Pál Nyíri, Ph.D.
Dozent für Anthropologie
Central European University, Budapest
Born in 1972 in Budapest
Studied Chemistry at Moscow State University, Eötvös University, Budapestand Rutgers University and Asian Studies at the University of Oregon
Schwerpunkt
Cultural Mobility
Arbeitsvorhaben
Migration, Tourismus und der Neuentwurf von Landkarten: Neue Reisende erobern alte Räume
I investigate how Chinese and Russians, two newly mobile non-Western populations, create alternatives to established tourist geographies. Commercial tourism and migration flows in China and Russia, growing simultaneously in the past decade, create geographies that reinterpret the meanings of the classic, Western-made tourist scapes, of Europe and the Mediterranean as well as of China and Russia. The extent to which these new geographies differ from globalized tourist tropes reflects dominant discourses of truth in China and Russia respectively, as well as the enmeshedness of the tourist project with the migrant project.To uncover these emergent geographies, I use fieldwork in China and Russia as well as in Europe and the Mediterranean. We look both at the production and dissemination of tourist sites/sights by the state and the market and at their consumption by package tourists, and we compare the narratives to those in the era before commodified tourism emerged.
As a mirror to this research, I will be pursuing two corollary projects looking at narratives of Westerners traveling to the non-West in very particular historical circumstances: German governesses in Eastern Europe between the eighteenth and the early twentieth century and East Germans who traveled to Lake Balaton in Hungary in the 1970s and 1980s.
Recommended Reading
Nyíri, Pál. "Chinese in Hungary and their Significant Others: A Multi-Sited Approach to Transnational Practice and Discourse." Identities 9, 1 (2002): 69-86.
Nyíri, Pál and Igor R. Saveliev. Globalising Chinese Migration. Aldershot, England and Burlington, VT: Ashgate, 2002.
Nyíri, Pál. Transnational Chinese: Fujianese Migrants in Europe (with Frank N. Pieke, Mette Thunø and Antonella Ceccagno). Stanford: Stanford University Press, (forthcoming 2003).
Kolloquium, 09.03.2004
: Malerische Fleckchen: Die Konstruktion des chinesischen Touristenortes
Tourismus ist ein Aspekt der menschlichen Mobilität, der bisher von den Sozialwissenschaftlern nicht so ernst genommen wurde, wie man es angesichts seines Umfangs und seiner Bedeutung eigentlich erwarten dürfte. In den Studien, die den Begriff des Tourismus untersuchen, sowie in einem breiteren metaphorischen Diskurs ist der Tourist stets mit dem "Westler" in Verbindung gebracht worden; damit wurde die Bedeutung universalisiert, die der Tourismus in der spezifischen historischen Erfahrung der westlichen Moderne angenommen hatte. Wenn auch in organisierter Form, verbreitet sich der kommerzialisierte Massentourismus derzeit auch in Teilen der Weltbevölkerung, die ihn früher nicht kannte. Möglicherweise hat dies Auswirkungen von großer Tragweise auf jene Länder, die zu Freizeit-Exporteuren für die jetzt mobilen, nicht-westlichen Menschen werden - deren Vorstellungen von Freizeit sich vielleicht überdies von den westlichen unterscheiden. Der Einblick in die touristische Praxis dieser Menschen zwingt uns möglicherweise dazu, unsere Vorstellung vom Touristen als "modernen Menschen" - im Sinne MacCannells (1976) - zu revidieren.
In meinem Vortrag möchte ich einen Teil meiner noch im Fluss befindlichen Arbeit über Touristen und Touristenorte in China darstellen; ich verstehe dies als eine Ethnographie der kulturellen Autorität. Im ersten Teil des Vortrags analysiere ich aktuelle Werbebroschüren, die von der chinesischen Tourismusbehörde und den Reisebüros in China veröffentlicht werden. Diese Broschüren zeigen, dass Tourismus von den Behörden wie auch den Reisebüros als etwas verstanden wird, das den Konsum von "malerischen Fleckchen" (jingdian), von scharf begrenzten und kontrollierten Zonen erlaubt. "Entwicklung", Ökonomisierung und Kommerzialisierung sind in diesen Darstellungen ganz explizit; darin unterscheiden sie sich vom "romantischen Blick" und von der Angst vor der Kommerzialisierung, die den Diskurs des westlichen Tourismus beherrschen. Ich gehe der Vorstellung vom malerischen Ort in vormodernen Darstellungen von Reisen des chinesischen Adels nach und möchte zeigen, dass die Renaissance dieser Darstellungen nur aufgrund eines Mangels möglich wurde: nämlich des Fehlens eines eindeutig modernen, romantischen, forschenden, auf die Arbeit am Selbst ausgelegten Tourismusdiskurses, der im Westen nach der Aufklärung entstanden war. Im China des Spätsozialismus wurde die Vorstellung vom malerischen Fleckchen vom Staatsprojekt des Aufbaus der Nation vereinnahmt und nahm eine hegemoniale Position auf dem Tourismusmarkt ein.
Im zweiten Teil des Vortrags möchte ich von meiner vorbereitenden Feldarbeit berichten, die ich an einem beliebten Touristenort in China, in Jiuzhaigou, durchgeführt habe. Ich möchte zeigen, wie Reiseführer und Touristen den Konsum des malerischen Fleckchens gestalten. Um dies zu erläutern, möchte ich Jiuzhaigou mit einer nahegelegenen Stadt, Songpan vergleichen, die kein malerisches Fleckchen für chinesische Touristen ist, sich dafür jedoch bei westlichen Rucksacktouristen einiger Beliebtheit erfreut.
Nachdem ich die konstitutiven Merkmale des malerischen Fleckchens genauer betrachtet habe, möchte ich einige Überlegungen anstellen. Zum Verständnis der Mechanismen, mit deren Hilfe sich der chinesische Staat so erfolgreich jeder Infragestellung seiner Autorität bei der Repräsentation und Interpretation der chinesischen Kultur widersetzt hat, ist es vielleicht nützlich, das chinesische Konstrukt des malerischen Fleckchens zu untersuchen. Zum Schluss möchte ich einige Fragen stellen zu den sich mehrenden Begegnungen zwischen chinesischen Touristen und touristischen Landschaften im Westen. Wie etabliert sich - außerhalb der Staatsgrenzen - Autorität bezüglich der Interpretation dieser Orte, und welche Bedeutung hat das für die Struktur des chinesischen Subjekts in der modernen Welt?
Abendkolloquium , 16.12.2003
A Brief Introduction to Cultural Mobility: Five Objects in Motion
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Nyíri, Pál (Seattle, Wash. [u.a.], 2006)
Scenic spots : Chinese tourism, the state, and cultural authority A China program book
Nyíri, Pál (Abingdon, 2005)
Global modernisers or local subalterns? Parallel perceptions of Chinese transnationals in Hungary
Nyíri, Pál (2005)
The "New Migrant": state and market constructions of modernity and patriotism
Nyíri, Pál (Budapest [u.a.], 2005)
China inside out : contemporary Chinese nationalism and transnationalism
Nyíri, Pál (Stanford, Calif., 2004)
Transnational Chinese : Fujianese migrants in Europe
Nyíri, Pál (2004)
Nyíri, Pál (2004)
Nyíri, Pál (2003)
Nouvelles migrations chinoises en Europe de l'est
Nyíri, Pál (Paris, 2003)
Nyíri, Pál (2003)
Xenophobia in Hungary : a regional comparison ; systemic sources and possible solutions