Teresa Castro Martín, PhD
Research Professor of Demography
Centre for Human and Social Sciences, Spanish National Research Council (CSIC), Madrid
Born in 1961 in A Coruña, Spain
Studied Sociology at the University of Wisconsin-Madison
Arbeitsvorhaben
Uneven Family Change in Latin America: Does It Lead to "Diverging Destinies"?
The social polarization of reproductive and family behaviours is perhaps the most salient demographic feature of Latin America. Social groups at the top and the bottom of the socioeconomic ladder follow very different reproductive calendars and family trajectories. However, it is uncertain whether divergences in family lives across social strata are on the rise, because the highly educated are starting to adopt family behaviours traditionally associated with low education and poor economic prospects, such as unmarried cohabitation and nonmarital childbearing, giving them a renewed meaning. Inspired by the "diverging destinies" thesis of Sara McLanahan and building on my previous work, I want to address two broad research questions: Are social class disparities in family life courses growing? And if so, how does this affect social inequality at the macro-level and the life opportunities of women and children at the micro-level? The ultimate goal is to make a theoretical contribution - challenging, adapting or refining existing theories of global family change - and, by analysing large microdata sources in a comparative framework, to make a relevant empirical contribution to better understanding the implications of uneven family change across social strata in a context already characterized by great socioeconomic inequality.Recommended Reading
Castro-Martín, Teresa. "Consensual Unions in Latin America: Persistence of a Dual Nuptiality System." Journal of Comparative Family Studies 33, no. 1 (2002): 35-55. http://digital.csic.es/bitstream/10261/93121/1/2002_Castro_JComFamStudies.pdf. https://doi.org/10.3138/jcfs.33.1.35.
Laplante, Benoît, Teresa Castro-Martín, Clara Cortina, and Teresa Martín-García. "Childbearing within Marriage and Consensual Union in Latin America, 1980-2010." Population and Development Review 41, no. 1 (2015): 85-108. https://doi.org/10.1111/j.1728-4457.2015.00027.x.
Kraus, Elisabeth K., and Teresa Castro-Martín. "Does Migrant Background Matter for Adolescents' Fertility Preferences? The Latin American 1.5 Generation in Spain." European Journal of Population 34, no. 3 (2018): 277-312. https://doi.org/10.1007/s10680-017-9427-3.
Kolloquium, 05.04.2022
Familien im Plural. Klassenunterschiede im Familienleben in Lateinamerika
In meinem Vortrag greife ich auf Sofías umgekehrtes magisches Dreieck zurück (vom Allgemeinen zum weniger Allgemeinen): Was ist eine Familie? Wie groß ist der Anwendungsbereich der Familiendemografie? Was sind die Besonderheiten in den Entwicklungstendenzen lateinamerikanischer Familien?
Trotz der Parolen des Mai 1968, die den baldigen Niedergang der Familie vorhersagten, gibt es die Familie – in der Definition einer Verantwortungs- und Fürsorgegemeinschaft – immer noch. In unterschiedlichen Formen und Größen funktioniert die Familie nach wie vor und sorgt als Gemeinschaft für Liebe, soziale Einbindung, Konfliktbewältigung, sie fördert soziale Mobilität (oder verhindert sie) und fungiert als ultimatives Sicherheitsnetz. Familienbeziehungen nehmen einen gleichwohl schrumpfenden, doch immer noch sehr wichtigen Platz in unserem Leben ein. Ich erörtere kurz, was wir unter einer Familie verstehen (und was nicht) und wie sich die damit verbundenen Bedeutungen über Zeit, Raum, Klassenzugehörigkeit, kulturellen Hintergrund und Rechtsordnungen hinweg verändern.
Als Wissenschaft musste sich die Familiendemografie an die zunehmende Vielfalt und Komplexität von Familienerfahrungen und deren Entwicklungsverläufen anpassen. Im Unterschied zur jüngeren Vergangenheit (z. B. in den 1980er Jahren) konzentriert sie sich heute weniger auf Größe und Zusammensetzung und mehr auf die inneren Beziehungen zwischen Familienmitgliedern, weniger auf Haushaltstypen und mehr auf Fürsorgenetzwerke jenseits der Kernfamilie, weniger auf die Struktur und mehr auf die Dynamik. Nach einer Scheidung oder Trennung etwa folgt man heute eher der Auffassung, dass eine Familie sich umgestaltet – sie wird komplexer und „verzweigter“ –, als dass sie sich auflöst.
Die Familiendemografie setzt sich auch für die Durchführung von Forschungsarbeiten ein, die als Grundlage für politische Entscheidungen dienen. In der derzeitigen weltweiten Lage, in der reproduktive Rechte in vielen Ländern beschnitten werden – aufgrund der üblichen Weltuntergangserzählung von niedriger Fertilität, aufgrund religiöser Zielsetzungen und rechtsextremer Politik – und in der die meisten Denkfabriken, die sich auf „die Familie“ (vs. Familien) konzentrieren, extrem konservativ sind, muss der öffentliche Diskurs von wissenschaftlicher demografischer Evidenz und Erkenntnis gespeist werden.
Zum Schluss stelle ich die wichtigsten Entwicklungstendenzen der Familie in Lateinamerika und der Karibik vor. Dabei hebe ich die Besonderheiten hervor, die die Entwicklungstendenzen der Familie in diesen Ländern von denen in anderen Regionen der Welt unterscheiden, und erörtere Kontextfaktoren, die ihnen zugrunde liegen. Ich hebe das Fortbestehen eines frühen Familiengründungsmusters hervor – trotz einer beträchtlichen Bildungsexpansion und einer sich abzeichnenden Geburtenrate, durch die das Bestandsniveau der Bevölkerung nicht mehr erhalten wird; das „Bottom-up“-Verbreitungsmuster nichtehelichen Zusammenlebens von wenig gebildeten hin zu hoch gebildeten sozialen Gruppen; die hohe Prävalenz alleinerziehender Mütter und abwesender Väter; die Rolle der Großfamilie, insbesondere in transnationalen Familien, und die ausgeprägten Ungleichheiten im Familienleben unter Berücksichtigung der Klassen- und ethnischen Zugehörigkeit. Die weit verbreitete sozioökonomische Ungleichheit, der hohe Grad ungeregelter Beschäftigungsverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt, die schwachen und fragmentarischen Sozialsysteme und die langsamen Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter gehören zu den Kontextfaktoren, die die Vielfalt und Besonderheiten der lateinamerikanischen Familien prägen.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Castro Martín, Teresa (Bamberg, 2022)
Castro Martín, Teresa (Palo Alto, Calif., 2022)
Families in Latin America : trends, singularities, and contextual factores
Castro Martín, Teresa (Madrid, 2022)
La evolución de las normas sociales relativas a las transiciones familiares en España
Castro Martín, Teresa (2021)
Las casas de la muy baja fecundidad en la España actual
Castro Martín, Teresa (Dordrecht [u.a.], 2018)
Castro Martín, Teresa (2016)
La fecundidad en España : entre las más bajas del mundo y sin muchas perspectivas de recuperación
Castro Martín, Teresa (2015)
El problema del Estado de beinestar es el paro, no el envejecimiento
Castro Martín, Teresa (Malden, Mass., 2015)
Childbearing within marriage and consensual union in Latin America, 1980-2010
Castro Martín, Teresa (2014)
The fertility gap in Spain : late parenthood, few children and unfulfilled reproductive desires