Randolph M. Nesse, Ph.D.
Professor der Psychiatrie, Professor der Psychologie
University of Michigan, Ann Arbor
Born in 1948 in the USA
Studied Social Psychology, Medicine, and Residency in Psychiatry at Carleton College, Northfield, Minnesota and at the University of Michigan
Schwerpunkt
Evolutionäre Medizin
Arbeitsvorhaben
Evolution und Geisteskrankheiten
Our focus group will collaborate to develop work in the new field of Darwinian Medicine. While evolutionary biology has been integral to certain areas of medical research, such as antibiotic resistance and genetics, the principles of natural selection are only now being applied in many other areas of medicine. The field has generated enormous interest, but so far it has no textbook, no journal and no scientific society. We hope to make good progress towards creating resources that will facilitate communication, collaboration and teaching about evolution and medicine.My related personal project is to finish a book on evolution and mood disorders. Research on depression has mostly been limited to proximate studies of the mechanisms of depression. The missing piece to this puzzle, it seems to me, is an understanding of why the capacity for mood exists at all, and why natural selection has shaped mood regulation mechanisms so vulnerable to dysregulation. Far from trying to understand humans in crude terms as just one more species, this evolutionary approach offers a nomothetic framework for incorporating the idiographic narratives that explain the origins of depression in an individual. If all goes well, by the time I arrive at the Wissenschaftskolleg, I should have made further progress on my current project to understand how social selection shaped human capacities for altruism and our remarkable sensitivity to others' opinions. This may well help to enrich my work on the evolutionary origins of mood and why depression is so prevalent.
Recommended Reading
Nesse, Randolph M. and George C. Williams: Why We Get Sick: The New Science of Darwinian Medicine. New York: Vintage Books, 1995. German edition: Warum wir krank werden. München: Beck, 1997.
Nesse, Randolph M., ed. Evolution and the Capacity for Commitment. New York: Russell Sage, 2001.
Nesse, Randolph M. "Natural Selection and the Regulation of Defensive Responses." Evolution and Human Behavior 26 (2005): 88-105.
Kolloquium, 15.04.2008
Warum es Depression gibt
Trotz jahrtausendelangem Nachdenken und Jahrzehnten nomothetischer Forschung wissen wir immer noch nicht, was die Ursache für Depressionen ist. Bei der Diagnose von Depressionen gibt es keine biologischen Marker. Auch unterscheiden sich Depressive von normalen Menschen nicht durch eine spezifische Abnormität des Gehirns. Die Unterscheidung zwischen normalen und abnormalen Depressionssymptomen ist wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen. Der langsame Fortschritt kommt vielleicht daher, dass wir uns nur auf den naheliegenden Teil der Biologie beziehen. Ein evolutionsbiologischer Ansatz stellt eine neue Frage: Warum hat die natürliche Auslese alle Menschen so depressionsanfällig gemacht? Von den sechs möglichen Antworten der Evolutionsmedizin ist die wahrscheinlichste, dass Depression die Fehlregulation einer normalen Reaktion ist. Variierende Stimmungen sind eine nützliche Fähigkeit, die von der natürlichen Auslese geformt wurde. In Situationen, in denen sich Anstrengungen lohnen, sind Hochgefühle von Vorteil. In Situationen, in denen Anstrengungen nicht zum gewünschten Ziel führen, schützen Gefühle von Niedergeschlagenheit vor Verlusten und regen die Suche nach alternativen Strategien an. Wenn nichts zum Erfolg führt, sorgt die schlechte Stimmung dafür, dass man die Verfolgung des Ziels aufgibt. Wenn jemand ein unerreichbares Ziel nicht aufgeben kann, wird die Niedergeschlagenheit wahrscheinlich eskalieren und zu einer Depression führen. Viele Hinweise bestätigen, dass Stimmung eine Funktion der Erfolgsquote ist und dieser angepasst wird. Dennoch ist noch nicht geklärt, welche Bedeutung die Verfolgung unerreichbarer Ziele für die Entstehung einer klinischen Depression hat; auch wissen wir nicht, ob Unterschiede in der Motivationsstruktur zur Erklärung kultureller Unterschiede bei den Erkrankungsraten dienlich sind. Um dies zu klären, bedarf es neuer Strategien zur Analyse idiographischer Motivationsstrukturen. Zudem ist auch weitere Arbeit zum Verständnis der Hirnmechanismen notwendig, die normale Stimmungsumschwünge regeln, und zum Verständnis der evolutionären Gründe für die große individuelle Variationsbreite bei diesen Mechanismen. Auch müssen wir untersuchen, warum die natürliche Auslese die Stimmungssysteme so störanfällig gelassen hat. Abgesehen davon, dass mit diesem Ansatz neue Wege in der Forschung beschritten werden können, kann er auch in der Behandlung unmittelbar angewandt werden. Indem dieser Ansatz zutiefst idiographische Daten in einem biologischen nomothetischen Theorierahmen fasst, kann man sich erneut auf die Herausforderung konzentrieren, individuelle Leben zu verstehen. Vielleicht trägt der Ansatz in der Psychiatrie auch dazu bei, einige Investitionen neu zu verteilen: von unerreichbaren hin zu erreichbaren Zielen.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Nesse, Randolph M. (2010)
Social selection and the origins of culture
Nesse, Randolph M. (2010)
Evolution : medicine's most basic science
Nesse, Randolph M. (2010)
Making evolutionary biology a basic science for medicine
Nesse, Randolph M. (2010)
Evolutionary perspectives on health and medicine
Nesse, Randolph M. (2009)
Nesse, Randolph M. (2009)
Explaining depression : neuroscience is not enough, evolution is essential
Nesse, Randolph M. (2009)
Evolutionary and proximate explanations
Nesse, Randolph M. (2009)
Evolution, emotions, and emotional disorders
Nesse, Randolph M. (2009)
Evolution at 150 : time for truly biological psychiatry
Nesse, Randolph M. (2009)
Digesting evolution : Bookreview: Michael L. Power and Jay Schulkin:The Evolution of Obestity