Ausgabe 9 / Juni 2014
Die wahren Gladiatoren
Julia Spinola
Kathleen Coleman wurde in Harare, Simbabwe geboren und studierte Latein und Altphilologie an den Universitäten in Kapstadt, Rhodesien (heute Simbabwe) und Oxford. An der Harvard University lehrt sie als James Loeb Professor of the Classics. Ihr spezielles Interesse während ihrer Fellowship am Wissenschaftskolleg gilt der inszenierten Gewalttätigkeit in den römischen Amphitheatern: Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und spektakuläre Exekutionen.
Julia Spinola: Wie kommt man auf die Idee, Latein zu studieren, wenn man in Simbabwe geboren und aufgewachsen ist?
Kathleen Coleman: Die Schulerziehung in Simbabwe war britisch geprägt und ich konzentrierte mich schnell auf Sprachen, u. a. Latein. Für mein Jurastudium in Kapstadt war Latein verpflichtend und ich fand es von allen Fächern das interessanteste. Ich nahm noch Griechisch dazu und legte meinen Abschluss in Klassischer Philologie ab. Zu meinem Vorsatz, das Jurastudium später zu beenden, ist es bis heute nicht gekommen. Mein Interesse an der Struktur der Sprache führte mich dann zum Studium der Kultur und der Geschichte. Denn man kann eine Sprache nicht lernen, ohne sich auch mit der Kultur, die sie hervorgebracht hat, zu beschäftigen. Daher gilt mein Interesse nicht nur den literarischen Texten, sondern beispielweise auch Inschriften, der materiellen Kultur oder der Ikonografie.
JS: Was weckte Ihr Interesse an der Erforschung der Arenaspiele?
KC: Ich stieß darauf über die Epigramme von Martial. Die kleine Sammlung, von der wir denken, dass es die erste Sammlung war, die er veröffentlichte – wir haben davon nur ein Fragment –, beschäftigt sich mit den Spielen in der Arena. Ich bereitete eine kommentierte Übersetzung davon vor und entdeckte, wie faszinierend, aber auch wie fragmentarisch unsere Belege für die Geschichte der Spiele sind. Also nahm ich im Zuge dieses Projekts einen großen Umweg und schrieb eine Reihe von Aufsätzen zu den Spektakeln. Der erste handelt von Menschen, die als Darsteller einer mythologischen Aufführung in der Arena exekutiert wurden. Ein darstellerisches Talent spielte dabei sicher keine Rolle. Vielmehr waren diese Menschen nach geltenden Gesetzen zum Tode verurteilt worden. Und gelegentlich ließ man sie kostümiert in einem Spiel auftreten. Passend zum Beispiel zum Urteil eines Todes durch wilde Tiere, wäre der Verurteilte etwa als Orpheus verkleidet worden. Orpheus hätte dann zunächst eine Reihe von zahmen Tieren besänftigt und wäre am Ende etwa von einem Bären zerrissen worden. Ein solcher überraschender Ausgang der bekannten Sage war beim Publikum beliebt und wurde als unterhaltsame Pointe angesehen. Diese Form der Unterhaltung fußte natürlich auf der Vorstellung, dass die Exekutierten Subjekte niedrigsten Ranges waren.
JS: Solche Diskriminierungen hat es im Laufe der Geschichte immer wieder gegeben. Sehen Sie auch Parallelen zu gegenwärtigen Gesellschaften?
KC: Ich sage meinen Studenten immer, wir sollten die fremde Kultur studieren, um die eigene zu verstehen. Es geht nicht darum, direkte Analogien zu finden, aber doch darum, sensibler zu werden für Phänomene in unserer Gesellschaft, auf die wir heute stolz sind, die aber möglicherweise in 2000 Jahren als absolut barbarisch gelten werden.
JS: Geben Sie mir ein Beispiel?
KC: Das Thema Sterbehilfe wirft die verschiedensten religiösen Bedenken und Fragen nach der Wertigkeit des Lebens auf. Dennoch vermute ich, dass unsere Praxis, keine Sterbehilfe zu ermöglichen und Menschen für Jahrzehnte in extremer Not und in schrecklichem Leiden zu belassen, aus zukünftiger Perspektive extrem grausam wirken könnte.
JS: Sie unterrichten nach wie vor gelegentlich in Simbabwe. Was motiviert Sie dazu?
KC: Ich habe dort an einer Schule unterrichtet und vergangenes Jahr auch an der Universität in Simbabwe. Man hatte mich schon lange darum gebeten, und so nahm ich mir eine Woche Zeit dafür. Es war traurig zu sehen, wie heruntergekommen der Campus dort ist. In der Bibliothek gab es, seitdem ich dort in den Siebzigerjahren meinen Abschluss gemacht habe, so gut wie keine Neuanschaffungen. Aber es gibt ein starkes Interesse für Altertumswissenschaft. Die Studenten konnten sehr enge Verbindungen herstellen zu ihrer eigenen Gegenwart. Gerade weil die Distanz so groß ist, hat es etwas sehr Befreiendes, Phänomene wie die Sklaverei, allgemein menschliche Fragen nach Fairness oder Rache, aber auch politische Fragen am Beispiel dieser Gesellschaft zu studieren. Ich war im Oktober auch in China zum Unterrichten und fand es sehr ermutigend, dass das Studium der klassischen Antike nicht länger ein exklusives europäisches Anliegen ist.
JS: Brauchen wir den distanzierten Blick auf die Antike, um die gegenwärtige Situation zu verstehen?
KC: Ja, wir können uns durch den verengten Blick auf die eigene Situation oft gar nicht vorstellen, wie wir Dinge anders betrachten könnten. Das Studium der Antike kann uns zeigen, dass Dinge verändert werden können. Zum Beispiel war früher die Sklaverei völlig akzeptiert, auch noch von den Frühchristen. Im Neuen Testament wird die Akzeptanz der Sklaverei benutzt, um die Perspektive auf das Leben nach dem Tod zu stärken. Eine Welt ohne Sklaverei war schlicht unvorstellbar. Aber zwanzig Jahrhunderte später wurde das Unvorstellbare Wirklichkeit – zumindest im Westen, wo die Sklaverei offiziell illegal ist. Es gibt zwar auch heute sehr unangenehme Formen des Menschenhandels, aber sie sind keine akzeptierte Praxis.
JS: Welchen Aspekt der Arenakämpfe erforschen Sie im Moment?
KC: Mich beschäftigen gerade Darstellungen der Niederlagen bei Gladiatorenkämpfen. Die physische Darstellung von Gladiatoren unterscheidet sich nämlich stark von der hingerichteter Personen. Die Hingerichteten sehen entsetzt und verängstigt aus, während der besiegte Gladiator auf diesen Bildern – meist sind es Mosaike – zwar um Gnade fleht, aber in einer Positur gezeigt wird, die auch Größe andeutet. Zwar waren die Gladiatoren natürlich Sklaven, aber solche, und das ist das Besondere, die trotzdem Tapferkeit und Ausdauer repräsentierten. Wir nehmen auch an, dass sie eine persönliche Gefolgschaft hatten. In den Zuschauern riefen die Gladiatoren jedenfalls eine paradoxe Reaktion hervor: Einerseits waren sie als Sklaven unterprivilegierte Menschen, andererseits wurden sie für ihre Fähigkeiten und ihren Mut bewundert.
JS: Von allen Zuschauern?
KC: Das ist schwer zu sagen, weil wir kaum explizite Beschreibungen der Vorgänge in der Arena haben. Das Thema wurde von den Schriftstellern, die der Oberschicht entstammten, als wertlos abgetan. Dennoch gab es spezielle Sitze für sie in den Arenen. Sie waren also anwesend. Auch hieran kann man eine widersprüchliche Einstellung gegenüber den Arenakämpfen erkennen. In der Arena ging es darum, gesehen zu werden. Alle Teile der Gesellschaft hatten – soweit wir wissen – jeweils feste Plätze. Diese Sitzordnung gab der Gesellschaft beides, ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und das einer angemessenen Unterscheidung: „Alle sind da, aber zum Glück muss ich nicht neben xy sitzen.“
JS: Warum waren brutale Schaukämpfe wichtig bzw. beliebt in der Antike? Was war ihre Bedeutung?
KC: Man muss den Aspekt der Grausamkeit sehr differenziert betrachten. Die meisten von uns sehen nur sehr wenig reale Gewalt um sich herum. Allenfalls im Fernsehen tauchen grausame Bilder auf – und ich meine hier die Nachrichtenbilder, nicht die fiktionalen. Ob der Zuschauer in seinem Wohnzimmer beim Betrachten dieser Bilder noch Empathie empfindet oder nicht, wäre wieder eine andere Frage. In der Antike jedoch war das Leben viel kürzer, schmerzvoller und grausamer. Für die Gladiatoren aber war es, trotz des Schreckens der Kämpfe, ein klein wenig vorhersehbarer als für andere Menschen. Sie wurden je nach ihrer Kampfart von spezialisierten Trainern ausgebildet, sie wurden medizinisch gut versorgt und sie kämpften nur wenige Male im Jahr. Gladiatoren genossen ein Ansehen, das ihnen einen gewissen sozialen Status sicherte. Sie waren sogar wertvoll – obwohl sie als Sklaven zunächst einmal als wertlos erachtet wurden. Denn es wurde viel Geld für ihr Training, ihre Ernährung und ihre Versorgung ausgegeben. Einen Gladiator auszuleihen und ihn in guter Verfassung wieder zurückzugeben, kostete – hierzu haben wir eine rechtliche Quelle – 20 Denarii. Wenn er starb oder kampfunfähig wurde, musste man 1000 Denarii bezahlen. Das erklärt, warum die Gladiatoren oft begnadigt wurden. Heute vermuten wir, dass nur etwa fünf Prozent der besiegten Gladiatoren getötet wurden. Seit man vor circa zwanzig Jahren in Ephesos den ersten Gladiatorenfriedhof ausgegraben hat, weiß man, dass nur sehr große, starke Männer sich für die Arena qualifizieren konnten. Die Skelette sind ungewöhnlich groß und mit Wunden übersät, von denen man heute nicht vermuten würde, dass man sie unter den damaligen Bedingungen hat überleben können. Es ist also nicht so, dass die Faszination der Arenakämpfe nur von einem möglichst großen Blutvergießen ausging, sondern sicher auch von der Professionalität der Kämpfe. Wenn es nur darum gegangen wäre, zuzuschauen, wie ein Mensch den anderen verwundet, hätte man diese Menschen nicht so lange trainieren müssen. Wir hegen wirklich viele falsche Vorstellungen hinsichtlich dieses Themas. Daraus kann man wiederum schließen, dass wir nicht wirklich verstanden haben, worum es bei den Gladiatorenkämpfen ging.
JS: Worum drehte es sich Ihrer Auffassung nach? Warum verbreitete sich diese Art der Unterhaltung durch grausame Spiele? Warum wurde nicht stattdessen die griechische Tragödie adaptiert und weiterentwickelt?
KC: Man könnte die Frage auch umdrehen: Warum haben die Griechen ihre Theater an die Arenaspiele angepasst und führten ihre Tragödien nicht mehr auf? Es ist historisch nicht haltbar, die Griechen als gebildete und kultivierte Menschen im Vergleich zu den vermeintlich barbarischen Römern darzustellen. Die Griechen übernahmen die römischen Spektakel mit Begeisterung. Sowohl im Osten wie im Westen besetzten die Spiele eine wichtige Funktion in einer sehr hierarchischen Gesellschaft. Die Aufführungen spielten eine wichtige Rolle innerhalb des Herrscherkults, und wer immer sie ausrichtete, konnte sich einen erheblichen Prestigegewinn erhoffen. Wir müssen außerdem genau zwischen Gladiatorenkämpfen und Hinrichtungen unterscheiden. Bei den Hinrichtungen wurden die Menschen den wilden Tieren vorgeworfen oder verbrannt oder was auch immer das Urteil war. Da kann man berechtigterweise von legalisierter Brutalität sprechen. Aber wenn wir die professionellen Kämpfe der Gladiatoren als brutal bezeichnen, müssen wir auch das Boxen als grausam bezeichnen oder den American Football. Es gibt genügend Nachfolge-Sportarten, bei denen man sich auch heute fragen kann: Warum schätzt eine Gesellschaft diese Dinge?
JS: Brauchen Gesellschaften immer einen Ort, an dem der Schmerz, die Brutalität, der Tod sichtbar gemacht werden?
KC: Ich hoffe nicht. Ich hoffe vielmehr, dass wir eines Tages eine Gesellschaftsform haben werden, die so gerecht, so sicher und so erfüllend ist, dass wir unsere grausamen Instinkte konstruktiver kanalisieren können. Aber ich fürchte, das ist eine utopische Vision. Wir haben bisher kaum Erkenntnisse darüber, ob vom Betrachten eines grausamen Schaukampfes eine kathartische oder eine ansteckende Wirkung ausging. Eine Deutung ist es, anzunehmen, dass der Zuschauer sich nach dem Besuch der Arena zuhause erleichtert seinem Abwasch widmete. Oder man hält es andersherum für wahrscheinlicher, dass er zuhause erst einmal seine Frau verprügelte. Hier am Wissenschaftskolleg, umgeben von zahlreichen Evolutionsbiologen, fühle ich mich zu der Frage verleitet, ob die Gesellschaft einen Ort für Grausamkeiten benötigt, damit unsere Überlebensinstinkte angeregt werden. Schadenfreude, dieses schöne deutsche Wort, ist ja wohl unleugbar ein Bestandteil der menschlichen Natur. Es gibt einem das Gefühl: Wie gut, dass das nicht mir passiert ist.
JS: Eine Unterhaltungskultur, die die Schadenfreude anspricht, ist auch heute sehr populär und verbreitet.
KC: Ja, denken Sie an die Trailer zu Kinofilmen: Es sind es immer die brutalsten Szenen, die herausgepickt werden. Man muss sich also die Frage stellen, warum das Menschen so sehr anzieht. Vielleicht finden Psychologen eines Tages eine Antwort darauf. Aber dass es so ist, daran kann ja kein Zweifel bestehen.
JS: Warum hörten die Spiele irgendwann auf?
KC: Den letzten Hinweis auf Kämpfe finden wir im 5. Jahrhundert. Also gab es diese Praxis etwa sechshundert Jahre lang. Es gibt viele Erklärungsmodelle für das Ende der Spiele, die aber je für sich genommen nicht ausreichen. Die Veränderung des Geschmacks ist ein Aspekt. Das Publikum gierte nach immer stärkeren, neuen Reizen. Eine These ist, dass diese Überbietungsdynamik irgendwann ausgereizt war und das Publikum sich zu langweilen begann. Die Spiele wurden aber auch furchtbar teuer. Da man, um bestimmte gesellschaftliche Positionen zu bekleiden, Spiele ausrichten musste, diese aber unerschwinglich wurden, stand plötzlich niemand mehr für diese gesellschaftlichen Positionen zur Verfügung. Allerdings wurden ausgerechnet die Tierhetzen – das teuerste Spektakel von allen – noch mindestens ein weiteres Jahrhundert lang fortgesetzt, nachdem man die Gladiatorenkämpfe schon beendet hatte. Es war also nicht nur eine Frage der Logistik und der Ausgaben. Manche Wissenschaftler sagen, dass das aufkeimende Christentum eine Rolle spielte. Andere schätzen diese Rolle aber als nicht besonders groß ein. Als Beleg führt man üblicherweise Konstantins Ausspruch nach seiner Konversion zum Christentum aus dem Codex Theodosianus an: cruenta spectacula in otio civili et domestica quiete non placent (In Zeiten des Friedens und der Ruhe in Bürgerschaft und Staat findet man kein Gefallen an blutigen Spektakeln). Die Gladiatorenkämpfe gingen danach jedoch noch ein gutes Jahrhundert weiter. Interessanterweise argumentierten auch die frühen christlichen Autoritäten so gut wie nie aus einer humanitären Perspektive. Sie sorgten sich nicht um die Protagonisten in der Arena, sondern um die berauschende Wirkung, die die Spiele auf das Publikum hatten, also um einen eventuellen Kontrollverlust. Ich glaube, es waren so viele gesellschaftliche Bereiche in die Organisation der Kämpfe involviert, dass ein Ausstieg gar nicht ohne Weiteres möglich war. Auch wir sind heute in Dinge verstrickt, von denen wir genau wissen, dass sie nicht richtig sind – aber wir stecken in einer Falle und stoppen sie nicht. Sie sind mit dem Auto hierhergekommen, vermute ich?
JS: Ja.
KC: Natürlich, irgendwie mussten Sie herkommen, nicht wahr? Ihr Zeitplan ist eng, also haben Sie das Auto genommen. Aber es zerstört den Planeten. Wir – auch ich – benutzen auch weiterhin Flugzeuge, obwohl wir wissen, dass unser Planet darunter leidet. Wir tun es trotzdem. Ich hoffe, zukünftige Generationen werden Nachsicht mit uns haben – wenn es dann noch einen Planeten gibt.
JS: Das klingt sehr pessimistisch.
KC: Ich bin manchmal sehr pessimistisch. Sehen Sie sich die extremen Wetterveränderungen an. Experten sagen, dass wir einen point of no return erreicht haben. Irgendwelche Spezies werden all das überleben. Aber ob der Mensch es überleben wird, ist nicht sicher. Denken Sie an die sozialen und gesellschaftlichen Spannungen, die es geben wird, wenn mehr und mehr Menschen durch Flutkatastrophen aus ihren Lebensbereichen verdrängt werden. Uns beiden wird nicht viel passieren, aufgrund unserer privilegierten Situation. Aber ich denke an die Menschen in meiner Heimat, in Afrika, in Indonesien, wo es viel Armut gibt. Man sagt, dass in 100–300 Jahren 26 Prozent von Cambridge, Massachusetts, wo ich wohne, überflutet sein werden. Alle sozialen Probleme werden irrelevant, wenn irgendwann unser Planet verschwindet.
JS: Wie gehen Sie persönlich mit der Grausamkeit um, mit der Sie beim Studium der Arenakämpfe konfrontiert werden? Ist das manchmal ein Problem?
KC: Nur der distanzierte Blick der Wissenschaft kann die unmittelbare empathische Reaktion zurückdrängen. Anders würde man das nicht bewältigen. Denn natürlich sind manche Quellen extrem verstörend. Auf Mosaiken, aber auch auf Alltagsgegenständen wie Öllampen oder Essgeschirr entdeckt man zum Beispiel Bilder, die zeigen, wie ein Leopard einen festgebundenen Menschen anfällt oder Ähnliches. Wenn man den Teller leer gegessen hatte, blickte man auf so eine Darstellung. Wenn ich so etwas in meinen Vorlesungen zeige, warne ich die Studenten vorher. Das mag zeigen, dass ich den Kontakt verloren habe zu einer Generation, die mit Gleichmut grausame Videospiele spielt. Aber ich denke, dass Menschen in der Tat von solchen offenen Darstellungen eines tatsächlichen menschlichen Leidens schockiert sind. In jeder Gesellschaft, die rigide Unterscheidungen zwischen Kategorien von Menschen trifft, ist es aufgrund dieser Unterscheidungen möglich, der vermeintlich minderwertigen Kategorie Dinge anzutun, die bei der anderen tabu wären. Wir müssen das verstehen, ohne es damit auch zu akzeptieren.
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Fotos: © Maurice Weiss