Shamil Jeppie, Ph.D.
Professor of History
Universität Kapstadt
Born in 1964 in Cape Town
Studied African and Middle Eastern History at Princeton University
Arbeitsvorhaben
Timbuktu as Archive: Writing, Copying, Collecting
This project focuses on the formation of an "archival culture" in the West African town of Timbuktu. The whole of Timbuktu has become a veritable archive. However, this is not only an effect of the media and research communities entering the space of the famous town. There are tangible archival traces that have come and gone into and out of the town and that require explanation. But the focus of my research has been on how collecting, copying, and authorship unfolded, connected, and produced collections or libraries. Is it possible to work out the physical and other routes that individual items, just as much as individuals, travelled into the collections of the town? Originals or copies, or copies as a form of preservation of an original, and from where? All locally produced? In other words, my concern is to look into the making of an archive. In this respect, the most important figure in the 20th-century history of the archive in Timbuktu is a man named Ahmad Bul'araf, who arrived in the town between 1904 and 1907. I found a pattern among items in the main state-sponsored library in Timbuktu. There, one would invariably find an item that originally belonged to Bul'araf's collection. But encountering so many items that once belonged to him forced me to ask questions about him, so I have been engaged in researching his background in Morocco and his literary life in Timbuktu, to write the biography of an archive by writing about his singular activity.Recommended Reading
Jeppie, Shamil. "Making book history in Timbuktu." In Debates in African book history, edited by David Johnson and Caroline Davis, 83-102. London: Palgrave, 2015.
-. "The Making and Unmaking of Colonial Shari'a in the Sudan." In Muslim Family Law in Sub-Saharan Africa: Colonial Legacies and Post-Colonial Challenges, edited by Shamil Jeppie, Ebrahim Moosa, and Richard Roberts, 165-182. Amsterdam: Amsterdam University Press, 2010.
Jeppie, Shamil, and Souleyman Bashir Diagne, eds. The meanings of Timbuktu. Cape Town: HSRC Press, 2008.
Kolloquium, 02.03.2021
Timbuktu schreiben
Timbuktu, Mali, Westafrika. Als die Behörden in Marrakesch Ahmad Baba (1556 - 1627), einem Gelehrten aus Timbuktu, nach zwölf Jahren Zwangsexil erlaubten, im Jahr 1607 in seine Heimatstadt zurückzukehren, bat er um seine Bücher, die man ihm weggenommen hatte. Er wollte seine 1600 Bücher. Ich nehme an, dass dies seine gesamte Bibliothek war. Ist diese Zahl zu genau? Haben die späteren Autoren, die dies berichteten, diese Zahl mehr oder weniger richtig wiedergegeben? Wie auch immer - dies weist auf die Vorstellung hin, dass es in diesem Zeitraum Bibliotheken oder Büchersammlungen in Timbuktu gab. Tatsächlich erwähnte Baba in einer autobiografischen Notiz die Sammlung seines Vaters, die 700 Bücher umfasste. Er stammte aus einer Gelehrtenfamilie und wuchs inmitten von Papier und Tinte auf. Doch es ist wirklich schwierig zu klären, wie viele Exemplare (700 oder 1600 oder irgendeine andere Zahl) die Sammlungen tatsächlich umfassten (Kodizes, Episteln, "Büchlein" oder mehrbändige Folianten? Natürlich alles Handschriften).
Ich möchte eine Handschrift von Baba, die ich derzeit ediere und übersetze, genauer untersuchen, denn ihr Thema ist an sich interessant ("Sollten Gelehrte gesellschaftlichen Umgang mit Herrschern pflegen?"); aber ich versuche auch herauszufinden, ob die Handschrift Rückschlüsse darauf zulässt, was er in seiner persönlichen Bibliothek hatte. Selbst wenn wir nicht sicher feststellen können, was sich in seiner Bibliothek befand, so wissen wir zumindest aufgrund seiner Zitate, dass diese Schriften in der Stadt vorhanden oder bekannt waren.
Baba war ein bedeutender Gelehrter, der zu Lebzeiten und nach seinem Tod weit über Timbuktu hinaus hoch angesehen war. Wahrscheinlich wurde er deswegen festgenommen und nach Marrakesch verschleppt. Wir haben ein Verzeichnis mit etwa 60 Werken von ihm und offenbar hatte er Zugang zu einer Arbeitsbibliothek. Er war kein Sammler um des Sammelns (des Hortens!) willen. Der einzige weitere Beweis für eine Sammeltätigkeit stammt aus dem 19. Jahrhundert, als ein Mitglied einer bekannten Gelehrtenfamilie einen Großeinkauf von Büchern in Marrakesch tätigte und eine Bücherliste mit Preisen in seinen Papieren hinterließ. Im frühen 20. Jahrhundert haben wir dann die Figur des Ahmad Bul'araf, ein Kaufmann, der sich um 1904 in Timbuktu niederließ und dort lange Jahre als Kopist und Sammler von Handschriften tätig war. Seine Neigung zur Gelehrsamkeit zeigt sich in den Anmerkungen zu einigen der Schriften, die er kopierte und sammelte. Er hinterließ uns genügend Aufzeichnungen, anhand derer wir uns einen Eindruck von seiner Bibliothek verschaffen können (vgl. Walter Benjamin). Er kam in Timbuktu etwa zehn Jahre nach der Eroberung durch die Franzosen an.
Die Einnahme Timbuktus war ein lang verfolgtes Ziel der europäischen Mächte und die Franzosen schicken Journalisten dorthin, um von dem Ereignis zu berichten. Einer von ihnen war Félix DuBois, der danach einen Bestseller schrieb, "Tombouctou la mystérieuse" (1897), ein Titel, der mehr als ein Jahrhundert lang die Fantasien über diesen Ort befeuerte. Dem Titel und wahrscheinlich der Intention seines Autors zum Trotz ist es ein Umriss einer Geschichte der Bücher von Timbuktu. Ich werde meinen Vortrag mit dem Geheimnis von Félix DuBois beginnen.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Jeppie, Shamil (Leidern, Bosten, MA, 2016)
Calligraphic Africa : notes toward the location of philology in Africa
Jeppie, Shamil (Basingtoke [u.a.], 2015)
Making book history in Timbuktu
Jeppie, Shamil (London, 2015)
Jeppie, Shamil (Amsterdam, 2010)
Köpfe und Ideen 2021
Die Bücher Timbuktus
ein Porträt von Shamil Jeppie von Sonja Asal