Joseph Bergin, Ph.D.
Professor der Geschichte
The University of Manchester
Geboren 1948 in Kilkenny, Irland
Studium der Geschichte am University College Dublin und französische Geschichte der frühen Neuzeit an der University of Cambridge
Arbeitsvorhaben
Kirche, Gesellschaft und Religion in Frankreich 1580-1730: ein Sonderweg?
Around 1580, virtually every commentator, French or foreign, on the condition of the French Church saw it as being in a deplorable position, ravaged by the effects of prolonged civil war and with few signs of recovery or reform in sight. A century later, the French Church and French religious culture generally were regarded as a model for the rest of Catholic Europe to follow. How had such a transformation come about? Was it as dramatic as it seems at first sight, or was the initial evaluation of the situation around 1580/1600 itself an exaggeration? Did a French Sonderweg in the sphere of Church and religion manifest itself during the "grand siècle", and to what degree might it have sown the seeds of the tempestuous politico-religious cocktail of the eighteenth century? The Catholic militancy of the later sixteenth century metamorphosed into a more diffuse but tenacious religious energy that continually found outlets for action from Louis XIII to Louis XIV, while the continuing presence of an "external" challenge (Protestantism) and the emergence of an "internal" one (Jansenism) prevented France's religious elites from lapsing into complacency. The analysis will begin by focussing on the actual changes within the Church and religiouspractices generally, but their significance can be evaluated only within a comparative framework.
Recommended Reading
Bergin, Joseph. Cardinal Richelieu: Power and the Pursuit of Wealth. New Haven: Yale University Press, 1985
-. The Rise of Richelieu. New Haven: Yale University Press, 1991.
-. Crown, Church and Episcopate under Louis XIV. New Haven: Yale University Press, 2004.
Kolloquium, 20.03.2007
Exception française? Konflikte und religiöser Wandel im Frankreich der frühen Neuzeit
Es war immer eine große Herausforderung, die Religionsgeschichte Frankreichs in die Interpretationsrahmen zu spannen, die die Geschichtsschreibung über Europa nach der Reformation und vor der Aufklärung beherrschen. Im Vergleich zu seiner politischen Geschichte, die immer noch das dominante Paradigma der politischen Entwicklung Europas in der frühen Neuzeit ist - das Paradigma des Absolutismus -, scheint die religiöse Geschichte Frankreichs einen ganz eigenen Weg gegangen zu sein und ist viel schwieriger zu bewältigen. Erstens steht sie quer zur Standardchronologie beider Reformationen, erst der protestantischen, dann der katholischen, denn die französischen Versionen beider Reformationen kommen erst sehr viel später in Gang als an anderen Orten in Europa. Insbesondere die katholische Version erscheint als besonders verspätet, was Vergleiche mit anderen Teilen Europas besonders heikel macht; dies führt die Historiker oft zu der Annahme, dass Frankreich die Entwicklungen in anderen Teilen Europas schlicht kopiert oder entlehnt habe. Zweitens ist der institutionspolitische Rahmen von Bedeutung, nämlich die anhaltende Präsenz einer starken protestantischen Minderheit und einer Monarchie, die dazu in der Lage ist, die Staatsräson über andere, z. B. religiöse Erwägungen zu stellen; das heißt jedoch, dass sich dieser Rahmen nicht in die Paradigmen einpassen lässt, wie etwa das der Konfessionalisierung, das derzeit von den Historikern auf einen Großteil von Mittel- und Nordeuropa in der Zeit von Luther bis zum Westfälischen Frieden (c. 1520 - ca. 1650) angewandt wird.
Aber diese Probleme tauchen nicht nur auf, wenn wir die Entwicklungen in Frankreich mit denen in Europa im Allgemeinen vergleichen. Während kein Zweifel daran besteht, dass der französische Katholizismus insbesondere im 17. Jahrhundert eine Menge aus anderen Kontexten entlehnt hat, ist das Verständnis der Entlehnungen auf meinem Forschungsfeld nicht so unkompliziert, wie es früher erschien. In älteren Interpretationen der Auswirkungen der Religionskriege wird angenommen, dass Entlehnungen praktisch das Einzige waren, wozu Frankreich um 1600 in der Lage war. Aber diese Annahme erodierte allmählich und machte den Weg frei für andere Interpretationen, insbesondere für jene, die sowohl der Dynamik als auch den Nachwirkungen von religiösen Konflikten des 16. Jahrhunderts Rechnung trugen. Im Gegenzug konnte man dadurch verstehen, warum die treibenden Kräfte des religiösen Wandels im Frankreich des 17. Jahrhunderts manchmal ungewöhnlich unabhängig handeln konnten, gleichzeitig jedoch auch gegenüber weiteren inneren Spaltungen verwundbar waren, die aus ihren eigenen Vorstellungen einer katholischen Version der gottesfürchtigen Gesellschaft entstanden. Anhand einiger ausgewählter Themen möchte ich eine Interpretation der Reichweite und Grenzen solcher Modelle von Wandel/Konflikt bis zu jenem Punkt versuchen, an dem andere Interpretationsmodelle zum Zuge kommen, die auf den nachfolgenden Erfahrungen Frankreichs beruhen (insbesondere die Revolution) und eine andere Lesart der französischen Religionsgeschichte (Entchristianisierung, Aufklärung) vorschlagen.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Bergin, Joseph (London, 2015)
A history of France Palgrave essential histories
Bergin, Joseph (New Haven, Conn. [u.a.], 2014)
The politics of religion in early modern France
Bergin, Joseph (New Haven, Conn. [u.a.], 2009)
Church, society and religious change in France, 1580 - 1730
Bergin, Joseph (2008)
Kirche und Geld im vormodernen Europa
Bergin, Joseph (New Haven, Conn. [u.a.], 2004)
Crown, church and episcopate under Louis XIV
Bergin, Joseph (2003)
The place of seminaries and colleges in clerical education in 17th century France : a sketch
Bergin, Joseph (1999)
The Counter-Reformation church and it's bishops
Bergin, Joseph (Manchester [u.a.], 1997)
The rise of Richelieu Studies in early modern European history