Pietro Bortone, D.Phil.
Klassische Philologie
University of Illinois Chicago
Born in 1966 in Milano
Studied Classical, Medieval, and Modern Greek at King's College London and Linguistic Theory and Comparative Philology at the University of Oxford
Arbeitsvorhaben
Zwischen Griechenland und der Türkei: Veränderungen in der Sprache und in den ethnischen Kategorien
Undertaken from multiple perspectives, this project focuses on the changing constructions of Greek and Turkish identities - both inside and outside of Greece and Turkey. In particular, it considers how these identities are reflected in the Greek and Turkish languages and, conversely, the role that language plays in Greek and Turkish identities. It then analyzes the peculiar and revealing position of a linguistic community that has transitioned from one identity to the other and does not fit into the official discourses of Greek and Turkish identities: Greek-speakers in Turkey who converted to Islam centuries ago and who have come to be regarded as Turks while still retaining their use of the Greek language. Until recently they have had no contacts with Greece or with standard modern Greek, the paradoxical result being that their Greek - invaluable for Greek linguists - is the most archaic form of Greek spoken anywhere, with some features not even found in the artificially archaic Greek that in Greece was promoted as a key to Greek identity.The project thus looks at the history of those who identify themselves as either Greeks or Turks, highlighting changes in the concept of Greekness and of Turkishness; it examines the role of historical narratives, literature, popular culture, emblematic cultural items such as food, and - above all - of language in the debates on ethnic and cultural continuity and "purity" in Greece and Turkey. Background themes in the project include the formation of national identities cross-nationally, historical revisionism, nationalism, the challenges of globalization, diaspora communities, cultural hybridization, the social, political, and psychological uses of collective identities for in-groups and out-groups, the shifting ethnic classification of many communities, and the manifold and optional variables used to assign ethnicity. Among these variables, language is frequently used as a symbol of belonging and continuity and also as the rationale for political claims - but with illuminating variations and exceptions.
Recommended Reading
Bortone, Pietro. Greek Prepositions: from Antiquity to the Present. Oxford: Oxford University Press, 2010.
-. "Greek with no History, no Standard, no Models." Standard Languages and Language Standards: Greek, Past and Present, edited by Alexandra Georgakopoulou. Farnham: Ashgate, 2009.
Kolloquium, 11.01.2011
Ethnische Neuzuordnung, sprachlicher Konservativismus: Zum (Miss)Verständnis der griechischsprachigen Türken am Schwarzen Meer
Die Schwarzmeerküste des Gebiets, das jetzt zur nördlichen Türkei gehört, wurde spätestens seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. von Griechen bewohnt. Nach der Niederlage der Griechen im Griechisch-Türkischen Krieg von 1919-1922 wurden alle Griechen vertrieben. Dieser Krieg war die entscheidende Kraftprobe zwischen zwei alten Feinden, und die Zeit nach diesem Krieg markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des modernen Griechenland. Die Verbannung aus der Türkei bedeutete für zahllose Griechen nicht nur den Verlust der Heimat, sondern auch den Verlust einer Erwartung: dass Griechenland wieder zu gleicher Größe, Stärke und Ansehen einer früheren Ära zurückfinden könne - einer Ära, die für die modernen Griechen das Fundament ihrer Identität und ihrer internationalen Stellung bildeten.
Dennoch trifft man auch fast ein Jahrhundert nach der Vertreibung aller Griechen in abgelegeneren Teilen der Nordosttürkei noch in einigen kleinen Dörfern auf Bewohner, die Griechisch sprechen. Sie selbst verstehen sich jedoch nicht als Griechen, sondern sehen sich wie alle anderen Bewohner der Region als Türken, fromme Muslime und stramme Nationalisten, was dort nichts Ungewöhnliches ist. Ihre Anwesenheit wirft Fragen nach der lokalen Geschichte und nach Netzwerken auf, nach dem Überleben von nicht anerkannten Sprachen, nach der Veränderung der Konstruktion griechischer und türkischer gesellschaftlicher Kategorien und nach den allgemeinen Kriterien für ethnische Klassifikationen. Die griechischsprachigen Türken der Schwarzmeerregion bedienen sich sowohl des Griechischen als auch des Türkischen; man kann dies als eine ständige Verhandlung ihrer Identität verstehen. Das von ihnen gesprochene Griechisch weist Einflüsse des Türkischen auf, doch gleichzeitig ist es eine Goldmine für die griechische Philologie, denn paradoxerweise ist dies das archaischste Griechisch, das weltweit noch gesprochen wird: es zeigt Charakteristika, die noch nicht einmal in dem artifiziell archaischen Griechisch erhalten sind, das man früher in Griechenland als Schlüssel zu wahrem und reinen Griechentum förderte. In der Türkei und in Griechenland sind diese griechischsprachigen Menschen (in dem Maße, in dem man überhaupt von ihnen weiß) oft Gegenstand grober Missverständnisse und sogar Feindseligkeiten, denn sie sitzen gleichermaßen zwischen allen Stühlen der derzeitigen Auffassungen nationaler - griechischer und türkischer - Identität und Kultur.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Bortone, Pietro (Oxford, 2010)
Greek prepositions : from Antiquity to the present
Bortone, Pietro (2009)
Greek with no models, history, or standard : Muslim Pontic Greek
Bortone, Pietro (2003)
On the Ancient Greek nominative
Bortone, Pietro (2002)
Division of labour according to age : the medieval Greek propositional system