Lea Leman Ypi, Dr.
Associate Professor in Political Theory
London School of Economics and Political Science
Born in 1979 in Tirana, Albania
Studied Political Theory at the European University Institute, Florence and Philosophy and Literature at Università degli Studi di Roma "La Sapienza"
Arbeitsvorhaben
The Meaning of Partisanship
What is a political party, and what counts as partisanship? Such questions have for some time been the domain of political science, where one tends to find a formalistic emphasis on organisational structure and the power-seeking behaviour of elites, paired with a notion of citizen partisanship as stable support for a party. The intended project seeks to develop a more normative conception of partisanship that sets it in the context of democratic theory. It takes a step back from the empirical study of parties to reflect on the ideas of partisanship that underlie them. While contemporary political philosophy has tended to say little about partisanship, with attention turned instead to first principles of justice or to modes of citizenship different from partisanship (cf. theories of deliberative democracy), there is a valuable older legacy to draw on. In modern political thought, a central topic was what, if anything, made partisanship consistent with civic and democratic ideals, or even a necessary condition for their realisation. The proposed project begins by identifying what has been lost in the shift from these earlier conceptions to the contemporary study of parties and by assessing what from these earlier accounts is worth retrieving for a renewed conception of partisanship relevant to the contemporary world.The core idea is that partisanship is an associative practice that sustains and enhances political commitment; the project seeks to explore its defining features, its value, the kinds of obligations it entails and its contribution to democratic theory and practice both in normal and in revolutionary circumstances. It tries to show how partisanship, thus understood, differs from alternative forms of political engagement, such as interest groups and elite-based decision-making, and the extent to which partisanship can be reconciled with ideals of deliberative democracy and civic participation. It seeks to show how a richer conception of partisanship provides a sounder basis on which to assess its place in democratic theory and to revise or criticise existing party practices.
Recommended Reading
Ypi, Lea. "On Revolution in Kant and Marx." Political Theory 42, 3 (2014): 262-287.
-. "What's Wrong with Colonialism." Philosophy and Public Affairs 41, 2 (2013): 158-191.
-. Global Justice and Avant-Garde Political Agency. Oxford: Oxford University Press, 2012.
Kolloquium, 26.05.2015
Strukturelle Ungerechtigkeit und die Irrelevanz von Bindungen an natürliche Objekte
Im August 2013 wurde ein australisches Bergbauunternehmen zu einer Geldstrafe von 150.000 $ verurteilt, weil es "Two Women Sitting Down" entweiht und beschädigt hatte - eine heilige Stätte, die unter der Obhut der Kunapa steht, einem Aborigine-Volk, das in der Nähe von Tennant Creek im australischen Nordterritorium lebt. Der Schaden wurde einer Sprengung in einer nahe gelegenen Mine zugeschrieben; diese Sprengung führte dazu, dass ein Felsüberhang einstürzte und eine Felsspalte verschwand, die diesen Ort in zwei Teile gliederte, ein irreparabler Schaden. Obwohl die Vertreter der Aborigines während der Arbeiten konsultiert worden waren, wurde das Bergbauunternehmen beschuldigt, ihr Vertrauen missbraucht und die vollen Auswirkungen der Arbeiten verschwiegen zu haben. Der Einsturz, so die Kunapa, macht es ihnen unmöglich, diesen Ort als Teil eines traditionellen Traumpfads (mythische Landkarte) zu betrachten; dies hinderte die Aborigines daran, ihre Traumzeit (heilige Schöpfungsgegenwart) zu erkennen.
Viele Leute meinen - so auch ich -, dass das Urteil des australischen Gerichts in diesem Fall gerechtfertigt ist. Das Volk der Kunapa musste erhebliche Beeinträchtigungen hinnehmen, ihnen ist in der Tat Unrecht geschehen. Viele Leute finden auch, dass den Kunapa deswegen Unrecht geschehen ist, weil Menschen, die eine Bindung an bestimmte Objekte haben, auch ein besonderes Mitspracherecht haben sollten, wenn es um die Nutzung dieser Objekte geht. Meiner Auffassung nach ist dieses Verständnis des Unrechts allerdings falsch.
Ich möchte zunächst klären, was eine Bindung an äußere Objekte ausmacht, was mit dieser Bindung gerechtfertigt werden könnte und warum sie so anziehend ist. In einem nächsten Schritt schlage ich Folgendes vor: Ebenso wie die Argumente, die auf 'Verbesserung' beruhen, auf 'Verdienst', 'Arbeit' - oder jeder andere Erklärungsversuch, wie die Geschichte unserer Beziehung zu einem bestimmten Objekt uns einen besonderen Anspruch auf dieses Objekt verleiht -, sind auch bindungsbasierte Argumente bestimmten Beschränkungen unterworfen und können nicht für sich betrachtet werden. Und um eine vertretbare Interpretation davon zu entwickeln, warum Akteure, die an bestimmte Objekte gebunden sind, manchmal auch besondere normative Ansprüche auf sie anmelden können, möchte ich einen vielleicht erfolgreicheren Weg vorschlagen: nämlich die Frage zu stellen, ob die Akteure, die solche Ansprüche anmelden, gegenwärtig unter struktureller Ungerechtigkeit leiden. Dann möchte ich erklären, was strukturelle Ungerechtigkeit ist, warum sie von Bedeutung ist und auf welche Weise bindungsbasierte Ansprüche mit ihr verbunden sind. Ich schließe mit Ausführungen zur Kritik an meiner Interpretation und einigen Entgegnungen zu diesen Einwänden.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Ypi, Lea Leman (2019)
Structural injustice, epistemic opacity, and the responsibilities of the oppressed
Ypi, Lea Leman (2017)
Ypi, Lea Leman (2016)
Ypi, Lea Leman (New York, NY, 2016)
Political commitment and the value of partisanship
Ypi, Lea Leman (Oxford [u.a.], 2014)
Kant and colonialism : historical and critical perspectives
Ypi, Lea Leman (2012)
Ypi, Lea Leman (2012)
Ypi, Lea Leman (2012)
Activist political theory and avant-garde agency