Ausgabe 9 / Januar 2014
Zu Beginn
von Katharina Wiedemann
Das Spektrum der mitgebrachten Arbeitsvorhaben ist jedes Jahr groß. Ebenso groß sind oft die Erwartungen der Fellows an die eigene Schaffenskraft während einer Fellowship. Und manche von ihnen packt durchaus das Lampenfieber vor dem eigenen Dienstagskolloquium, bei dem ein jeder Fellow den Mitfellows sein work-in-progress offenbaren muss. Denn über die Bilder, die sie dort von sich und ihrer Arbeit entwerfen, wird nicht nur in dieser Stunde diskutiert werden, sondern noch weit darüber hinaus.
Bilder von den Fellows und ihrer Arbeit entwirft auch diese neunte Ausgabe von Köpfe und Ideen. Exemplarisch werden fünf Fellows und eine Schwerpunktgruppe portraitiert. Ihre Forschungen reichen von der nur scheinbar sehr konkreten Welt der sozialen Zahlen im Falle der achtköpfigen Quantifizierungsgruppe über die Entdeckung des Rhythmus als konstituierendes Element des Werdens in der Naturwissenschaft, dem sich die Wissenschaftshistorikerin Janina Wellmann verschrieben hat, bis zur Analyse der historischen und heutigen Mittelmeerallianzen, die Wolf Lepenies unter anderem beschäftigen. Aber auch die russische Revolution ist dabei. Der Historiker Yuri Slezkine untersucht ihr Scheitern anhand des bolschewistischen Mikrokosmos im „Haus der Regierung“ in Moskau, während der Musikologe Laurenz Lütteken bei seiner Arbeit ungeplant Berliner Mentalitätsstudien betreibt. Die Altphilologin Kathleen Coleman schließlich ist in die Gladiatorenkämpfe der römischen Antike vertieft.
Ob sie Ähnlichkeiten im körperlichen Kräftemessen der Gladiatoren in der Arena mit dem intellektuellen Wettstreit der Fellows im Kolloquium erkennen kann, hat Kathleen Coleman nicht verraten. Im Kolleg geht es am Ende immer gut aus und Vortragende wie Diskutanten gehen angeregt auseinander – bzw. zum gemeinsamen Lunch. Dort freilich kommt es im Zwiegespräch häufig zu weiteren und im Idealfall ungeahnt produktiven Kontroversen, von deren Ertrag wir häufig erst Jahre später etwas erfahren. Nichtsdestotrotz - oder auch deshalb - präsentieren wir Ihnen hier schon einmal eigene Vorschauen auf die Arbeit einiger Fellows.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!
P.S. Falls Ihnen das Durchblättern des Hefts ein Déjà-vu verschafft, so hat das durchaus seine Richtigkeit. Alle hier gesammelten Texte zu oder Interviews mit Fellows wurden bereits sukzessive während des akademischen Jahres auf unserer Website veröffentlicht. Dennoch wollen wir Ihnen eine Druckversion der Text- und Bildportraits nicht vorenthalten. Das Wissenschaftskolleg ist netzaffin und bleibt papierverliebt!