Adrián Gorelik, Dr.
Professor of History
National Scientific and Technical Research Council Argentina (CONICET)
Universidad Nacional de Quilmes, Buenos Aires
Born in 1957 in Mercedes, Argentina
Studied Architecture and History at the University of Buenos Aires
Arbeitsvorhaben
Ideas, Ideals, and Ideologies of the City in Latin America
The project will trace a history of representations of the city in 20th-century Latin America, studying the ways the city appears in social thought: as an idea, as a project, as a problem. At different times and in different cultural configurations, different approaches and definitions produce the variety of depictions of cities we find in cultural essays, social sciences, history, urbanism, and literary criticism. These depictions will be addressed as "analogous cities", that is, cities imagined by arts and literature, written by social sciences, or projected by architecture and urbanism, cities that coexist, one over the other, producing layers of meaning about the "real city". They reveal the close relations between cultural symbolizations, conceptualizations, and city building, showing the historical framework within which the city and its representations are mutually shaped. These "analogous cities" may also be thought of as a territory for the symbolic battles in which Latin American culture interacted with international debate. In this regard, the transnational flow of ideas has always accompanied urban life on the continent, and Latin American cities have repeatedly operated as a laboratory of Western thought. This was exactly the case in one of the episodes described in this project: the production of the idea of the "Latin American city" as a figure of social thought between the post-World War II period and the seventies. The project deals with the different meanings that the "city" began to possess in moments of enormous transformations of social life, politics, and culture in Latin America: the material city, which was growing rapidly because of massive rural migrations; the city imagined by a new agenda of the international social sciences, which placed its expectations for an accelerated modernization of the continent on urban development; and the city anathematized by the radical positions of political and cultural critique, which stressed its long-term domination of Latin American life. All this embodies an unusual moment of building a "Latin American urban culture".Recommended Reading
Gorelik, Adrián. Das vanguardas à Brasília: cultura urbana e arquitetura na América Latina. Belo Horizonte: Editora UFMG, 2005.
-. Miradas sobre Buenos Aires: historia cultural y crítica. Buenos Aires: Siglo XXI, 2004.
-. La grilla y el parque: espacio público y cultura urbana en Buenos Aires, 1887-1936. Buenos Aires: Editorial de UNQ, 1998.
Kolloquium
Ideen, Ideale und Ideologien der Stadt in Lateinamerika
In meinem Projekt möchte ich zwei analytische Perspektiven mischen, die meine Arbeit als Kulturhistoriker definiert haben und die ich in Form von zwei Fragen zusammenfasse: Wie "schreiben" wir die Stadt? Auf welche Weise denken wir über die urbane Kultur Lateinamerikas nach? Im Kolloquium möchte ich mich mit den beiden Fragen befassen, in einem ersten und kürzeren Teil mit der Frage nach der Kulturgeschichte der Stadt per se. Das lässt mir mehr Zeit dafür, meinen Ansatz zu entwickeln und darzulegen, wie ich mich mit der Stadtkultur in Lateinamerika beschäftige. Hier möchte ich einige kurze Bemerkungen zu diesem zweiten Aspekt machen.
In meinem Projekt konzentriere ich mich auf eine besonders ergiebige Periode in Lateinamerika, und zwar von den 1950er bis in die 1980er Jahre. Dies war ein Zeitraum intensiver materieller wie ideologischer Transformationen, in dem die Vorstellungen von der Stadt eine wichtige, aber noch wenig bekannte Rolle spielten.
Zur Rekonstruktion dieses Zeitraums schlage ich in meiner Forschung unterschiedliche Richtungen ein. Ich folge der Entstehung eines Netzwerks von Figuren und Institutionen, die auf dem gesamten Kontinent zu finden waren und die alle von der Idee der "Planung" beherrscht waren - einem Schlüsselwort seit den 1930er Jahren; es zieht sich durch die anthropologischen Debatten um Migration und Urbanisierung und deren Folgen für Wohnungsbauvorhaben und die Formulierung der sehr wichtigen Vorstellung von "Marginalität"; es verleiht dem kulturellen Rahmen eine breitere Bedeutung - ein Rahmen, der von Historikern und Literaturwissenschaftlern konzipiert wurde, um die technokratische Idee der Stadt zu diskutieren, die ein wesentlicher Bestandteil des Modernisierungsprojekts war.
Eine wichtige Annahme dieser Forschung lautet, dass diese Phänomene im allgemeineren Rahmen der Beziehungen zwischen den lateinamerikanischen Ländern und den USA analysiert werden sollten - in einer Phase der größten Expansion des nordamerikanischen Modells der Sozialwissenschaften und der Planung (und den damit zusammenhängenden Theorien, Methoden und Institutionen) können diese Phänomene als ein Teil der Expansion der neuen politischen und ökonomischen globalen Macht der Vereinigten Staaten verstanden werden. Die Entstehung eines Netzwerks des urbanen Denkens in Lateinamerika war mit einer Reihe von nord- und panamerikanischen Institutionen verbunden und verlief in einer rapiden Entwicklung vom Reformismus hin zum unfreundlichen Klima des Kalten Krieges.
Diese Beziehungen können also als ein metaphorisches Umherreisen zwischen Norden und Süden gedacht werden, als ein Prozess der Bewegung und Transkulturation von Ideen, Menschen und Institutionen, den man schematisch in zwei Phasen einteilen kann: eine erste Phase neuer Formen des angloamerikanischen urbanen Denkens in der Region (durch die Ideen von Modernisierung und Entwicklung), die sich von den späten 1930er Jahren bis in die Mitte der 1960er Jahre erstreckt; und dann eine zweite Phase des Rückzugs, der Ablehnung und der Arbeit an alternativen Paradigmen im lateinamerikanischen Denken (hier wird Abhängigkeit durch Entwicklung ersetzt). Diese Phase erstreckt sich in einem Prozess wachsender politischer und intellektueller Radikalisierung von der Mitte der 1960er Jahre bis in die 1970er Jahre.
Wie Sie sehen, beschreiben die Ideen und Ideologien dieser Periode tiefer Veränderungen einen vollständigen Bogen - vom Reformismus der Modernisierung hin zu revolutionären Positionen. Damit verwandelten sie den modernen Glauben an die Stadt als Reformakteur in äußerstes Misstrauen in Bezug auf ihre alles beherrschende Rolle. Die "lateinamerikanische Stadt" begann als Labor der Modernisierungstheorie, doch weit davon entfernt, der Theorie als praktischer Beweis zu dienen, brachte sie eine radikale Revision ihrer Postulate hervor. Das Ende dieses historischen Zeitraums wurde durch die Überzeugung herbeigeführt, dass die Stadt nicht mehr die Rolle eines Transformationsakteurs spielen konnte: Denn die Revolution auf Kuba hatte anscheinend gezeigt, dass die gesellschaftlichen Transformationen letztlich nicht aus der Stadt, sondern vom Land kommen sollten.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Gorelik, Adrián ([Ciudad Autonoma de Buenos Aires], 2022)
La ciudad latinoamericana : una figura le la imaginación social del siglo XX Hacer Historia
Gorelik, Adrián (2017)
Pan-American routes : a continental planning journey between reformism and the cultural Cold War
Gorelik, Adrián (Buenos Aires, 2016)
Gorelik, Adrián (Buenos Aires, 2016)
La grilla y el parque : espacio público y cultura urbana en Buenos Aires, 1887 - 1936 La ideología argentina
Gorelik, Adrián (Buenos Aires, 2013)
Miradas sobre Buenos Aires : historia cultural y crítica urbana Metamorfosis
Gorelik, Adrián (Buenos Aires, Argentina, 2011)
Correspondencias : arquitectura, ciudad, cultura Colección SCA: Teoría y crítica de la arquitectura
Gorelik, Adrián (2011)
The metaphor and the prototype : figures of the 'urban' in Samiento's imagination
Gorelik, Adrián (Buenos Aires, 1993)
La sombra de la vanguardia : Hannes Meyer en México, 1938 - 1949 Colección Historia de la arquitectura moderna ; 1
Gorelik, Adrián ()
Roles of periphery in Buenos Aires : from expanisve city to archipelago city