Calin Cotoi, Dr.
Universität Bukarest
Born in 1974 in Timisoara, Romania
Studied Medicine at the University of Medicine and Pharmacy, Cluj-Napoca, Sociology and Anthropology at the Universitatea din Bucuresti and at the University College London
Fellowship
Andrew W. Mellon-Fellow
Arbeitsvorhaben
Die Vorstellung von "Volk" und nationalem Raum in Rumänien während der Jahrhundertwende und der Zwischenkriegszeit. Die "Geopolitisierung" des wissenschaftliches Diskurses
The present project is an attempt to contribute to a critical area: exploring the scientific and political instrumentalization of a few key concepts describing collective identity. The purpose is to "map" the discursive and institutional itineraries through which this set of notions became a focal point of cultural and political thought in various Southeastern European contexts - with a focus on fin-de-siècle and interwar Romania. My intention is to grasp the processes of actual emergence of the terminology of collective identity, more exactly of the various ways national space and "folk" or ethnos were thematized in the scientific discourses of the period.The social contexts investigated in this project are marked by profound discontinuities, forced structural changes, and acute modernization dilemmas. A rather diverse theoretical framework is thus necessary.
Recommended Reading
Cotoi, Calin. Cultural Primordialism and Romanian Interwar Geopolitics: Mirror Readings. Bucharest: Mica Valahie, 2007.
Kolloquium, 24.06.2009
Die Entstehung der Geopolitik im Rumänien der Zwischenkriegszeit. Soziologie, Geographie und ethische Minderheiten
Nach dem Zweiten Weltkrieg passte das Problem der nationalen Minderheiten in Rumänien ziemlich schlecht zum alten historiographischen und geographischen Diskurs über die Kontinuität, Homogenität und Organizität der Nation. Die Entstehung der Geopolitik als einem spezifischen wissenschaftlichen, aber auch pragmatischen und staatszentrierten Diskurs war ein Weg, mit dem "Unbehagen" umzugehen. Die Geopolitik entstand in Verbindung mit explizit politischen Anliegen: insbesondere den Problemen von Transsylvanien und Bessarabien und den ungarischen und ukrainischen Minderheiten. Die Pläne und Projekte zum Austausch der Bevölkerung wurde in diesem wissenschaftlichen Milieu entworfen und vorgeschlagen.
Die selbsternannten Geopolitiker Rumäniens (Anton Golopentia, Ion Conea, N. Al. Radulescu usw.) schufen in ihren Büchern, Rezensionen, Institutionen und Projekten eine explizite Argumentation für die Sozialwissenschaften als ein Arsenal von Instrumenten, mit denen man gesellschaftliche Realitäten und die jeweiligen Zustände des Nationalstaates diagnostizieren konnte, um dessen Überleben unter den rivalisierenden Nachbarstaaten und Großmächten zu erleichtern.
Aus der Perspektive der rumänischen Geopolitiker der Zwischenzeit musste die Wissenschaft zum Instrument ungeformt werden, das man im unaufhörlichen Kampf zwischen den Staaten einsetzen konnte, ein Kampf, in dem nichts im Voraus schon entschieden war. Minderheiten, Geographie, soziale Organisationsformen wurden als Formen der Wirklichkeit betrachtet, die man verstehen und in einem konstanten Fluss von Information und Handlung (Veränderung oder Bewahrung) integrieren musste - zum Besten des Nationalstaates.
Einer der ehrgeizigsten Bevölkerungspläne wurde durch diese "geopolitischen Kreise" entwickelt und unter der Herrschaft des "Staatsführers" Antonescu im Zweiten Weltkrieg in der Ukraine durchgeführt. Das Projekt (und sein Scheitern) bietet die Möglichkeit, die Radikalisierung und Instrumentalisierung der Geopolitik während des Kriegs und die Bedeutung dieser Spezialisten und Technokraten zu untersuchen (sie waren öffentlich viel weniger sichtbar als die Mitglieder der sogenannten "Neuen Generation" oder jene Intellektuellen, die der "Eisernen Garde" verbunden waren), die eine neue radikale Agenda des Staates schufen.