Israel J. Yuval, Ph.D.
Professor der Geschichte
The Hebrew University of Jerusalem
Institute of Jewish Studies
Born in 1949 in Israel
Studied Jewish History and Jewish Thought at Hebrew University of Jerusalem and German Literature and History at the Universität zu Köln
Schwerpunkt
Jüdische und christliche Liturgie in den ersten nachchristlichen JahrhundertenArbeitsvorhaben
Die Marginalisierung des Judentums in der Spätantike
Contemporary research tends to view Judaism as the mother-faith out of which the Christian daughter-faith developed. This relationship reflects both Jewish and Christian attitudes since the inception of Christianity. This immaculate one-sided approach has been found lacking by recent scholars. More and more researchers are becoming aware of the immense impact of early Christianity on Rabbinic Judaism. Still, the rampant view in research restates that the power relations between the two religions are more or less balanced, e.g. Judaism poses a real challenge for Christianity, and vice versa.I seek to forward the assertion that the most dominant dimension of the conflict between the two faiths is the waning of Judaism's religious impact, her gradual marginalization into passivity, and concomitant surrender of her ability to influence the evolving agenda of the major religions. This marginalization stood in blatant contradiction to both the self-image of Judaism and to its image among Christians and Moslems. There was a significant cognitive gap between the Jews' sense of being God's beloved children, their profession of the precedence of their religion and the eternal validity of God's revelation to them on the one hand, and their objective status as a sidelined cultural has-been on the other. It is precisely this gap that allowed the Jews to overcome the crisis of their marginalization, to disavow it, to ignore its consequences and to pretend as though their religion was still the most central and important among the monotheistic faiths. It is owing to this consciousness that they were able to maintain two processes in parallel: on the one hand, they ensconced themselves in seclusion and sustained a unique and cloistered religious culture, while on the other hand they continuously absorbed the newfangled ideas and religious symbolism of their surroundings.
Recommended Reading
Yuval, Israel J. "The Orality of the Jewish Oral Law: From Pedagogy to Ideology." In Judaism, Christianity, and Islam in the Course of History: Exchange and Conflicts, edited by Lothar Gall and Dietmar Willoweit, 237-260. München: Oldenburger Verlag, 2011. (Schriften des Historischen Kollegs, 82.).
-. Two Nations in Your Womb: Perceptions of Jews and Christians in Late Antiquity and the Middle Ages. Berkeley: University of California Press, 2006. (German edition: Zwei Völker in deinem Leib: Gegenseitige Wahrnehmung von Juden und Christen in Spätantike und Mittelalter. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007. Translation to French: in progress.)
Kolloquium, 20.12.2011
Chanukka und Weihnachten Gehen zwei den gleichen Weg, ohne dass sie sich verabredet haben?
Unsere Forschungsgruppe, die die Beziehungen zwischen christlichen und jüdischen Liturgien untersucht, hat die Verbindungen zwischen Chanukka und Weihnachten als Fallstudie gewählt.
Auf den ersten Blick erscheint die vermeintliche Verwandtschaft der beiden Feste nur einseitig. An Chanukka wird der Sieg der Makkabäer über die Griechen 165 v. Chr. gefeiert, während zu Weihnachten Christi Geburt gefeiert wird, die wahrscheinlich 4 v. Chr. stattfand. Die jährliche Chanukkafeier gibt es bereits seit dem ersten Jahr nach dem Sieg, während Weihnachten erst seit der Mitte des 4. Jahrhunderts am 25. Dezember gefeiert wird - also ist Chanukka fast 500 Jahr älter als Weihnachten.
Nach einem sehr vereinfachten historischen Modell steht Chanukka für die "Mutterreligion", während Weihnachten die "Tochterreligion" repräsentiert. In meinem neuesten Buch widerspreche ich diesem Modell jedoch und zeige, dass wir von zwei Schwesterreligionen sprechen müssen, die dieselbe Mutter haben - die biblische Tempelreligion. In meinem Vortrag kehre ich zum Modell der Mutter- und Tochterreligion zurück, aber ich kehre die Erblinie um. Ich möchte darlegen, dass man in einigen Fällen das Christentum als "Mutter" und das Judentum als "Tochter" betrachten sollte. Die Beziehung zwischen Chanukka und Weihnachten ist ein überraschend gutes Beispiel dafür, denn obwohl Chanukka älter ist, hätte man erwarten können, dass das Fest vergessen wird. Die historischen Umstände, die sich nach der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr. ergaben, machten es sinnlos, die Weihe und Reinigung eines Tempels zu feiern, den es nicht mehr gab. Warum sollte man den Sieg über die antiken Griechen feiern, wenn sich Juda vor kurzem den Römern ergeben hatte? Und tatsächlich verschwanden einige Feiertage nach der Zerstörung des Zweiten Tempels und wurden vergessen - alle, außer Chanukka.
Warum geschah dies? Meine These ist, dass Chanukka durch Weihnachten vor dem Vergessen gerettet wurde. Es gibt bemerkenswerte Ähnlichkeiten zwischen den beiden Feiertagen und sie sind einander jahreszeitlich nahe. Beide stehen im Zusammenhang mit der Wintersonnenwende und könnten heidnische Wurzeln haben; wichtiger ist jedoch, dass sie bestimmte Symbole und religiöse Ideen gemeinsam haben. Je enger die Beziehungen zwischen den beiden Religionen wurden, desto notwendiger wurde es, die Grenzen zu definieren, die sie trennen sollten - also schuf man eine andere Erzählung. Damit die Juden der neuen Herausforderung durch Weihnachten begegnen konnten, brauchten sie eine neue Interpretation des alten Chanukka.
Bei unserer gemeinsamen Forschung stießen wir auf einen jüdischen Text, der wahrscheinlich aus dem 6. oder 7. Jahrhundert stammt und der genau eine solche Interpretation bietet. Wir entdeckten, dass es in dem Text nicht nur um Weihnachten, sondern auch um andere christliche Festtage ging, die mit Chanukka verbunden sind: die Weihe der Grabeskirche in Jerusalem am 14. September und das "Fest von Jakob und David", das am 25. Dezember in der Kirche auf dem Zionsberg in Jerusalem gefeiert wurde, bevor es Christi Geburtsfest wurde.
Ich möchte diesen Text als einzigartig präsentieren - er befasst sich polemisch mit dem Christentum, ohne es auch nur einmal namentlich zu nennen. Überdies möchte ich mit Ihnen die Freude teilen, die ich während der gemeinsamen Forschungsarbeit mit Daniel und Clemens erfuhr.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Yuval, Israel J. (Berkeley, Calif. [u.a.], 2008)
Two nations in your womb : perceptions of Jews and Christians in Late Antiquity and the Middle Ages Hakhamim be-doram <engl.>
Yuval, Israel J. (Göttingen, 2007)
Zwei Völker in deinem Leib : gegenseitige Wahrnehmung von Juden und Christen in Spätantike und Mittelalter Shene goyim be-viṭnekh