Reuven Snir, Ph.D.
Professor der Arabischen Sprache und Literatur
Universität Haifa
Born in 1953 in Haifa, Israel
Studied Arabic Language and Literature and Philosophy
at the Hebrew University of Jerusalem
Fellowship
Bundeskulturstifftung-Fellow
Arbeitsvorhaben
Die arabische Literatur der irakischen Juden im 20. Jahrhundert
The project deals with the modern secular Arabic literature of Iraqi Arab-Jews, which flourished in the wake of the Westernization of Iraq's Jewish intellectual elite. Inspired by a vision whose dictum was "Religion is for God, the Fatherland is for everyone," as of the 1920s Iraqi Jews were producing literary works that quickly became part of the mainstream of Arabic literature. The reality in which they worked was one of close symbiotic contact with the wider Arab Muslim culture and, for most of them, their Arab identity was uppermost. Yet with the infiltration of Nazi propaganda and when Iraqi support for the Palestinians coalesced with pan-Arab foreign policy, the distinctions between Jewish religion and political Zionism gradually began to blur. The Farhud in Baghdad in June 1941, when more than one hundred and fifty Jews were killed and Jewish property was looted, led to an obfuscation of the Jews' role in Iraqi society by implying doubts about their loyalty. From the 1950s on, most Iraqi-Jewish writers who immigrated to Israel over the years have completely severed themselves from any creative literary activities. The very few who insisted on remaining true to their cultural origins realized they were working in a void. Those who moved on to write in Hebrew soon discovered that because of the Western preferences of Hebrew literature, they are only accepted by the Israeli cultural canonical center if they turn away from and discard their original Arab culture.Recommended Reading
Snir, Reuven. "Palestinian Theatre: Historical Development and Contemporary Distinctive Identity." Contemporary Theatre Review 3, 2 (1995): 29-73.
-. Modern Arabic Literature: A Functional Dynamic Historical Model. Toronto: York Press, 2001.
-. Two Rak'as in Love: A Study of 'Abd al-Wahhab al-Bayyati's Poetry. Beirut: Dar al-Saqi, 2002 [in Arabic].
Kolloquium, 14.12.2004
Arabs of Mosaic Faith: Chronicle of a Cultural Extinction Foretold
In meinem Projekt untersuche ich die Entwicklung der arabisch-jüdischen Kultur - insbesondere in der Belletristik - seit der Zeit vor dem Islam bis zu ihrem vollkommenen Niedergang in unserer Generation. Abgesehen von der jüdischen Symbiose mit der Zivilisation der Griechen in der Antike und den romanischen und germanischen Völkern in West- und Mitteleuropa in der Moderne, war die jüdische Symbiose mit der arabisch-muslimischen Zivilisation einer der wichtigsten Kontakte des jüdischen Volkes mit anderen Zivilisationen. Im Unterschied zu den Kontakten zu den anderen beiden Zivilisationen, die einen Gegensatz zur religiösen Kultur des Judentums bildeten, ist der Islam aus dem gleichen Fleisch und Blut wie das Judentum; daher hat das Judentum mit keiner anderen Kultur eine so enge und fruchtbare Symbiose gebildet wie mit der mittelalterlichen Zivilisation des arabischen Islam. Die große Mehrheit der Juden nahm unter der Herrschaft des Islam das Arabische als ihre Sprache an, und oft schrieb sie lieber Arabisch als Hebräisch, selbst wenn es um die heiligsten Angelegenheiten des jüdischen Glaubens ging.
Die Faktoren, die die Einbindung der Juden in die arabische Kultur zu früheren Zeiten möglich gemacht hatten, waren auch in der Moderne wirksam. Wo auch immer Juden in arabisch geprägten Ländern lebten, nahmen sie die Kultur der sie umgebenden Gesellschaft an. Ganz besonders bemerkenswert war die weitgehende Arabisierung der Juden im Irak, wo die jüdische Gemeinde zweieinhalb Jahrtausende ohne Unterbrechung gelebt hatte. Wahrend der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand in Bagdad eine arabisch-jüdische Vorstellung des säkularen Lebens, das sich in dem beredten Spruch äußerte: "Die Religion ist für Gott, das Vaterland ist für jedermann." Die arabische Identität der irakischen Juden war sehr stark; sie waren "arabische Juden" oder "Araber mosaischen Glaubens". In vielen Hinsichten ähnelten sie den Juden in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern: Angehörige der Mittelklasse, wohlhabend und tief verwurzelt in ihrem Land. Sie setzten ihre nationale und kulturelle Identität über ihre religiöse Zugehörigkeit und fühlten sich mehr als "Deutsche" oder als "Europäer" denn als "Juden".
Doch im Zuge der nationalen und politischen Konflikte im Nahen Osten während der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts durchlief die Kultur der arabischen Juden einen Prozess der Marginalisierung und Vernachlässigung; sie geriet sowohl in den muslimisch-arabischen wie in den jüdisch-hebräischen Kulturkanons und in deren nationalen Systemen allmählich in Vergessenheit. Beide Seiten - aus den je eigenen begrenzten Gründen und exkludierenden Erwägungen - weigerten sich, die Legitimität der "arabisch-jüdischen" Hybridität zu akzeptieren. Indem man sich der Anliegen der palästinensischen Araber annahm, wurde die Definition der Zugehörigkeit zu den Arabern durch den arabischen Nationalismus immer enger und führte schließlich dazu, dass die Juden ausgeschlossen wurden. Aufgrund der palästinensischen Frage wurden die Juden zur Zielscheibe von Antizionismus und manchmal sogar Antisemitismus - gleichgültig, wie lautstark sie ihre Loyalität und ihre Ablehnung bekundeten, für die Zionisten Partei zu ergreifen. Andererseits waren die "arabischen Juden", die nach Israel auswanderten, einem hegemonialen hebräischen Establishment ausgesetzt, das seine interpretativen Normen unter dem Deckmantel eines linken Liberalismus allen kulturellen Gemeinschaften aufzwang und dabei gleichzeitig den Orient und seine Kulturen als verächtlich und sogar gefährlich ablehnte. Die Advokaten einer westlich orientierten kulturellen Identität klagten über die "Gefahr" der "Orientalisierung", "Arabisierung" oder "Levantisierung" der israelischen Gesellschaft. Wie Nissim Rejwan es formulierte, waren die arabischen Juden "einem systematischen Prozess der Akkulturation und der kulturellen Säuberung unterworfen, der sie dazu brachte, ihre Kultur, ihre Sprache und ihren Lebensstil aufzugeben. Auf diese Weise gelang es Israel, eine einzigartige Chance zu verpassen: sich in das Gebiet zu integrieren, die Nachbarn zu akzeptieren und von ihnen akzeptiert zu werden - anstatt als ein fremdes Gebilde im Herzen jenes Gebiets betrachtet zu werden, auf dem Israel gegründet wurde."
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Snir, Reuven (Roma, 2007)
"The tail above the head" : literary representations of ʿAbd al-Nāṣir's regime as a world upsidedown
Snir, Reuven (Praha, 2006)
"Anā min al-Yahūd" : the demise of Arab-Jewish culture in the twentieth century
Snir, Reuven (Upsala, 2006)
Snir, Reuven (Leiden, Köln, 2006)
"Arabs of the mosaic faith" : chronicle of a cultural extinction foretold
Snir, Reuven (Ashland, 2006)
"Till spring comes" : Arabic and Hebrew literary debates among Iraqi-Jews in Israel (1950-2000)
Snir, Reuven (Jerusalem, 2005)
Arabness, Jewishness, Zionism: a clash of identities in the literature of Iraqi jews
Snir, Reuven (Wiesbaden, 2005)
Palestinian theatre Literaturen im Kontext ; 20
Snir, Reuven (Bairūt, 2002)
Rakʿatān fi 'l-ʿišq : dirāsa fī šiʿr ʿAbd-al-Wahhāb al-Baiyātī Rakʿatān fī al-ʿishq : dirāsah fī shiʿr ʿAbd al-Wahhāb al-Bayyātī
Snir, Reuven (Toronto, 2001)
Modern Arabic literature : a functional dynamic model Arabic literature and scholarship