Malgorzata Omilanowska, Dr. phil.
Professorin der Kunstgeschichte
Universität Danzig
Polska Akademia Nauk, Warszawa
Geboren 1960 in Warschau
Studium der Kunstgeschichte an der Universität Warschau
Fellowship
Andrew W. Mellon-Fellow
Arbeitsvorhaben
Nationale und regionale Identifikationsprobleme am Beispiel der Danziger Architektur des 19. Jahrhunderts
In meiner Forschungsarbeit zur Kunst und Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts fokussierte ich mich auf Fragestellungen der nationalen und regionalen Identifikation, der identitätsstiftenden und separierenden Muster im Zeichen visueller Kultur. Ich möchte den Zusammenhang von Kultur und Architektur in Danzig untersuchen, einer Stadt mit einer komplizierten und vielschichtigen Identität, einer multikulturellen Struktur sowie einem reichen architektonischen Bestand, der bereits mehrfach Gegenstand von Interpretationen und Über-Interpretationen (im nationalen Sinne) war und ist. In meiner Arbeit möchte ich mich speziell auf die Architektur Danzigs des 19. Jahrhunderts - des preußischen Zeitalters der Stadt - konzentrieren, da diese Architektur bis heute umstrittener Gegenstand von Diskussionen, sowohl bei Danziger Architekten wie auch bei Denkmalpflegern, Politikern und Intellektuellen ist. Ziel ist es, eine Studie vorzulegen, die sich grundlegend zum Problemfeld der Abhängigkeiten von architektonischer Form und rhetorischer Formel positioniert, d. h. wie Architektur mit bestimmten Inhalten, die als Zeichen einer lokalen Identität verstanden werden, versehen wird; zugleich soll aber auch die Wechselhaftigkeit und Elastizität solcher Interpretationsansätze je nach politischer Konjunktur aufgezeigt werden.Lektüreempfehlung
Omilanowska, Malgorzata. "Das Frühwerk von Walter Gropius in Hinterpommern." In Landgüter in den Regionen des gemeinsamen Kulturerbes von Deutschen und Polen - Entstehung, Verfall und Bewahrung, herausgegeben von Birte Pusback und Jan Skuratowicz, 133-149. Warschau: Inst. Sztuki Polskiej Akad. Nauk, 2007.
Omilanowska, Malgorzata. "Wie polnisch war Polangen?" In Kunst- und Kulturgeschichte im Baltikum. Studien zur Kunstgeschichte Kurlands, herausgegeben von Lars Olof Larsson, 97(129. Kiel: Martin-Carl-Adolf-Böckler-Stiftung, 2008, (im Druck). (Homburger Gespräche, H. 23.)
Omilanowska, Malgorzata. "The Application of Iron Construction in 19th Century Warsaw Architecture." Centropa 7, 3 (2007): 213-226.
Kolloquium, 26.03.2009
Großes Gebäude + großer Platz = großes Problem
Der Warschauer Defilad-Platz ("Paradeplatz") wurde in der stalinistischen Ära geplant und erstreckt sich vor dem Palast der Kultur und Wissenschaften, einem Wolkenkratzer, der von den Russen 1953-1955 im Stadtzentrum errichtet wurde; das Gebäude und der Platz waren der wichtigste Ort für Staatszeremonien in der polnischen Hauptstadt. Nach 1989 wurde das Ensemble von Palast und Platz zum Thema einer öffentlichen Diskussion unter Stadtplanern, Architekten und Politikern. Seitdem hat der Defilad-Platz so funktioniert, als existiere er in zwei Parallelwelten gleichzeitig: in der wirklichen Welt, in der wir leben, und in einer möglichen Welt, die von späteren Generationen von Architekten und Stadtplanern heraufbeschworen wird.
Im Verlauf der Suche nach neuen Lösungen für das Hauptstadtzentrum wurde ein Wettbewerb veranstaltet für eine Hochhausbebauung auf dem großen Platz rund um den Palast - mit dem Ziel, den Raum zu verdecken, indem man darauf baut. Aber die Pläne wurden rasch wieder geändert, und man entschied, dieses Areal mit Gebäuden sehr viel geringerer Höhe zu bestücken. Nachfolgende Teams von politisch Verantwortlichen haben das Problem immer wieder aufs Neue aufgegriffen und stets mehr oder weniger radikale Ideen gefördert, wie man das große Symbol ehemaliger sowjetischer Dominanz verschleiern kann. Inzwischen wird der riesige Platz, auf dem einst Militär- und 1. Mai-Paraden stattfanden, als Parkplatz genutzt und ist mit provisorischen Markthäuschen aus Metall besetzt, an denen Billigwaren verkauft werden; der Park rund um den Palast ist arg heruntergekommen. 2007 wurde der Architekturwettbewerb für die Planung eines Museums für zeitgenössische Kunst vor dem Palast endlich entschieden - aber nur wenige Monate später gab es neue Entwürfe.
Die Zukunft des Defilad-Platzes ist immer noch Gegenstand einer Debatte, die mit starken politischen Untertönen und auch zwischen den Generationen geführt wird. Fast zwanzig Jahre nach der politischen Wende ist der prominenteste öffentliche Raum der Hauptstadt immer noch unberührt von jedweder stadtplanerischen Entscheidung. Alle sind sich der ideologischen Konnotationen des Platzes bewusst, daher ist das Thema seines Werts als historisches Monument langsam aus der Debatte verschwunden, und auch die Bewahrung seines Originalzustandes ist weniger dringend geworden. Auf dem Defilad-Platz wird es keine Paraden mehr geben; wahrscheinlich wird er in Zukunft als städtischer Platz genutzt, um den sich Museen und Kaufhäuser gruppieren und der eine ganz andere politische Botschaft vermittelt - wenn auch immer noch im Schatten des "sowjetischen Geschenks", dem Palast der Kultur und Wissenschaft, der bis heute der höchste Wolkenkratzer Warschaus ist.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Omilanowska, Malgorzata (Milano, 2011)
Omilanowska, Malgorzata (Köln, 2011)
Omilanowska, Malgorzata (London [u.a.], 2010)
Berlin Eyewitness travel guide Berlin
Omilanowska, Malgorzata (2008)
Omilanowska, Malgorzata (Wraszawa, 2008)
Architekt Stefan Szyller : 1857 - 1933
Omilanowska, Malgorzata (München, 2008)
Berlin Eyewitness travel guide Berlin <dt.>
Omilanowska, Malgorzata (2007)
Omilanowska, Malgorzata (2007)
O wyksztalceniu i organizacji pracy warszawskich architektów x XIX wieku. Kilka uwag
Omilanowska, Malgorzata (2007)
Das Frühwerk von Walter Gropius in Hinterpommern