2013/2014

Tamás Miklós, Dr. habil.

Philosophie

Eötvös Loránd University, Budapest

Geboren 1955 in Budapest
Studium der Philosophie, Ästhetik und Literatur an der Eötvös Loránd Universität, Budapest

Arbeitsvorhaben

Geschichtsphilosophische Aspekte im Lebenswerk von Reinhart Koselleck

Wie Christian Meier in seinem Vortrag bei der Gedenkfeier für Reinhart Koselleck im Jahr 2006 in Bielefeld sagte, war Koselleck "kein Geschichtsphilosoph, sondern im Gegenteil einer, der Geschichtsphilosophie mit größter Skepsis betrachtete, gar für gefährlich hielt, der sie sezierte und widerlegte". Auch sein schärfster Kritiker Jürgen Habermas hat Kosellecks Frühwerk als Ablehnung der Geschichtsphilosophie interpretiert.
Und doch enthält sein gewaltiges Lebenswerk eine Reihe geschichtsphilosophischer Überlegungen von Bedeutung, die ihn in der Diskussionstradition klassischer geschichtsphilosophischer Dilemmas positionieren. Um seine Texte auch geschichtsphilosophisch interpretieren zu können, ist es allerdings notwendig, eine Korrektur des gewohnten Bildes vom Charakter geschichtsphilosophischer Denkweise vorzunehmen. Geschichtsphilosophie ist, nach Kants Worten, keine schöngeistige Schwärmerei, sondern beinhaltet auch Skepsis und weiß um den Preis für das Konzept eines vernunftgerichteten oder -gelenkten Ganges der Geschehnisse. Diese Sichtweise wird auch von anderen klassischen Vertretern im deutschen Idealismus, aber natürlich auch von Rousseau, geteilt. Die Beziehung zwischen Geschichtsphilosophie und Aufklärung, die man nicht mit einem naiven Fortschrittsglauben oder einem Moralprogramm gleichsetzen kann, war eine recht ambivalente.
Nach meiner Lesart war Kosellecks Verhältnis zu geschichtsphilosophischen Fragestellungen nicht rundherum ablehnend, sondern sehr komplex. Seine Haltung veränderte sich mit der Zeit und brachte bemerkenswerte geschichtsphilosophische Überlegungen hervor. Im Rahmen meiner Forschungsarbeit soll dieses Gedankengut untersucht werden.

Lektüreempfehlung

Miklós, Tamás. Hideg démon. Kísérletek a tudás domesztikálására [Kalter Dämon: Versuche, das Wissen zu domestizieren]. Bratislava: Kalligram, 2011.
-. József Attila metafizikája [Die Metaphysik von József Attila]. Budapest: Magvet, 1987.
-. "Isten barátja": Egy régi szövetség ["Der Freund Gottes": Ein alter Bund]. In A hatvan éves Bacsó Béla tiszteletére. Festschrift. Budapest: Kijárat, 2012.