David Nirenberg, Ph.D.
Professor der Geschichte
Johns Hopkins University, Baltimore
Born in 1964 in New York
Studied History at Yale University and at Princeton University
Arbeitsvorhaben
Eine kurze Geschichte des Juden als Feind
"A Brief History of the Jew as Enemy" traces in essayistic form the religious, philosophical, and political deployment of ideas about Jewish carnality and enmity. The book begins in the ancient world (primarily Hellenistic Egypt), before moving to the development of Christian hermeneutics in the Early Church and Patristic periods. It studies the development and transformation of this hermeneutic in the medieval Islamic and Christian traditions, as well as its secularization in modern political thought. The project concludes with a treatment of the subject's implications for contemporary political and philosophical movements, both Christian and Islamic.Recommended Reading
Nirenberg, David. Communities of Violence: Persecution of Minorities in the Middle Ages. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1996.
Kolloquium, 03.05.2005
Judaism as a Figure of Thought, from Ancient Egypt to the Present
Trotz seines Titels begann dieses Projekt in Spanien, mit einer Frage, die die Beleidigungen betraf, mit denen sich einige christliche Dichter gegenseitig verunglimpften. Sie bezichtigten einander etwa, große Nasen zu haben, "Auberginenaugen", mit Jüdinnen zu schlafen oder "mit jüdischem Sperma vollgestopft" zu sein, Versmaße und Reime wie die von Geldwechslern und Steuereintreibern zu schmieden - kurz, irgendwie "jüdisch" zu sein. Ich bemühte mich um ein Verständnis, was diese Vorwürfe bedeuteten, aber ich machte eine schmerzliche Entdeckung, die sich für mich seitdem auch im Deutschunterricht bestätigt hat: Einen Satz verstehen, heißt, eine Sprache verstehen. Mein Projekt in diesem Jahr bestand also darin, eine Sprache zu lernen, die wir vielleicht als "Sprache des Judaismus" bezeichnen können.
Die Metapher ist nützlich, aber schief, denn diese Sprache war nicht die Sprache der Juden, sondern eine Sprache über sie. Auch wenn sich Juden dieser Sprache in ihrem eigenen, besonderen Dialekt bedienten, wurde sie viel öfter und nach dem ersten Jahrhundert n. Chr. mit einem nachhaltigen Echo von Nicht-Juden verwendet; letztere sind es, auf die ich mich konzentrieren will. Überdies war diese Sprache auch keine Sprache im eigentlichen Sinn, sondern eher ein Vokabular sowie verschiedene Begriffe und Vorstellungen über das Judentum, die für das Denken und Reden über bestimmte Unterscheidungen nützlich waren - Unterscheidungen, die dazu dienten, der Welt einen Sinn zugeben: etwa, was nur scheinbar und was wirklich ist, die Unterscheidung zwischen Erscheinung und Wahrheit, zwischen Wort und Bedeutung, zwischen Fleisch und Geist, Mensch und Gott, Sklaverei und Freiheit, zwischen Tyrann und dem (legitimen) Souverän.
Für das antike Denken, das sich mit diesen Unterscheidungen befasste, spielte das Vokabular des Judaismus eine zu vernachlässigende Rolle. Als das antike Denken zunächst ins Christentum und dann in den Islam übersetzt wurde, gewann es jedoch an Bedeutung. Beide Religionen wiesen dem Vokabular des Judaismus eine zentrale Rolle in ihrem Verständnis der Welt und der Sprache zu, die wir verwenden, um Welt zu repräsentieren. Wie und warum wurde dieses Vokabular so wichtig? Was leistete es? Und auf welche Weise wurde es von den vielen Kontexten verändert, in denen es sich entwickelte?
Der Nutzwert der Sprache des Judaismus endete nicht im Mittelalter; sie spielte eine wichtige Rolle sowohl bei der Ermöglichung der Reformation als auch bei ihrer Kritik, bei der Säkularisierung in der Aufklärung und der Moderne und sogar bei der "Re-Theokratisierung" der Welt heute. Natürlich unterscheiden sich ihre modernen von den vormodernen Gebrauchsweisen - wie jede lebende oder tote Sprache verändern sich Grammatik und Wortschatz im Verlauf der Zeit und an unterschiedlichen Orten stark. In welcher Beziehung stehen diese verschiedenen Grammatiken und Vokabulare zueinander? Manchmal verwenden wir den Ausdruck "politische Theologie", um auf die Beziehung zwischen den säkularisierten politischen Begriffen der Moderne und ihren theologischen Vorgängern hinzuweisen. Wenn ich das Buch bis in die Gegenwart fortschreibe, liegt mein Ziel im weitesten Sinne darin, einen Strang der "kritischen Theologie" - so könnte man es nennen - zu untersuchen: ein Strang, der in diesem Fall die Beziehung zwischen den zeitgenössischen Sprachen und Begriffen der Kritik und der theologischen Sprache des Judentums in den Vordergrund stellt.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Nirenberg, David (Chicago, 2021)
Uncountable : a philosophical history of number and humanity from antiquity to the present
Nirenberg, David (Chicago, 2014)
Neighboring faiths : Christianity, Islam, and Judaism in the Middle Ages and today
Nirenberg, David (New York, NY [u.a.], 2013)
Anti-Judaism : the Western tradition
Nirenberg, David (2010)
Shakespeare's Jewish questions
Nirenberg, David (2007)
Vom Verschwinden des Judentums : das christliche Spanien im Zeitalter der Massenkonversionen
Nirenberg, David (Chicago, Ill., 2006)
Nirenberg, David (2005)
Um 1300: Warum der König die Juden beschützen mußte, und warum er sie verfolgen mußte
Nirenberg, David (Princeton, NJ, 1998)
Communities of violence : persecution of minorities in the Middle Ages History