Moira Jean Gatens, Ph.D.
Professorin der Philosophie
Universität Sydney
Born in 1954 in London
Studied Philosophy at the University of New South Wales and Philosophy at the University of Sydney
Arbeitsvorhaben
George Eliot: Literatur als experimentelle Philosophie
My project is composed of four interweaving strands. First, it aims to challenge a view of genre and gender that has become orthodoxy in contemporary theory. Second, it aims to offer an account of the influence of Spinoza and Feuerbach on Eliot's views on the imagination, religion, and morality. Third, it seeks to build on the first two strands in order to interpret Eliot's novels as philosophical writing. Finally, the project aims to use insights gained from Eliot's works in the construction of a socially engaged, more inclusive conception of philosophy.My major focus during the 2007/08 academic year will be strand two. Many scholars have claimed Eliot was a "thoroughgoing positivist". I will argue that this view is mistaken. Eliot translated Spinoza's Theologico-Political Treatise in 1849, his Ethics in 1856, and Feuerbach's Essence of Christianity in 1854. The close connections between human imagination, affect, and cognition, which are characteristic of this school of thought, resonate throughout all of Eliot's writings. It will be argued that an appreciation of the philosophical sources underlying Eliot's deep concern with the interaction between an individual and her/his milieu is necessary if an adequate understanding of her/his philosophy of freedom, responsibility, morality, and religion is to be achieved.
Recommended Reading
Gatens, Moira Jean. Imaginary Bodies: Ethics, Power and Corporeality. London: Routledge, 1996.
Gatens, Moira Jean and Genevieve Lloyd. Collective Imaginings: Spinoza, Past and Present. London and New York: Routledge, 1999.
Gatens, Moira Jean. "George Eliot's 'Incarnation of the Divine' in Romola and Benedict Spinoza's 'Blessedness': A Double Reading". George Eliot - George Henry Lewes Studies, forthcoming September, 2007.
Kolloquium, 29.04.2008
George Eliots experimentelle Philosophie. Die Einflüsse Spinozas und Feuerbachs
Benedictus de Spinoza (1632-1677) Ludwig Feuerbach (1804-1872)
Wie auch andere herausragende Persönlichkeiten der viktorianischen Ära - etwa Charles Darwin und Herbert Spencer - kämpfte Mary Anne Evans (1819-1880) angesichts der naturwissenschaftlichen Einflüsse mit ihrem Glauben. Mit Anfang Zwanzig verwarf Evans die buchstäbliche Wahrheit des Christentums. 1851 zog sie nach London und wurde die heimliche Herausgeberin eines der wichtigsten Journale: der "Westminster Review". Auch schrieb sie viele Artikel für dieses Blatt, etwa Buchrezensionen, Kommentare zu sozialen und politischen Themen (z. B. Ehegesetze, Wahlrecht) und Berichte über zeitgenössische Werke aus Frankreich und Deutschland. Evans übersetzte 1846 "Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet" von David Friedrich Strauß, 1854 "Das Wesen des Christentums" Ludwig Feuerbachs und 1856 die "Ethik" Benedictus de Spinozas. Alle drei Theoretiker waren wichtige Figuren in der deutschen "höheren Kritik", deren Einfluss auf das britische Denken im Viktorianischen Zeitalter im Wesentlichen auf sie zurückgeht. Die "höhere Kritik" interpretierte die Heilige Schrift als einen historischen Bericht vom menschlichen Streben, dem Leben, Tod und Leiden einen Sinn zu geben und den Platz des Menschen in der Natur zu bestimmen. Evans' Religionsauffassung stand unter dem starken Einfluss von Feuerbach und kann als Naturgeschichte der Entstehung und Entwicklung menschlicher Werte verstanden werden. Obwohl sie die Tröstungen der Religion als Illusion verstand, hielt sie die ethischen Werte, die Religion vermittelt, keinesfalls für illusionär. Das Problem besteht darin, wie man diese Werte innerhalb der Natur verankert und sie in Abwesenheit eines transzendenten Gottes ehrt und achtet.
1856 begann Evans unter dem Namen George Eliot Romane zu schreiben. Dazu gehören: "Adam Bede" (1859), "The Mill on the Floss" (1860), "Silas Marner (1861), "Romola" (1863), "Felix Holt" (1866), "Middlemarch" (1872), and "Daniel Deronda" (1876). In ihren Romanen versuchte Eliot, jene Dinge immanent und naturalistisch auszudrücken, die von der Religion als transzendent und übernatürlich postuliert wurden. Der Roman mag als seltsames Medium für ein derartiges Bestreben erscheinen. Im 19. Jahrhundert wurde der Roman kaum als echte Kunstform anerkannt. Eliot zählte zu den ersten, die das ethische Potential des Romans theoretisch formulierten und ihn als ernsthaftes Medium für philosophisches Denken betrachteten. Ich zeige, dass Eliots Romane als ein Versuch verstanden werden sollten, Philosophie auf eine neue, gleichsam 'verkörperte' Art praktisch umzusetzen. Ihre Entscheidung, Romane anstelle von konventionellen philosophischen Texten zu schreiben, spiegelt ihren Wunsch wider, die imaginativen, affektiven und kognitiven Kräfte ihrer Leser gleichermaßen aktiv zu beschäftigen. Ihrer Meinung nach ist Phantasie die Grundlage unserer Disposition, Mitgefühl für unsere Mitmenschen zu empfinden. Es ist genau diese Disposition, die sie als moralisches Wissen in ihren Romanen umsetzen und verfeinern wollte.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Gatens, Moira Jean (Cham, 2019)
Imagination, religion, and morality : what did George Eliot lean from Spinoza and Feuerbach?
Gatens, Moira Jean (Oxford, 2019)
Institutional transformations : imagination, embodiment, and affect
Gatens, Moira Jean (Assen, 2011)
Gatens, Moira Jean (2009)
The art and philosophy of George Eliot
Gatens, Moira Jean (Oxford, 2008)
Gatens, Moira Jean (2004)
Gatens, Moira Jean (London [u.a.], 1999)
Collective imaginings : Spinoza, past and present
Gatens, Moira Jean (Cambridge [u.a.], 1998)
Gender and institutions : welfare, work and citizenship Reshaping Australian institutions