Alain Schnapp, Dr.
Professor der Archäologie
Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne
Direktor, Institut National d'Histoire de l'Art, Paris
Born in 1946 in Paris, France
Studied History at the Université Paris 1 (Panthéon-Sorbonne)
Arbeitsvorhaben
Bausteine zu einer komparativen Geschichte der Ruinen
We are used to looking at the past as a privilege of our conception of history. Albeit we accept in Momigliano's terms the existence of "alien wisdom", we rarely pay our tribute to the experience of non-Western antiquarians and to the existence of different kinds of antiquarianism.I will try to explore this question in considering Western and Eastern approaches to past material culture ? Egyptian, Mesopotamian and Chinese, looking to the definition of the past and the use of "ruins". If we accept that Western Classical antiquarianism is one pole of a wide spectrum of exploring the past and that the Chinese tradition is an opposite pole of a different
approach, we should consider that the ancient Egyptians, the ancient Mesopotamians and in one way the ancient Americans had to create a mechanism for exploring the past. Even the people of the most remote prehistory tried to establish some contact, some consciousness of the past, if we follow André Leroi-Gourhan, who attracted attention to what he called "a collection of curiosities", unusual fossils, exotic or rare stones, deposited in the post-Mousterian layers of the grotte du Renne at Arcy sur Cure. Whatever the status of these particular objects, such "collections" have been noted by prehistorians in other contexts. This leads us to propose that some curiosity for the unusual, the distant, lies in the essence of humanity. If we accept this assumption, any society - from hunter-gatherer to the greatest empires - needs an experience and a practice of the past. I will try to focus on the basic elements that determine the relation between man and the past.
In doing this, I'm conscious that the past is not history, in the Greek sense of historie, but I'm convinced that the observing, the collecting, the excavating, the restoring of objects and monuments is a part of a process that can create a sense of ruins and a feeling for history, following the path of both material and immaterial memory.
Are ruins part of the natural or the cultural world? Is antiquarianism a valid concept for exploring the diversity of man's attitude toward the past? Do conceptions of ruins reflect different cultures' different ways of confronting the past?
Recommended Reading
Schnapp, Alain. Le chasseur et la cité: chasse et érotique en Grèce ancienne. Paris: Albin Michel, 1996.
-. The Discovery of the Past (original edition in French: La découverte du Passé). London: British Museum Press and New York: Abrams, 1996.
-. "Vestiges, Monuments, and Ruins: The East Faces West." In The Art Historian: National Traditions and Institutional Practices, edited by Michael F. Zimmermann, 2-24. New Haven: Yale University Press, 2003.
Kolloquium, 16.01.2007
Ruinen zwischen Erinnerung und Vergessen
Wir pflegen die Vergangenheit als eine weite Landschaft zu betrachten, die das bevorzugte Verbreitungsgebiet unserer westlichen Geschichtsauffassung umfasst. Selbst wenn Momigliano unsere Aufmerksamkeit in einem berühmten Buch auf die "Weisheit der Barbaren" gelenkt hat, schenken wir doch den Antiquaren, die sich mit außereuropäischen Gebieten beschäftigen, nur wenig Aufmerksamkeit; und nur selten stellen wir uns ernsthaft die Frage nach den unterschiedlichen Praktiken antiquarischer Betrachtung in den verschiedenen Gesellschaften. Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, müssen wir uns zunächst dem Wesen antiquarischer Betrachtung zuwenden. In seiner überzeugenden Definition stellt Momigliano den Antiquar dem Historiker gegenüber. Beide sind zwar damit beschäftigt, Informationen zu sammeln, und versuchen, die ferne Vergangenheit zu verstehen, aber ihre Neugier ist verschiedener Art. Denn der Historiker, sagt er, erforscht die Geschichte in ihrer Problematik und hält sich dabei an die Chronologie. Der Antiquar hingegen interessiert sich für jede Art von Belegen, sofern sie nur aus alten Zeiten stammen: ihre Form, ihre Typologie, die Technik ihrer Herstellung sind reizvolle Probleme, die die Neugier des Antiquars erwecken.
Wenn ich mich der materiellen Seite dieses Strebens nach Wissen über Vergangenheit zuwende, das heißt, den Objekten und Monumenten, so bin ich mir durchaus bewusst, dass der Begriff des Monuments in der jeweiligen Kultur eine unterschiedliche Bedeutung hat und dass ich mit meiner Fragestellung notgedrungen die schriftbesitzenden Kulturen in den Vordergrund stelle. Dennoch scheinen mir meine Überlegungen den Ansprüchen einer vergleichenden Betrachtungsweise zu genügen, wenn ich zu verstehen suche, wie die unterschiedlichen Traditionen in Orient und Okzident - jede auf ihre Art - dem Dialog und Wettstreit zwischen Text und Monument einen besonderen Platz zuweisen. Es bleibt zu bestimmen, was mit westlicher Tradition gemeint ist: die Bewohner Ägyptens und Mesopotamiens haben einen gewaltigen Beitrag zur Praxis der Bewahrung der Erinnerung geleistet, an der sich die Griechen, die Römer und die Vorläufer der Renaissance orientieren konnten. Wenn wir davon ausgehen, dass die westliche Altertumswissenschaft, die der Archäologie im heutigen Sinne des Wortes vorausgeht, ein Endpunkt auf einer langen Zeitachse der Vergangenheitserforschung ist und die Tradition der Chinesen den anderen Endpunkt bildet, lässt dies breiten Raum für eine Einordnung der Mittel, derer sich die alten Ägypter und Mesopotamier und viele andere bedienten, um die Vergangenheit zu entdecken.
Sind Ruinen ein Mittel, um das Gleichgewicht zwischen Erinnerung und Vergessen zu sichern? Ohne Erinnerung kann keine Gesellschaft überleben, aber das Vergessen nutzt der Unbefangenheit gegenüber der Vergangenheit.
Den Vereinigten Staaten
Amerika, du hast es besser
Als unser Kontinent, der alte,
Hast keine verfallenen Schlösser
Und keine Basalte.
Dich stört nicht im Innern,
Zu lebendiger Zeit,
Unnützes Erinnern
Und vergeblicher Streit.
Johann Wolfgang von Goethe (1827)
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Schnapp, Alain (Düsseldorf, 2015)
Klassische Archäologie : Meyer-Struckmann-Preis 2014: Alain Schnapp Reden zur Verleihung des Meyer-Struckmann-Preises durch die Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ; Bd. 9
Schnapp, Alain (2012)
The many dimensions of the antiquary's practice
Schnapp, Alain (2011)
Ruinen als Darstellung der Gesellschaften zwischen Morgenland und Abendland
Schnapp, Alain (2011)
Schnapp, Alain (2007)
Le 'Antiquités Nationales' dimenticate, da Guizot a Carcopino
Schnapp, Alain (Paris, 1997)
Le chasseur et la cité : chasse et érotique en Grèce ancienne L'évolution de l'humanité
Schnapp, Alain (1996)
Città e campagna : l'immagine della "polis" da Omero all'età classica
Schnapp, Alain (Paris, 1993)
La conquête du passé : aux origines de l'archéologie
Schnapp, Alain (1990)
Schnapp, Alain ()
Storia dei giovani ; 1 ; Dall'antichità all'età moderna Storia dei giovani ; 1.