Dipesh Chakrabarty, Ph.D.
Lawrence A. Kimpton Distinguished Service Professor für Geschichte und Südasiatische Studien
Universität Chicago
Born in 1948 in Calcutta, India
Studied History at The Australian National University and Management at the Indian Institute of Management, Calcutta
Arbeitsvorhaben
Niedergang und Zukunftsaussichten der Universalgeschichte
I will be working on a book that seeks to understand why the idea of "universal history", so prevalent in the world of historical scholarship until about the 1940s, went into a decline after the Second World War. One of the factors I emphasize is the process of decolonization, broadly and variously understood, and the rise of different kinds of politics of identity. I document this through the example of an Indian historian, Sir Jadunath Sarkar, who was a populariser of Ranke in India. But the book also investigates whether there is something to be salvaged out of the legacy of "universal" history - and if questions of human differences need to be rethought - at a time when some scientists, including geologists, claim that human beings have begun to act as a "geological agent" in changing the planet's environment.Recommended Reading
Chakrabarty, Dipesh. Provincializing Europe: Postcolonial Thought and Historical Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 2000, 2007.
Chakrabarty, Dipesh. Habitations of Modernity: Essays In the Wake of Subaltern Studies. Chicago: University of Chicago Press, 2002.
Chakrabarty, Dipesh. Rethinking Working-Class History: Bengal 1890-1940. Princeton NJ: Princeton University Press, 1989, 2000.
Kolloquium, 18.11.2008
Der Klimawandel und die Vorstellung von der menschlichen Geschichte
Die derzeitige Krise des "Klimawandels" oder der globalen Erwärmung ruft bei Einzelnen, Gruppen und Regierungen eine Vielzahl von Reaktionen hervor - von Leugnung, Wegschauen und Gleichgültigkeit über Engagement und Aktivismus unterschiedlicher Ausprägung und Stärke. Unser Gefühl eines geschichtlichen "Jetzt" ist von diesen Reaktionen getränkt. Alan Weismans Bestseller "The World Without Us" (New York, 2007) beginnt mit einem Gedankenexperiment: "Nehmen wir an, das Schlimmste sei passiert. Die Auslöschung der Menschheit ist eine unumstößliche Tatsache. (...) Stellen Sie sich eine Welt vor, aus der wir alle plötzlich verschwunden sind. (...) Ist es möglich, dass die Welt - anstatt einen tiefen biologischen Seufzer der Erleichterung von sich zu geben - uns vermissen würde?" Ich finde Weismans Experiment interessant, denn es zeigt uns eindrucksvoll, wie die aktuelle Krise ein Gegenwartsgefühl herbeiführt, bei dem die Zukunft von der Vergangenheit abgekoppelt ist, indem diese Zukunft außerhalb der Reichweite des Geschichtsbewusstseins gerückt wird. Das Fach Geschichte beruht auf der Annahme, dass ein gewisses Element der Kontinuität in der menschlichen Erfahrung die Völker der Vergangenheit mit denen der Gegenwart verbindet. Normalerweise malen wir uns die Zukunft mit demselben Vorstellungsvermögen aus, mit dem wir uns auch unsere Vergangenheit vorstellen. Weismans Gedankenexperiment illustriert das historische Paradoxon, das in der aktuellen Besorgnis über das Ende der Menschheit mitschwingt. Folgen wir Weisman, müssen wir uns eine Zukunft ohne uns denken, um uns diese bildlich vorstellen zu können. Dadurch wird unsere übliche historische Praxis, uns Zeiten vorzustellen, zu denen wir persönlich keinen Zugang haben - und das ist die Ausübung von Geschichtsverstehen - über den Haufen geworfen. Das Geschichtsgefühl der gegenwärtig Lebenden von der Klimakrise ist also, zumindest in Weismans Version, äußerst destruktiv für unser allgemeines Geschichtsgefühl.
An der Debatte um den Klimawandel ist einiges für diejenigen von Interesse, die sich mit Globalisierung und Weltgeschichte befassen. Denn da die Idee immer mehr an Boden gewinnt, dass die Risiken der globalen Erwärmung mit der Akkumulation von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu tun haben und auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe und industrialisierte Viehhaltung zurückgehen, sind gewisse wissenschaftliche Aussagen in der Öffentlichkeit in Umlauf gelangt, die unsere Auffassung von der Geschichte des Menschen und der Globalisierung grundlegend verändern können.
Meinen Vortrag beginne ich mit der These, dass anthropogene Erklärungen für den Klimawandel das Ende für die humanistische Unterscheidung zwischen Naturgeschichte und menschlicher Geschichte bedeuten. Ich schließe mit der Erörterung der Probleme, die entstehen, wenn man die "tiefe/n" und die "aufgezeichnete/n" Geschichte und Geschichten der Menschen (Edward Wilson) zusammendenkt.
Abendkolloquium , 25.03.2009
What and When was Postcolonialism?
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Chakrabarty, Dipesh (2009)
La descolonización y las políticas culturales
Chakrabarty, Dipesh (Buenos Aires [u.a.], 2009)
El humanismo en la era de la globalización dixit ; 09
Chakrabarty, Dipesh (2008)
The climate of history : four theses
Chakrabarty, Dipesh (Princeton, NJ [u.a.], 2008)
Provincializing Europe : postcolonial thought and historical difference Princeton studies in culture, power, history
Chakrabarty, Dipesh (2002)
The in-human and the ethical in communal violence
Chakrabarty, Dipesh (2002)
Memories of displacement : the poetry and prejudice of dwelling
Chakrabarty, Dipesh (2002)
Subaltern histories and post-enlightenment rationalism
Chakrabarty, Dipesh (2002)
A small history of Subaltern Studies
Chakrabarty, Dipesh (2002)
Chakrabarty, Dipesh (2001)
Reconciliation and its historiography : some preliminary thoughts