Melanie Trede, Dr. phil.
Professorin für Kunstgeschichte Ostasiens
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Zentrum für Ostasienwissenschaften
Geboren 1963 in Heidelberg, Deutschland
Studium der Europäischen Kunstgeschichte, Kunstgeschichte Ostasiens und Japanologie an der Freien Universität Berlin, der Universität Heidelberg, der Waseda Universität, Tokio und der Gakushûin Universität, Tokio
Arbeitsvorhaben
Die politische und visuelle Instrumentalisierung von Mythen in japanischen Bilderzählungen
Die japanische narrative Malerei im Querrollenformat ist eine bis ins achte Jahrhundert zurückreichende künstlerische Form, die dank der zahlreich erhaltenen, herausragenden Objekte als kulturelles Aushängeschild der japanischen Kunstgeschichte auch gegenüber dem Ausland propagiert wird. In der Forschung wurden bisher die diverse narrative Inhalte umfassenden Werke in erster Linie als Einzelobjekte unter stilistischen, formalen und ikonographischen Gesichtspunkten analysiert.Das vorliegende Projekt widmet sich dagegen einer Legende mit ihren unterschiedlichen visuellen Interpretationen vom 15. bis 20. Jahrhundert und konzentriert sich auf die politischen, sozialen, ästhetischen und bildmateriellen Implikationen einzelner Fallbeispiele. Anhand eines spezifisch japanischen Themas soll die Diskussion zur europäischen Kunstgeschichte hin geöffnet werden, indem übergreifende Fragen in den Vordergrund gestellt werden. Die politische Relevanz von Aufträgen eines hochrangigen Mäzenatentums; die sich wandelnden Bildevaluationen in kunsttheoretischen Abhandlungen sowie populärer Literatur; das Phänomen der Fragmentierung von Malereien und deren veränderte Rezeption in neuen bildformalen und räumlichen Zusammenhängen; und das Wiederaufleben antiker Mythen in Bildern der Moderne als wesentlicher Bestandteil der Nationenkonstruktion sind zentrale Fragen des geplanten Buchprojektes.
Lektüreempfehlung
Trede, Melanie. Image, Text and Audience: The Taishokan Narrative in Visual Representations of the Early Modern Period in Japan. Hamburg, New York: Peter Lang, 2003.
Trede, Melanie. "Terminology and Ideology: Coming to Terms with Classicism in Japanese Art Historical Writing." In Critical Perspectives on "Classicism" in Japanese Painting, 1600(1700, herausgegeben von Elizabeth Lillehoj, 21-52. Honolulu: Hawaii Press, 2003.
Trede, Melanie. "Appell an den Kriegsgott: Ikonographische Innovationen im Dienst politischer Rivalität." In Konflikt. Heidelberger Jahrbücher 48 (2204), herausgegeben von Frank R. Pfetsch, 255-277. Berlin und Heidelberg: Springer, 2005.
Trede, Melanie. "Das wandelbare japanischen Bild." In Kunst aus Japan: Die Sammlung John C. Weber, New York, Katalog herausgegeben von Melanie Trede, 20-27. Museum für Ostasiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin: Stiftung Preußischer Kulturbesitz 2006.
(English edition: "Lives of the Japanese Picture." In Arts of Japan: The John C. Weber Collection, New York)
Kolloquium, 29.01.2008
Interventionen in der politischen Ikonografie von Bilderzählungen: Eine antike Kaiserin als populäre Ikone der Moderne
Mein derzeitiges Projekt beschäftigt sich mit der longue durée illuminierter Ursprungslegenden der japanischen Kriegsgottheit Hachiman. Die Legende geht auf die frühesten historischen Annalen Japans aus dem achten Jahrhundert zurück, sie wurde als Konsequenz der Mongoleneinfälle des späten 13. Jahrhunderts radikal verändert und diente seitdem politischen, sozialen und ästhetischen Programmen verschiedener Auftraggeber von Bildern in zahlreichen japanischen Regionen. Drei Fallstudien des 15., 17. und 19. Jahrhunderts stehen im Zentrum des Projekts, die jeweils einen ästhetischen Wendepunkt des facettenreichen Themas markieren.
Im Kolloquium konzentriere ich mich auf die Interpretation der Legende im 19. Jahrhundert, die die Heldin in den Vordergrund rückt, die Mutter der Hachiman-Gottheit. Die prähistorische Kaiserin Jingu-bekannt als Archetyp kolonialer Ansprüche Japans-auf drei unterschiedlichen Entwürfen nationaler Geldscheine in Japan zwischen 1873 und 1881 erscheinen zu lassen, ist unter anderem Resultat politischen Kalküls. Meine Analyse ergibt aber auch, dass Jingus Darstellungen nur deswegen erfolgreich sein konnten, weil sie mit facettenreichen Konnotationen im kollektiven Gedächtnis verankert waren, die in populären und elitären Bildgenres des 18. und 19. Jahrhunderts zum Ausdruck kommen und unterschiedliche soziale, religiöse und politische Bedürfnisse befriedigten.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Trede, Melanie (2007)
Edo: Bilder einer Stadt zwischen visueller Poesie und idealisierte Wirklichkeit
Trede, Melanie (Hong Kong, 2007)
Hiroshige : meisho Edo hyakkei ; one hundred famous views of Edo ; hundert berühmte Ansichten von Edo ... Hiroshige - hundert berühmte Ansichten von Edo
Trede, Melanie (Berlin, 2006)
Trede, Melanie (Berlin, 2006)
Trede, Melanie (2005)
Trede, Melanie (2004)
Terminology and ideology : coming to terms with "classicism" in Japanese art-historical writing
Trede, Melanie (2004)
Trede, Melanie (Frankfurt am Main [u.a.], 2003)
Image, text and audience : the Taishokan narrative in visual representations of the early modern period in Japan Europäische Hochschulschriften ; 399