Gábor Betegh, Ph.D.
Professor der Philosophie
Central European University, Budapest
Born in 1968 in Budapest, Hungary
Studied English, Classics and Philosophy at the Eötvös Loránd University, Budapest, and Philosophy at the École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris
Fellowship
Marie Curie-Fellow
Arbeitsvorhaben
Der intellektuelle Kontext der griechischen Kosmologie
The project examines the role of cosmological speculation in various spheres of ancient Greek intellectual life. The project consists of four independent but related research topics, which should ultimately form the chapters of a book.(1) Cosmological knowledge and eudaimonia: the role of physics and cosmology in normative ethics. (2) The epistemological role of three-dimensional reduced-size astronomical models in theory building and the differentiation between philosophical cosmology and mathematical astronomy. (3) Cosmological doctrines and medical texts: the microcosmos-macrocosmos analogy in medical physiology and cosmic physics. (4) The structure of the cosmos and cosmic processes in eschatological texts.
The ultimate objective of the project is to show both the great diversity and the fundamental unity of Greek culture by examining various manifestations of a ubiquitous theme: theories about the place of human beings in the cosmos and our cognitive capacities to penetrate into the order of the cosmos and discover our place in it.
Recommended Reading
Betegh, Gábor. "Le problème des représentations visuelles dans la cosmologie présocratique: pour une histoire de la modélisation." In Qu'est-ce que la philosophie présocratique?, edited by André Laks and Claire Louguet, 381-415. Villeneuve d'Ascq: Presses Univ. du Septentrion, 2002.
-. "Cosmological Ethics in the Timaeus and Early Stoicism." Oxford Studies in Ancient Philosophy 24 (2003): 273-302.
-. The Derveni Papyrus: Cosmology, Theology and Interpretation. Cambridge, UK: Cambridge University Press, 2004.
Kolloquium, 11.01.2005
Early Greek Astronomical Models
Das Thema, dass ich Ihnen im Dienstagskolloquium vorstellen möchte, ist Teil eines größeren Projektes. In diesem größeren Projekt untersuche ich den weiteren philosophischen und intellektuellen Kontext der griechischen Kosmologie, indem ich verschiedene Redeweisen betrachte, und zwar über den Platz des Menschen in der Welt im Ganzen und über unser Denkvermögen, die Ordnung des Kosmos zu durchdringen und zu verstehen. Die Untersuchung befasst sich mit Fragen nach der Rolle, die das Wissen über den Kosmos in ethischen Theorien spielt, der Funktion von kosmologischer Spekulation in medizinischen Texten und der Beschreibung der Topographie der Welt in eschatologischen Kontexten. Ich habe mich für die Darstellung jenes Projektteils entschieden, in dem ich den Gebrauch astronomischer Modelle durch frühe griechische Philosophen und Naturwissenschaftler untersuche, denn dieses Thema dürfte gut zu den Beiträgen anderer Fellows passen, die sich mit Bildern und Visualisierungen in den Naturwissenschaften beschäftigen.
Ich möchte einige Texte erörtern, in denen man Belege für den frühen Einsatz dreidimensionaler Modelle finden kann, und der vorherrschenden Skepsis gegenüber der Existenz solcher Modelle in vorhellenistischer Zeit entgegentreten. (Zu dieser Skepsis siehe z. B.: D. Couprie, "The discovery of space: Anaximander's astronomy", in Anaximander in Context: New Studies in the Origins of Greek Philosophy, hrsg. v. D. L. Couprie, G. Naddaf, R. Hahm, Albany, N.Y., 2003: 167-254 und A.C. Bowen, "La scienza del cielo nel periodo pretolemaico", in La scienza antica, Bd. 1, Rom, 2001.) Meines Erachtens ist es keineswegs so, dass die Idee, kosmologische Theorien visuell darzustellen, erst später, zum Ende des klassischen Zeitalters, entwickelt wurde, wie man für gewöhnlich annimmt. Vielmehr war die Herstellung von zwei- und dreidimensionalen Darstellungen ein wesentlicher Bestandteil in der Entstehung der kosmologischen Diskurse der Griechen. Es gibt einen inneren Zusammenhang zwischen dem neu entstehenden Typus der Spekulation über den Kosmos und den Versuchen, diese Struktur anhand von vereinfachten Modellen und Diagrammen visuell darzustellen. Aufgrund der epistemologischen und heuristischen Rolle visueller Darstellungen in der Kosmologie und mathematischen Astronomie waren diese Darstellungen nicht einfach nur bloße Illustrationen einer bereits existierenden Theorie, sondern sie spielten auch bei der Entwicklung der Theorie eine zentrale Rolle.
Zeittafel der besprochenen Autoren (in umgekehrt chronologischer Abfolge):
Diogenes Laertius 3. Jhd. n. Chr.
Cicero 106-43 v. Chr.
Hipparchos ca. 190-125 v. Chr.
Archimedes ca. 287-212 v. Chr.
Epikur 341-270 v. Chr.
Kallippos geb. ca. 370 v. Chr.
Aristoteles 384-322 v. Chr.
Eudoxos ca. 390-340 v. Chr.
Platon 429-347 v. Chr.
Aristophanes ca. 450-385 v. Chr.
Gorgias 483-378 v. Chr.
Sokrates 469-399 v. Chr.
Parmenides geb. ca. 520 v. Chr.
Anaximander ca. 610-540 v. Chr.
Thales geb. ca. 630 v. Chr.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Betegh, Gábor (Cambridge [u.a.], 2004)
The Derveni papyrus : cosmology, theology and interpretation Derveni papyrus <engl.>