Arbeitsvorhaben
Die republikanische Vision von Eigentum und ihre gegenwärtige Bedeutung für China und die Welt
Following the pioneering works of John Pocock and Quentin Skinner on republicanism in the Western political tradition, I explore the republican vision of property and its contemporary significance for China and the world. The republican vision of property (and political economy in general), if revised and expanded to fit the condition of the 21st century, can provide an alternative to the dominant dichotomy of capitalism/socialism.Recommended Reading
Unger, Roberto Mangabeira. Politics the Central Texts: Theory Against Fate, with an introduction by Zhiyuan Cui. London and New York: Verso, 1997.
Cui, Zhiyuan. "Whither China? The Discourse on Property Rights in the Chinese Reform Context." Social Text 55, 16 (1997): 67-81.
-. Wrestling With the Invisible Hand. Harvard University Press, forthcoming.
Kolloquium, 11.05.2004
Proudhon, die deutsche historische Schule und die republikanische Vorstellung von Eigentum - Überlegungen aktuellen Konstitutionsdebatte in China
In meinem Vortrag möchte ich drei Fragen ansprechen: 1. Was ist Privateigentum? 2. Was rechtfertigt die ursprüngliche Aneignung von Privateigentum? 3. Gibt es neue Formen von Eigentumsrechten, die Alternativen zu den vorherrschenden Eigentumsformen im Kommunismus, Kapitalismus und in der sozialen Demokratie darstellen?<br><br>
Mein Interesse an diesen Fragen rührt u. a. daher, dass ich an der aktuellen Konstitutionsdebatte in China teilgenommen habe. Am 14. März dieses Jahres hat China seine Verfassung geändert, insbesondere den Abschnitt zum Eigentum (property clause). In der akademischen Debatte, die der Verfassungsänderung vorausging, stach ein Vorschlag heraus: China sollte in seiner Verfassung festhalten, "dass Privateigentum ein unverletzliches und heiliges Recht" sei, wie es im 544. Artikel des Code Napoleon festgelegt wird. Mein Gegenvorschlag beruht auf Artikel 14 des deutschen Grundgesetzes und der Enteignungsbestimmung (taking clause) in der amerikanischen Verfassung. Diese Debatte rückt die Frage, was das Wesen des Privateigentums ist, in den Mittelpunkt der Praxis wie der Theorie. <br><br>
Eine chinesische Debatte, die mit diesem Thema verwandt ist (aber von der internationalen Presse übersehen wurde), ist das sog. "Sündenfall"-Problem bei der Aneignung von Privateigentum. Am 1. Januar 2004 hat die Provinz Hubei (eine der 29 Provinzen Chinas) ein offizielles Dokument veröffentlicht, in dem nach "Vergebung" des "Sündenfalls" gerufen wurde - d. h., dass Verjährung geltend gemacht werden kann, wenn Anklage gegen Personen erhoben wird, die an ihr Eigentum auf dem Wege von "Korruption" gelangt sind. Dieses Dokument hat eine ernsthafte Debatte unter Rechtgelehrten und in der gesamten Öffentlichkeit in Gang gesetzt und hebt die Bedeutung der Frage hervor, was die ursprüngliche Aneignung von Privateigentum rechtfertigt.
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Dies führt mich natürlich zu Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865), einem französischen Philosophen, von dem die berühmt-berüchtigte These stammt: "Eigentum ist Diebstahl". Wenn wir uns den geistigen Austausch zwischen Proudhon und der deutschen historischen Schule vor Augen führen, wird Proudhons These schon gleich viel "respektabler". Friedrich von Savigny betonte, dass "Eigentum nichts mit Besitz gemeinsam" habe ("Nihil commune habet proprietas cum possessione"). Als sich Theodor Mommsen 1849 anschickte, in Leipzig zu lehren, ließen ihm seine Freunde eine Skizze zukommen, in der die Kernsätze von Proudhons Lehre zusammengefasst werden: "Dominium est furtum!" (Eigentum ist Diebstahl).
Wenn die Implikation von Proudhon und der deutschen historischen Schule darin liegt, dass es keine tiefgründige theoretische Rechtfertigung für die bestehenden Formen des Privateigentums gibt, lässt sich fragen: existieren Alternativen? Der Kommunismus ist natürlich eine Sackgasse. Margaret Thatcher prägte das Wort "TINA" (There is no alternative/Es gibt keine Alternative). Aber ich wage die These, dass es eine republikanische Vorstellung von Eigentum in der frühen Moderne des Westens gibt: wenn wir diese unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts weiter entwickeln, könnte sie eine vielversprechende Alternative zum Kapitalismus, Kommunismus und zur sozialen Demokratie sein.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Cui, Zhiyuan (Beijing, 1999)
"Kan bu jian di shou" fan shi di bei lun
Cui, Zhiyuan (Hongkong, 1997)
Di er ci si xiang jie fang yu zhi du chuang xin She hui yu si xiang cong shu
Cui, Zhiyuan (London, 1997)
Politics : the central texts ; theory against fate
Cui, Zhiyuan ()
Wrestling with the invisible hand : soft-budget-constraint in the capitalist economy