Kathleen Thelen, Ph.D.
Professorin der Politikwissenschaft
Northwestern University, Evanston
Geboren 1956 in South Dakota, USA
Studium der Politikwissenschaft an der University of California, Berkeley
Arbeitsvorhaben
Die Auswirkung der Globalisierung auf die Arbeitspolitik in den fortgeschrittenen Industriestaaten
Industrial relations institutions in the developed democracies are currently experiencing new strains as a result of pressures associated with "globalization". My project explores the new dynamics of labor relations under these changed conditions in countries that have traditionally been characterized by relatively strong "social partnership". In contrast to much of the prevailing literature, I trace the most serious strains in industrial relations in countries such as Germany and Sweden not to conflicts between business and labor but rather to tensions within key employers associations. I argue that the decline of the lockout - brought about by employers' heightened vulnerability to industrial strife in the context of tightly coupled production networks and just-in-time production ( has paradoxically had a very destabilizing effect on social partnership in such political economies.Recommended Reading
Kathleen Thelen. "The Political Economy of Business and Labor in the Developed Democracies." In Political Science: The State of the Discipline, edited by Ira Katznelson and Helen Milner. W.W. Norton and American Political Science Association: New York and Washington, D.C., 2002.
-. "Varieties of Labor Politics in the Developed Democracies." In Varieties of Capitalism: The Institutional Foundations of Comparative Advantage, edited by Peter Hall and David Soskice. Oxford University Press, 2001.
Kathleen Thelen and Ikuo Kume. "The Effects of Globalization on Labor Revisited: Lessons from Germany and Japan." Politics and Society 27: 4 (December 1999), 476-504.
Kolloquium, 26.11.2002
Paradoxa der Globalisierung: Die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in den entwickelten Industrieländern
Wie wirkt sich die Globalisierung auf den Faktor Arbeit in den entwickelten Industrieländern aus? Darüber gibt es gegensätzliche Ansichten. Eine Gruppe von Studien vertritt die Auffassung, dass die Globalisierung alle Länder in den Neoliberalismus und die Deregulierung drängt. Diese Perspektive der "neoliberalen Offensive" sagt einen allgemeinen Trend zur Anpassung voraus, denn zentralisierte Tarifsysteme, wie wir sie z. B. in Deutschland und Schweden finden, bewegen sich auf dezentrale, deregulierte Systeme wie das der USA zu. Eine Alternative zu diesem Ansatz ist die Perspektive der "Varianten des Kapitalismus"; sie vertritt die These, dass die Auswirkungen der Globalisierung variieren, je nach Beschaffenheit der herrschenden institutionellen Regelungen in den verschiedenen Ländern. Diese zweite Position sagt eine allgemeine Stabilität traditioneller Tarifverhandlungsregelungen in "koordinierten" Systemen wie Deutschland und Schweden voraus und geht von Abweichungen zwischen diesen Systemen und den eher dezentralen "liberalen" Marktwirtschaften wie den USA und Großbritannien aus.
Mein diesjähriges Projekt dreht sich darum, die relative Gültigkeit dieser beiden umfassenden und konkurrierenden Thesen zu überprüfen. In meinem Vortrag möchte ich mich auf zwei Fälle konzentrieren - Deutschland und Schweden (letzteres nicht in aller Ausführlichkeit), um meine grundsätzliche Argumentation darzulegen. Während die Theorie von der neoliberalen Offensive eher jene Eigenschaften der Globalisierung hervorhebt, die die Machtbalance weg vom Faktor Arbeit hin zum Faktor Kapital verschieben (z. B. die Mobilität des Kapitals), zeigt meine Forschung ein anderes Gesicht der Globalisierung, das ganz andere Implikationen für die Beziehungen zwischen Arbeitnehmern- und gebern in "koordinierten" Marktwirtschaften hat. Die zunehmende Integration der Weltmärkte hat den Konkurrenzdruck für viele Firmen erhöht; und wo Unternehmen auf der Basis von Qualität und Verlässlichkeit konkurrieren (z. B. im Zusammenhang der Just-in-Time-Produktion), hat die Wettbewerbslandschaft dazu geführt, dass der Arbeitgeber durch Arbeitskämpfe leichter zu verwunden ist. Die Dynamik, die daraus entsteht, scheint die wesentlichen Thesen der Theorie von den "Varianten des Kapitalismus" auf den ersten Blick zu bestätigen. Dennoch zeigt sich, dass die größere Verwundbarkeit der Arbeitgeber - sie stützt "koordinierte" Tarifverhandlungen in einigen wichtigen Punkten - auch einige Rückkoppelungseffekte hervorbringt, die diese Systeme zutiefst destabilisieren. Um diese These ganz einfach zu formulieren: Wo andere die destabilisierenden Effekte betonen, die mit der sinkenden Solidarität der Arbeitnehmer im Kontext neuer Konflikte zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern einhergehen, führe ich wichtige Spannungen in den "koordinierten" Marktwirtschaften auf Probleme der sinkenden Solidarität unter den Arbeitgebern zurück; sie entstehen zum Teil durch die intensivierte Kooperation zwischen den Arbeitnehmern und Arbeitgebern auf der Ebene der einzelnen Be-triebe.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Thelen, Kathleen (Cambridge [u.a.], 2004)
How institutions evolve : the political economy of skills in Germany, Britain, the United States, and Japan Cambridge studies in comparative politics
Thelen, Kathleen (2001)
Varieties of labor politics in the developed democracies
Thelen, Kathleen (1999)
Historical institutionalism in comparative politics
Thelen, Kathleen (Ithaca, NY [u.a.], 1991)
Union of parts : labor politics in postwar Germany Cornell studies in political economy