Andreas Staier
Pianist, Cembalist
Köln
Geboren 1955 in Göttingen, Deutschland
Studium an der Musikhochschule Hannover und am Sweelinck Conservatorium Amsterdam; Dirigierstudium an der Musikhochschule Köln
Arbeitsvorhaben
Studien zu Improvisation, Beethoven, Bach
1. Im Laufe der Jahre habe ich einige Dutzend Kadenzen zu Konzerten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts geschrieben, sowohl für mich selbst als auch für Kollegen. Meine Absicht dabei war, im Stil des jeweiligen Werkes und Komponisten zu schreiben. Ich möchte diese Kadenzen einer Revision unterziehen, um sie für eine Veröffentlichung mit kritischem Begleittext vorzubereiten.2. Mit dem Einstudieren der Klavierwerke Beethovens, die in den Jahren kurz nach 1800 entstanden sind (3 Klaviersonaten op. 31, 7 Bagatellen op. 33, Variationen F-Dur op. 34 und Es-Dur op. 35), möchte ich Erkenntnisse gewinnen über unterschiedliche Weisen der Realisierung musikalischer Zeit speziell unter dem Aspekt, was deren "prozessuale" Zeitstruktur für den Interpreten bedeutet.
3. Der zweite Band des Wohltemperierten Klaviers von Bach schließlich steht im Kontext der für mich immer wichtiger gewordenen Beschäftigung mit Bachs Spätwerk. Je genauer ich es studiere, desto mehr Fragen wirft es auf. Insbesondere möchte ich Bachs Rezeption des "stile antico", des Palestrina-Stils, genauer untersuchen.
Hörempfehlungen
Wolfgang Amadeus Mozart. Violinkonzerte, gespielt von Isabelle Faust mit Kadenzen von Andreas Staier. Harmonia Mundi, 2016.
Ludwig van Beethoven. Diabelli-Variationen, Harmonia Mundi, 2012.
Johann Sebastian Bach. Goldberg-Variationen, Harmonia Mundi, 2010.
Zahlreiche weitere CD-Aufnahmen von eigenen und fremden Werken bei Harmonia Mundi.
Kolloquium, 19.12.2017
Bachs Spätwerk als Work in Progress und als Nachdenken über Musik
Bachs Werke der 1740er Jahre unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht von seinem früheren Schaffen. Die Variation, eine Gattung, zu der Bach seit etwa 1709 nichts mehr beigesteuert hatte, tritt nun in den Mittelpunkt - und zwar als Genre wie als Technik. Neben den "Goldbergvariationen" und den "Veränderungen über Vom Himmel hoch" können auch die "Kunst der Fuge" und das "Musikalische Opfer" als Variationen im weiteren Sinne gelten - und sind von Bachs Zeitgenossen auch so gesehen worden. Alle diese Werke sind monothematisch. Immer konziser und rationaler strukturiert Bach sein Ausgangsmaterial: Die den "Goldbergvariationen" zugrundeliegende Aria umfasst 32 Takte, das Thema der "Kunst der Fuge" nur noch vier. Hierdurch schafft sich Bach gleichsam Laborbedingungen, unter denen er den Grundfragen seines Musikverständnisses nachgeht: Einheit und Vielfalt; Identität (Kanon), Ähnlichkeit (Variation), Kontrast (z.B. Stile Antico / Moderno, italienischer / französischer Stil).
Zugleich verlangsamt sich Bachs Schaffenstempo drastisch. Die Entstehung der "Kunst der Fuge" erstreckt sich über etwa zehn Jahre. Bach arbeitet an mehreren Werken parallel. Nicht nur Motiv-Konfigurationen, sondern auch musikalische Problemstellungen werden von einem Werk ins nächste übernommen.
Ich möchte Bachs Nachdenken über die Grundkonstellationen seines eigenen polyphonen Komponierens darstellen. Seine Auseinandersetzung mit dem Stile Antico, also dem Stil der klassischen Vokalpolyphonie des ausgehenden 16. Jahrhunderts, wird mir hierfür als Beispiel dienen.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Staier, Andreas (Berlin, 20142014)
Variationen & Fantasiestücke Werke
Staier, Andreas (Arles, 2018)
À Portuguesa : Iberian concertos & sonatas
Staier, Andreas ([Paris], 2017)
Staier, Andreas (Arles, 2016)
Violin concertos Konzerte. Auswahl; Violine, Orchester
Staier, Andreas (Arles, 2015)
Sonatas for clarinet & piano Sonaten, Klar Kl, op. 120
Staier, Andreas (Arles, 2015)
Concertos pour clavecin Konzerte
Staier, Andreas (Arles, 2013)
... pour passer la mélancolie Diverse curiose e rare partite musicali, 1696 Suite for cembalo, a-mol, FbWV 630
Staier, Andreas (Arles, 2012)
Diabelli variations Diabelli variations op. 120
Staier, Andreas (Arles, 2011)
Harpsichord concertos Konzerte