William Auguste Foley, Ph.D.
Professor der Linguistik
Universität Sydney
Born in 1949 in Providence, Rhode Island
Studied Humanities and Social Sciences at Brown University and Linguistics at the University of California, Berkeley
Fellowship
EURIAS-Fellow
Arbeitsvorhaben
Eine ko-evolutionäre Untersuchung grammatikalischer Veränderungen
This project investigates the question whether there are innate cognitive biases that universally determine word classes in language. This will be investigated in detail in the Austronesian language family, where the status of the noun-verb distinction has long been controversial. We will approach the problem ontogenetically, by a systematic study of a representative sample to establish what evidence there is for coherent classes of nouns and verbs, but, more importantly, in light of a co-evolutionary account, phylogenetically, by how the patterns of words have shifted over time. Austronesian languages exhibit a high degree of diversity: sometimes a tendency to distinguish nouns and verbs seems clear, but elsewhere it seems extremely problematic. In most language families, the predisposition to distinguish nouns and verbs is strong. So what is it about Austronesian languages that leads to a recurring predilection to attenuate the distinction? Given the widespread attestation of a robust noun-verb distinction elsewhere, its attenuation is an analogue of a recessive trait. What conditions select for or against this? What are recurring solutions, evidently co-evolutionarily favoured, and what are outliers, statistically low probability outcomes, and why? While at first glance seemingly quite specialized, the project has broad implications for cognitive and anthropological science. It is the first detailed study within a co-evolutionary framework of any major grammatical property. It seeks to understand linguistic structure and its possible changes through the selective interplay between cognitive biases due to likely panhuman biological givens and specific historical developments. This project probes some of the limitations on innate cognitive endowment for the formation of linguistic structures and their transitions through time and space, in particular the role that language-specific, in a word, cultural, learning plays in language acquisition.Recommended Reading
Foley, William Auguste. The Papuan Languages of New Guinea. Cambridge: Cambridge University Press, 1986.
- Anthropological Linguistics: An Introduction. Oxford: Blackwell, 1997.
- "Determinism and Universals: the Arguments from Linguistics." In Complexities, edited by Susan McKinnon and Sydel Silverman, 43-63. Chicago: University of Chicago Press, 2005.
Kolloquium, 25.06.2013
Sprachwandel als Produkt einer Koevolution: Wortarten im Austronesischen
Welche Beziehung besteht zwischen den ontologischen Kategorien der Welt, den epistemologischen und kognitiven Kategorien unseres Geistes und den semantischen und grammatischen Kategorien unserer Sprache? Auf diese fundamentale Frage gibt es im Wesentlichen bisher zwei Antworttypen, die in Platons Dialog "Kratylos" vorweggenommen werden, und zwar in der Diskussion über Natur im Gegensatz zur Konvention als Grundlage für die Bedeutung von Wörtern: Auf der einen Seite den Essentialismus, also die Auffassung, dass die Natur der Welt unseren kognitiven und sprachlichen Kategorien eine notwendige Struktur aufzwingt; auf der anderen Seite den Nominalismus, den man heute eher als Konstruktivismus kennt - also die Auffassung, dass unsere sprachlichen Kategorien, die oft als gleichbedeutend mit den kognitiven Kategorien verstanden werden, das Grundgerüst unseres Weltverstehens sind. Dabei gilt die anscheinend größtenteils konventionelle Beschaffenheit dieser sprachlichen Kategorien als besonders entscheidend, daher auch der Name "Konstruktivismus". Aber wie essentialistisch oder konstruktivistisch sind unsere sprachlichen Kategorien, etwa Substantive und Verben, wirklich? Sprache ist ein Wesensmerkmal aller Menschen und typisch für unsere Spezies: außer bei ernsten neurologischen Krankheiten kann jedes Kind menschliche Sprache erlernen, unabhängig davon, wo es geboren wurde, und unabhängig von seinem genetischen Hintergrund. Das ist ein biologisches Essential. Doch Kinder lernen eine konstruierte menschliche Sprache, die in einer bestimmen Gemeinschaft durch Sozialisation weitergegeben wird und die bestimmte, nur sie konstituierende Merkmale zeigt; die Gesamtheit dieser Merkmale hat diese Sprache mit keiner anderen gemeinsam. Sie ist ein kulturelles Konstrukt. Also ist Sprache offensichtlich ein Gebiet, anhand dessen Modelle der Koevolution untersucht werden können: das Zusammenspiel von biologischen Beschränkungen und kulturellem Lernen in der Evolution des Menschen, hier insbesondere in der Evolution von Sprache, allgemeiner auch als Sprachwandel im Verlauf der Zeit bekannt.
In einem koevolutionsbezogenen Modell des Sprachwandels wird die Untersuchung von Umfang und Verteilung von Variationen zur entscheidenden Forschungsfrage. Wir erwarten, dass die Sprachmuster sowohl die biokognitiven Beschränkungen aufgrund der Begrenzungen möglicher Hirnsysteme und des Sprech- und Hörtrakts auf gesprochene Sprache widerspiegeln als auch die kulturellen Beschränkungen - angefangen bei aufgewerteten oder abgelehnten Elementen oder Aktivitäten der kulturellen Produktion. Sprachliche Diversität ist zunächst ein Ergebnis der Selektion auf dem kulturellen Weg, auf dem Merkmale entwickelt und von den üblichen Prozessen der Hybridisierung und Vererbung etc. aufgenommen werden. Welche von den durch die kulturelle Evolution produzierten Varianten selegiert werden, wird durch biokognitive Beschränkungen weiter begrenzt; Sprachuniversalien müsste man also als biokognitive Urformen für mögliche sprachliche Varianten betrachten - und für jene neuartigen sprachlichen Varianten, die die kulturelle Evolution produziert hat und die von der Selektion favorisiert werden. Derlei biologische Beschränkungen funktionieren wahrscheinlich über einen bestimmten Mechanismus, nämlich die Kognition, also diejenigen sprachlichen Kategorien, die gelernt werden können, und deren Beziehungen zueinander.
Es ist weithin behauptet worden, Substantive und Verben gehörten als verschiedenartige und gegensätzliche Wortarten zu den stabilsten Kategorien der Sprachuniversalien. Dies soll in einem universalen kognitiven Gegensatz zwischen Objekten und Ereignissen begründet sein, doch entwicklungspsychologische Experimente sprechen für eine ausgeprägte Asymmetrie dieser beiden; dabei entsteht die entscheidende Kategorie des Objekts sehr früh, die Kategorie des Ereignisses viel später. Während es eine sprachübergreifende Tatsache ist, dass die meisten Sprachen in den meisten Gegenden der Welt klar voneinander abgesetzte grammatische Kategorien des Substantivs und des Verbs haben, ist dies in Südostasien nicht der Fall. Dort können die Wörter größtenteils flexibel verwendet werden, wie das englische Wort rain, also je nach Kontext entweder als Substantiv oder Verb. Mit deutlichem Unterschied zu anderen Orten auf der Welt haben einige nicht miteinander verwandte Sprachfamilien diese Eigenschaft gemeinsam, ein Ergebnis von Streuung oder horizontaler Übertragung, und das verstärkt die Bewahrung dieses Merkmals in der Region - trotz seiner Seltenheit, die darauf hinweist, dass es biokognitiv nicht favorisiert wird. Eine Sprachfamilie jedoch, die austronesischen Sprachen, hat sich diversifiziert und aus der Region hinausbewegt, etwa nach Neuguinea, wo man die Papua-Sprachen vorfindet, die eine stabile Unterscheidung zwischen Substantiv und Verb kennen. Es ist gezeigt worden, dass der Flexibilitätsgrad in den austronesischen Sprachen zurückgeht, und zwar im Verhältnis zur Entfernung von Südostasien. Ganz besonders niedrig ist er in den Küstenregionen Neuguineas, wo seit Jahrtausenden eine intensive Interaktion mit papuanischen Sprechern stattfindet. Doch er geht nicht gänzlich zurück, denn der Flexibilitätsgrad ist in Polynesien wiederum hoch. Ich möchte zeigen, dass es eine enge Korrelation zwischen den Flexibilitätsgraden und dem Vorhandensein südostasiatischer genetischer Marker gibt, die im lokalen Genom erhalten geblieben sind, sodass kulturelle Faktoren wie Handel und insbesondere die Partnerwahl eine zentrale Rolle in der Selektion für oder gegen dieses Flexibilitätsmerkmal gespielt haben. Überdies zeigen nicht alle Typen ontologischer Kategorien gleich große Flexibilitätsgrade - auch nicht bei Sprachen, die einen sehr hohen Grad an Flexibilität haben. Wörter, die natürliche Gattungen bezeichnen, wie etwa Bär, zeigen nur einen geringen Flexibilitätsgrad; während Wörter für Artefakte, etwa Speer, einen hohen Grad an Flexibilität aufweisen. Dies weist sehr deutlich auf stabile biokognitive Universalien hin - in Bezug darauf, wie bestimmte Kategorien gebildet werden können, kurz: es weist auf Essentialismus hin.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Foley, William Auguste (Berlin, Boston, 2018)
The morphosyntactic typology of Papuan languages
Foley, William Auguste (Berlin, 2017)
Structural and semantic dependencies in word class
Foley, William Auguste (Oxford, 2017)
Foley, William Auguste (Oxford, 2017)
The polysynthetic profile of Yimas, a language of New Guinea
Foley, William Auguste (London [u.a.], 2016)
Anthropological linguistics and field linguistics
Foley, William Auguste (Düsseldorf, 2015)
Direct versus inverse in Murik-Kopar
Foley, William Auguste (Australian National University, A.C.T., 2014)
A comparative look at nominalizations in Austronesian
Foley, William Auguste (Oxford, 2013)
Foley, William Auguste (2010)
Clause linkage and nexus in Papuan languages