Elizabeth Jelin, PH.D.
Professorin der Soziologie
Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas, Argentinien
Instituto de Desarrollo Económico y Social, Buenos Aires
Born in 1941 in Buenos Aires
Studied Sociology at the University of Texas at Austin
Arbeitsvorhaben
Familie, Fotografie und Erinnerung im öffentlichen und privaten Leben
The project consists of a series of explorations of the links between visual images (photography), subjectivity, family and social bonds, and political action. In particular, it is about the connections between memory, identity, and family and public life, anchored in previous fields and theoretical research on memories of political violence and state repression, on family and gender, and on photography in everyday life, carried out in the Southern Cone of Latin America and more in-depth in Argentina.Three strands come together in the project. First, an exploration of the ways in which communities and individuals respond to photographs that have been taken of them (or their communities) in the past. Fieldwork for this project consisted of a provocation for "memory work". The idea of "memory work", or rather "the labors of memory" (the title of my recent book), is a second strand of my research, namely the study of the struggles for memory after periods of state repression and political violence. Photographs have been widely used in these personal, social, and political struggles over memory. The icon of Latin American state terrorism is, without doubt, the photograph of the disappeared relative that mothers carry in marches and demonstrations. Third, it is in this convergence of photographs as memory supports with the public visibility of family (especially motherhood) that I encounter the key issues I want to study, particularly the way this process operates or resonates with people of different generations and how it is transformed over time. Family photographs help constitute family memory, and their absence (especially when it is linked to political catastrophes) seems to create a void and a gap both in memory and in intergenerational communication. However, the distance between private family mourning and memory, on the one hand, and social and political action, on the other, requires further recognition and scrutiny.
Recommended Reading
Jelin, Elizabeth and Pablo Vila. Podría ser yo. Los sectores populares en imagen y palabra. Buenos Aires: CEDES / Ediciones de la Flor, 1987 (with photographs by Alicia D'Amico).
Jelin, Elizabeth. Pan y afectos. La transformación de las familias. Buenos Aires: Fondo de Cultura Económica, 1998.
Jelin, Elizabeth. State Repression and the Labors of Memory. Minneapolis, Minn.: University of Minnesota Press, 2003.
Kolloquium, 17.06.2008
Verlagerte Rosen oder der Mythos von Eldorado: Reisen durch Zeit, Raum, Bild und Stille
Der Spiegel ist auf Eldorado gerichtet, einen jungfräulichen subtropischen Landstrich im Nordosten Argentiniens, etwa um 1920. Ich gehe einigen Linien der Geschichte dieses Landstrichs während der folgenden drei Jahrzehnte nach. Man kann diese Geschichte als jenen Prozess verstehen, durch den "Zivilisation", Moderne und Fortschritt in eine ungezähmte Wildnis gebracht wurden. Der Hauptweg war die Einwanderung aus Europa, die teilweise deswegen stattfand, weil die Menschen Armut, Unfrieden und Zerstörung entkommen wollten. Sie wurden von einer goldenen Zukunft in Wohlstand und Glück magnetisch angezogen; das war die andere Seite der Medaille.
Einige waren erfolgreich; es zeigte sich, dass Flucht unmöglich war. Wie in anderen sind auch in diesem Fall die "Örtlichkeit" und das "Örtliche" nicht das, was übrig bleibt oder was aus dem Zentrum herausgehalten werden kann. Sie sind vielmehr Teile einer vielfältig verknüpften Welt. Die von mir vorgeschlagene Aufgabe entspringt einem Versuch, das "Örtliche, Lokale" nicht im Gegensatz zum "Globalen" oder zum "Makro-" begrifflich zu fassen, sondern eher als ein verschobenes Zentrum, von dem aus die Welt betrachtet werden kann, eine Basis, von der aus die Verbindungsnetze zu anderen Orten, Völkern und Institutionen hergestellt und wieder abgebrochen, geformt und wieder neu geformt werden. Von diesem dezentrierten Zentrum aus betrachtet wird die Geschichte "Europas" nicht mehr zur Geschichte eines Ortes, sondern zur Geschichte der Netze und Flüsse - von Menschen oder politischen und institutionellen Verknüpfungen, von wirtschaftlichen Interessen, von persönlichen und familiären Bindungen. Persönliche Briefe und Fotografien, die geschickt und empfangen werden, Auto- und Familienbiografien und Fotoalben sind die Mittel, um solche Flüsse zu erforschen. Auch gibt es die eher konventionellen öffentlichen Dokumente und gedruckte Zeitungen. Auch ist dies eine Geschichte des Verschwiegenen und des Schweigens, das als solches aufgedeckt werden soll.
Der Fall Eldorado wird herangezogen, um einige Fragen zu allgemeineren Themen in der Sozialforschung zu reflektieren: Die begriffliche Fassung des Örtlichen und Globalen, der Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie; die Trennung zwischen dem Privaten und Öffentlichen; die Spaltung, die wir zwischen Vernunft und Objektivität auf der einen und Leidenschaften und Gefühlen auf der anderen Seite konstruieren; die "verkörperte" Verknüpfung zwischen wissenschaftlicher Forschung, intellektuellen Verpflichtungen und der Öffentlichkeit; vielleicht etwas über Zufall und Entscheidung oder Wahl beim Stellen von Forschungsfragen.
Eine letzte Bemerkung: meine Darstellung der Geschichte von Eldorado befindet sich in einer viel früheren Phase des Arbeitsprozesses als jene, die man für gewöhnlich mit dem Etikett work in progress versieht. Ich sehe das als etwas, das an die erste Seite eines scheinbar leeren Notizbuchs erinnert: da gibt es verborgene Zeichnungen, Linien und Farben, die man entdecken kann, indem man die Seiten nass macht; dennoch zeigen sie sich nur in einer unvorhersehbaren Kombination mit dem, was der Träger des Notizbuchs - in diesem Fall ich - mit Bleistift und Farbe in die Szene einbringt.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Jelin, Elizabeth (Cham, 2022)
Across the Atlantic : silences and memories of nazism in remote lands (Eldorado, Misiones)
Jelin, Elizabeth (Lima, 2012)
Los trabajos de la memoria Estudios sobre memoria y violencia ; 1
Jelin, Elizabeth (Buenos Aires, 2010)
Fotografía e identidad : captura por la cámara, devolución por la memória
Jelin, Elizabeth (2009)
Jelin, Elizabeth (2009)
Translocated roses or the myth of Eldorado : journey through time, space, image and silence
Jelin, Elizabeth (2008)
Gender and the family in public policy : a comparative view of Argentina and Sweden
Jelin, Elizabeth (Buenos Aires, 2006)
El pasado en el futuro : los movimientos juveniles Colección Memorias de la represión ; 11
Jelin, Elizabeth (Buenos Aires, 2006)
Subjetividad y figuras de la memoria Colección Memorias de la represión ; 12
Jelin, Elizabeth ([Madrid], 2005)
Escrituras, imágenes y escenarios ante la represión Memorias de la represión ; 9
Jelin, Elizabeth (Madrid, 2004)
Iglesia, represión y memoria : el caso chileno Memorias de la represión ; 8