Candace A. Vogler, Ph.D.
Professorin der Philosophie
Universität Chicago
Born in 1960 in Seattle, Wash., USA
Studied Philosophy at the University of Pittsburgh
Arbeitsvorhaben
Intentionalität Lesen
Elizabeth Anscombe began investigating intention in action in her 1957 monograph, Intention. Partly inspired by Donald Davidson's fondness for that slender volume, Anglophone philosophers of action came increasingly to cite Intention with filial piety or substantive approval, and then to attribute theses to Anscombe that she did not propound (such as that moral goodness is the constitutive principle of willing, or that psychological states pertinent to action can have one of two directions of fit), to find tendencies in her work that she argued against (such as behaviorism), and to provide summaries of her position that are inconsistent with her method, arguments, and substantive conclusions (such as that she teaches us to see intention under three headings: Intending to act, acting intentionally, and acting with an intention). Decades of widespread philosophical acclaim marching arm-in-arm with equally widespread philosophical misunderstanding may help to explain why Anscombean practical philosophy is still in its infancy. I have begun work on a book about Intention and about intention. I plan to complete that work at the Wissenschaftskolleg.Recommended Reading
Anscombe, G. E. M. Intention. Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 2000.
Vogler, Candace A. Reasonably Vicious. Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 2002.
Vogler, Candace A. "Modern Moral Philosophy Again: Isolating the Promulgation Problem." Proceedings of the Aristotelian Society 106, 3 (2006).
Vogler, Candace A. "Anscombe on Practical Inference." In Varieties of Practical Reasoning, edited by Elijah Millgram, Cambridge, Mass.: MIT University Press, 2001.
Kolloquium, 10.06.2008
In Ermangelung eines Nageld
Die zeitgenössischen Philosophen im anglophonen Raum neigen dazu, beim Nachdenken über die praktische Vernunft einer von zwei Möglichkeiten zu folgen:
1. Die praktische Vernunft ist die Vernunft, die dem Nachdenken über Handlungen, Strategien oder über Werte gewidmet ist - d. h. die praktische Vernunft ist die Vernunft, die sich um praktische Themen dreht.
2. Die praktische Vernunft ist die Vernunft im Handeln und in der Strategie.
Auf den ersten Blick hat die menschliche Vernunft immer dieselbe Form, unabhängig von ihrem Gegenstand oder Inhalt. Auf den zweiten Blick hat die praktische Vernunft eine ihr eigene bestimmte Form. Die erste Auffassung ist die gängige, die zweite gewinnt aber an Boden. Bei der ersten Auffassung wendet man sich dem praktischen Schlussfolgern zu, dem Überlegen, den Wertesystemen und dem Zusammenspiel von psychologischen Zuständen in rationalen Entscheidungsprozessen. Bei der zweiten Auffassung widmet man sich Fragen wie: "Was macht aus einem Ereignis eine Handlung?" oder "Wenn die praktische Vernunft von der theoretischen Vernunft nicht durch ihren Gegenstand unterschieden werden kann, worin liegen dann die Unterscheidungsmerkmale der praktischen Vernunft?"
Von den Philosophen, die der zweiten Auffassung anhängen, sind einige der Meinung, dass eine Handlung nur dann eine Handlung ist, wenn sie eine bestimmte Art der psychologischen Quelle hat - d. h. etwa einen Akteur als eine authentische und anerkannte Quelle oder ein Entscheidungsverfahren, das bestimmte Kriterien erfüllt. Andere meinen, dass man Handlungen von anderen Geschehnissen des menschlichen Lebens aufgrund ihrer Beziehung zu Normen und sozialen Praktiken unterscheiden kann. Noch andere, die den Arbeiten von G. E. M. Anscombe folgen, einer englischen Philosophin des 20. Jahrhunderts, die sich seinerseits auf Aristoteles und mittelalterliche Scholastiker beruft, sind der Meinung, dass Handlungen Prozesse sind, die zweckgerichtet sind und mit Fragen nach den Gründen der Handlung erfasst werden können.
Im Streit der anglophonen Philosophen um die praktische Vernunft geistert die Ethik herum. Die meisten Philosophen verschlägt es auf dieses Gebiet, weil sie sich dafür interessieren, ob unmoralisches Verhalten irrational ist, ob moralisches Verhalten rational ist; und abgesehen von den begleitenden gesellschaftlichen Sanktionen und der individuierenden Kraft gemeinschaftsspezifischer Codes moralischen Verhaltens - gibt es mehr zu Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Mut, Anstand und desgleichen zu sagen, als dass sich die Leute oft dafür einsetzen (oder zumindest froh sind, wenn andere das tun)?
In einem Großteil meiner Arbeit zu diesen Fragen habe ich mich mit der Handlungstheorie Anscombes befasst. Da sich die Handlungstheorie Anscombes mit der Rolle der Vernunft im Handeln überhaupt beschäftigt - in guten wie in schlechten Handlungen und auch solchen, die weder gut noch schlecht sind - ist an der Theorie nichts spezifisch moralphilosophisches. Ich habe es tendenziell vermieden, mich mit Ethik zu befassen, denn ich habe Anscombes Argument ernstgenommen, dass die anglophone Philosophie erst noch das philosophische Rüstzeug für eine Ethik ohne Gott entwickeln muss. Ich möchte mein Schweigen nun brechen und einen Aspekt erörtern, der an der Kreuzung von Ethik und praktischer Vernunft steht. Ich möchte normative Entscheidungs- und Wahlmodelle betrachten, die aus der anglophonen Literatur zur rational choice und zu Entscheidungstheorien stammen (außerhalb der philosophischen Disziplin) und sie den Ergebnissen neuer empirischer Untersuchungen zur Risikobewertung von Laien gegenüberstellen.
Es gibt drei Komponenten bei rationalen Entscheidungen, die auf den üblichen normativen Modellen beruhen: was der Akteur will (Ziele, Begehrlichkeiten, Vorlieben oder Zwecke), die voraussichtlichen Handlungen oder Strategien, die in Erwägung gezogen werden (praktikable Optionen oder Mittel) und die Geschehnisse, die der Akteur erwartet, als Ergebnis bestimmter Handlungen oder der Anwendung bestimmter Strategien (Einschätzungen der Zukunft, die manchmal beliefs genannt werden). Die voraussichtlichen Handlungen werden oft nach dem Modell von Lotterien mit verschiedenen Ergebnissen gedacht, Lotterien, die der Akteur annehmen oder ablehnen kann. In solchen Lotterien werden Wahrscheinlichkeitsverteilungen zugeschrieben. Wie das Spiel ausgeht, ist offen. Im Rahmen von Modellen oder Repräsentationen, die die Lotterie zum Vorbild haben, bedeutet Wahl daher: Wahl zwischen verschiedenen Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Die Teilnehmer von Risikobewertungsstudien treffen anscheinend ihre Entscheidungen nicht so, wie diese Modelle es vorschlagen. Anstatt dessen nehmen die Teilnehmer eine Form der Zukunftseinschätzung vor, die normativen Modellen fremd ist. Ich möchte darlegen, dass die Form der Zukunftseinschätzung, um die es für die Teilnehmer an Risikobewertungsstudien geht, tragfähig ist, auch wenn der Inhalt ihres praktischen Urteils zweifelhaft ist. Diese Form gehört zur Ethik wie zur praktischen Vernunft gleichermaßen.