Ausgabe 17 / Februar 2022
Editorial 2022
von Katharina Wiedemann
Wir hofften, nach zwei Fellowjahren in den Fängen der Pandemie könnten wir in diesem Jahr mit viel Übung und gut etablierten Vorsichtsmaßnahmen Schritt für Schritt zum sehr vermissten Wiko-Leben zurückkehren. Echte öffentliche und nicht öffentliche Kolloquien, Workshops, Abendessen mit wissenschaftlichen Gästen, intensive Lunchdiskussionen, sogar Pilates und Chorsingen schienen denkbar. Darüber hinaus würden die Fellows natürlich auch Berlin wieder erkunden dürfen: Vorzüge und Eigentümlichkeiten der Stadt kennenlernen, die Theater, Opern, Museen und Kinos besuchen – und uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den neuesten Restauranttipps versorgen. Dies alles hat sich auch so ergeben.
Allerdings ganz ohne das antizipierte große Aufatmen, sondern unter dem Eindruck des russischen Einmarschs in die Ukraine. Ein Schock, auch hier. Die schnell in die Gruppe aufgenommenen Fellows ukrainischer Herkunft können wir Ihnen zwar so kurzfristig im vorliegenden Heft nicht vorstellen, aber natürlich tragen sie dazu bei, dass sich die Gesprächsthemen des laufenden Jahres maßgeblich ändern. Nicht zuletzt dadurch, dass unter den Fellows neben den neu hinzugekommenen Ukrainerinnen auch Stimmen aus Belarus, Syrien und Russland vertreten sind.
Das vorliegende siebzehnte Köpfe und Ideen-Heft bietet Ihnen drei Interviews – zu Fragen der Rechtswissenschaften in afrikanischen Ländern, zum Fotografieren in Krisengebieten und zu den Erkenntnissen, die ein wissenschaftshistorischer Blick für unsere heutigen klimapolitischen Standpunkte bereithält. Darüber hinaus finden Sie einen Text zu den Vorzügen mathematischer Modelle für die Biologie und einen Brief aus Berlin, der Blickachsen nach Beirut und Damaskus öffnet.
Unsere Bilderstrecke schließlich soll aus der eingangs benannten Zeit der Vereinzelung – während der wir oft nur im schwarzen Rechteck eines Videokonferenzfensters in der Welt der anderen erschienen – in das zurückgewonnene städtische Leben führen. Nach Lieblingsorten befragt, brachten uns die Fellows an den verzauberten Tiergartensee, in die raue Moabiter Torstraße, in das Ordnung und Durchblick verheißende Paul-Löbe-Haus, in den neobarocken Körnerpark Neuköllns und den Sahnehaubenrest des ehemaligen Café Kranzler am Kurfürstendamm.