhebliche Interpretationsfertigkeiten und haben ihre Wurzeln in den verschiedensten Feldern, von der Linguistik bis zur Metaphysik, der Theologie bis zur Literaturtheorie, der Hermeneutik bis hin zur Kulturgeographie) und das ideologisch-politische Stigma, das ihnen anhaftet, haben es schwierig gemacht, sich wirkungsvoll mit ihnen auseinander zu setzen und sie zu 'dekonstruieren' oder wenigstens überzeugend 'auseinander zu nehmen'. Eines meiner Projekte während meiner Zeit am Wissenschaftskolleg ist ein zweites Buch, das dieses Gebiet abdeckt, "Ethnic Ontologies: The Metaphysics of Nationalism". Das erste Buch basiert auf einem Seminar, das ich an der Central European University (Budapest) im Herbst 2003 gegeben habe; der Entwurf ist jetzt vollkommen fertig. "Symbolic Foundations of Nationalism: From Sacred Geography to Ethnic Ontology", so der vorläufige Titel, richtet sich an eine breitere Leserschaft.
Mein Kolloquiumsvortrag basiert auf den Kapiteln über Sprache in diesen beiden Büchern und befasst sich mit Logolatrie, d. h., den radikalen Visionen einer ethnischen/nationalen Sprache als ursprüngliche und/oder vollkommene Sprache. Mein Vortrag ist in folgende Abschnitte gegliedert: (a) eine kurze Einführung in ethnische Ontologie; (b) ein kursorischer Überblick über die Sekundärliteratur, die sich mit ursprünglichen und/oder perfekten Sprachen beschäftigt, um auf diese Weise die Logolatrie als Ganzes in den Blick zu bekommen; (c) eine Auswahl sehr unterhaltsamer Fallstudien und Beispiele; (d) der Versuch, Logolatrie auf der 'mentalen Landkarte' des radikalen Nationalismus zu verorten.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Antohi, Sorin (Cluj, 2005)
Utopica : studii asupra imaginarului social Colectia Panopticon
Antohi, Sorin (2000)
Habits of the mind : Europe's post-1989 symbolic geographies
Antohi, Sorin (Budapest [u.a.], 2000)
Antohi, Sorin (Paris [u.a.], 1999)
Imaginaire culturel et réalité politique dans la Roumanie moderne : Le stigmate et l'utopie, essais Aujourd'hui l'Europe