William V. Harris, D.Phil.
Professor of History
Columbia University
Born in 1938 in Nottingham, United Kingdom
Studied Classics, Philosophy and Ancient History at the University of Oxford
Arbeitsvorhaben
A New Environmental History of the Classical Mediterranean
I am beginning to write a book entitled A New Environmental History of the Classical Mediterranean (800 BC to 700 AD) because I believe that such a study is important for understanding the lives of ancient people, and because of the challenges involved in writing the long-term environmental history of the Mediterranean, or in fact of any other part of the world. It is the methodological challenge that most drives this enterprise. Building on recent work by historians, archaeologists and scientists (this is a rapidly developing field), as well as on the classical sources, I am attempting to bring together all the main issues of Mediterranean environmental history. The project involves the study of issues as diverse as climate, diet, deforestation, maritime technology and probably urbanization and pollution. In particular it is my desire and intention to write a chronologically articulated account that fits all the topics just mentioned, and others, into a coherent description of historical change ranging from the era of Greek and Phoenician colonization to the era of the Muslim conquests (not to exclude glances backwards and forwards!).I shall also be spending some of my time at the Wissenschaftskolleg expanding a recent preliminary study I have completed concerning popular medicine in the classical world, a subject that is somewhat connected to my work on environmental history. The point is that the study of real-life ancient healthcare has been largely neglected in favour of the study of the surviving ancient exponents of rationalistic medicine.
Recommended Reading
Harris, William V. Roman Power: A Thousand Years of Empire. Cambridge: Cambridge University Press (forthcoming summer 2016).
-. Dreams and Experience in Classical Antiquity. Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 2009.
-. Restraining Rage: The Ideology of Anger Control in Classical Antiquity. Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 2001.
Kolloquium, 22.11.2016
Bäume und Menschen in der mediterranen Umwelt zur Zeit der Antike 800 v. Chr. - 700 n. Chr.
Ich befinde mich in der Frühphase eines sehr groß angelegten Projekts zur Umweltgeschichte und bin noch so sehr am Anfang, dass ich noch nicht entschieden habe, ob aus dem Projekt ein Buch werden soll - wie aus den meisten meiner großen Projekte (dabei kehre ich die Erinnerung an einige Bücher unter den Teppich, mit denen ich nie fertig geworden bin). Dass jetzt ein amerikanischer Präsident an die Macht gekommen ist, der - Berichten zufolge - die Erderwärmung für einen "Schwindel" hält, befeuert nur noch mehr meinen Wunsch, die Umwelt der Vergangenheit und der Gegenwart zu verstehen. Nicht, dass dies ein politisches Projekt wäre - vielmehr befürchte ich Folgendes: Wenn ich zeige, dass die mediterrane Welt der Antike ihre Umweltprobleme größtenteils bewältigt hat, könnten sich jene randständigen (aber derzeit sehr einflussreichen) Zeitgenossen in ihrer Auffassung bestätigt fühlen, dass die Menschheit auch im 21. Jahrhundert ihre Umweltprobleme ohne besondere Anstrengungen oder Opfer bewältigen kann.
Eine solche Geschichte der Umwelt umfasst die Erforschung vieler verschiedener Themen wie z. B. der Demografie, der Wasserressourcen, der Bodenschätze, des technischen Fortschritts in der Antike, der Ernährung, der Umweltverschmutzung und natürlich des Klimas. Bis jetzt habe ich am meisten zur Demografie, zur Ernährung und vor allem zum fesselnden Thema der Entwaldung gearbeitet.
Zunächst wird Entwaldung von denen, die sie untersuchen, nie definiert; und obwohl sie vielleicht nicht so schwer zu definieren ist wie sexuelle Attraktivität, gestaltet sich eine Definition dennoch recht schwierig. Ich möchte eine mögliche Lösung für dieses Problem vorschlagen. Dann beschreibe ich die zerstörerischen Kräfte, die in der antiken Welt - Holz war hier der wichtigste Brennstoff und sehr viele entscheidende Artefakte bestanden aus Holz - am Werk waren. (Zwar bestimmten Schiffe aus Holz, wer am Mittelmeer herrschte, doch die große Zerstörungskraft, die sich auf den gesamten Mittelmeerraum auswirkte, lag in der Metallurgie.) Kann man irgendetwas davon quantifizieren? Dann betrachte ich die Belege für einen möglichen Mangel an Brenn- und Bauholz.
Im Verlauf meines Vortrags wird es immer wieder um entscheidende Belege anhand von Pollen gehen, denn diese Methode hat die Diskussion verändert und einen Großteil dessen, was in den 1990ern und auch noch danach geschrieben wurde, obsolet werden lassen. Doch es gibt viele methodische Schwierigkeiten, vor allem die Frage, ob Schlussfolgerungen in Bezug auf die gesamte Region zulässig sind. Aber ich möchte Ihnen dennoch einige vorläufige Schlussfolgerungen anbieten und eine Erklärung versuchen, warum sich diese lange Geschichte so und nicht anders entwickelte. Einige Wissenschaftler haben vorgeschlagen, den Schlüssel im Bevölkerungswachstum zu suchen, aber ich möchte darlegen, dass dies viel zu einfach ist und dass wir vielmehr kulturspezifische Aspekte berücksichtigen müssen - und zwar sowohl in Bezug auf die Verwendung der Holzressourcen als auch in Bezug auf ihre Entwicklung und ihren Schutz.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Harris, William V. (2018)
Marginal land and population pressure in the Ancient Mediterranean, 800 BC to 600 AD
Harris, William V. (2017)
Review of Ronald Syme, Approaching the Roman revolution
Harris, William V. (Leiden, 2016)
Popular medicine in Graeco-Roman antiquity : explorations Columbia studies in the classical tradition ; volume 42
Harris, William V. (Cambridge, United Kingdom, 2016)
Roman power : a thousand years of empire
Harris, William V. (2013)
Defining and detecting Mediterranean deforestation, 88 BCE to 700 CE