Maria Todorova, Ph.D.
Professorin der Geschichte
Universität Illinois, Urbana-Champaign
Born in 1949 in Sofia, Bulgaria
Studied History at the University of Sofia
Arbeitsvorhaben
Nationalhelden des Balkans und ihre symbolische Repräsentation
This is an extension of my present project on the major figure of the Bulgarian national pantheon, Vasil Levski. With a focus on national memories and identities in the Balkans, I concentrate on the symbology of nationalism and the mechanisms of hero worship, in order to understand the role of cultural processes and artifacts in the formation of national identity. In engaging the scholarship on nationalism, I wish to contribute to both problematizing and refining its typology by introducing and elaborating on a new category, that of weak nationalism. By critically employing recent work on historical memory, I expect to develop a more concrete understanding of how people experience the past and how the past can mobilize them politically.Das Erinnern des Kommunismus
With its emphasis on memory, this project is methodologically linked to the previous one. Prompted by a critical attitude toward transitology and the state of interpretations of actually-lived communism, it seeks to address how communism is remembered today in view of contributing to the better understanding of the legacy of a past system that shaped the everyday lives of people over several generations. By focusing on the process of remembering, it lays stress on three facets: the constant and consecutive rearticulations of the communist experience; lived experience as inflected by the exigencies of the present moment at which the act of recollection takes place; and finally, by exploring the links between individual memories and shared knowledge, as well as the creation of existential normality, it puts a premium on subjectivity. In its broad contours, this is a long-term international and interdisciplinary collaborative project, which at present is beginning as a pilot study in Bulgaria.Recommended Reading
Todorova, Maria. Balkan Family Structure and the European Pattern: Demographic Developments in Ottoman Bulgaria. Washington DC: American University Press, 1993.
-. Imagining the Balkans. New York: Oxford University Press, 1997.
-. Balkan Identities. London and New York: Hurst and New York University Press, 2004.
Kolloquium, 01.03.2005
Bones of Contention: The Making and Meaning of a National Hero
Bekanntermaßen gehören Nationalhelden zu den Eckpfeilern des symbolischen Repertoires des Nationalismus. In meinem gegenwärtigen Projekt liegt der narrative Schwerpunkt auf Leben und Tod, insbesondere auf dem posthumen Leben von Vasil Levski (1835 - 1873), des wohl einzigen unangefochtenen bulgarischen Helden. Anhand der historischen Untersuchung des posthumen Schicksals eines Helden im Verlauf von 150 Jahren konzentriere ich mich auf die Symbolik des Nationalismus und die Mechanismen der Heldenverehrung, um die spezielle Rolle kultureller Prozesse und Artefakte bei der Bildung nationaler Identität zu verstehen. Indem ich die Wechselfälle seiner Heroisierung, seiner Verherrlichung, die Vereinnahmung seiner Person von unterschiedlichen, oftmals gegensätzlichen politischen Kräften, die Neuinterpretation, die Erinnerung an ihn und schließlich seine Heiligsprechung untersuche, will ich mich in verschiedene breit geführte theoretische Debatten einmischen und gleichzeitig die Basis für eine anschließende vergleichende Forschung in den Regionen schaffen. Ich hoffe, dass uns eine solche Analyse ermöglicht, zu differenzierteren Schlussfolgerungen hinsichtlich des viel diskutierten Charakters des Nationalismus auf dem Balkan und der Erscheinungsformen des Nationalismus im Allgemeinen zu gelangen, abgesehen von der historischen Besonderheit des Einzelfalls.
Auf einer anderen Ebene ist die Geschichte um Levski organisch mit einigen anderen allgemeinen Fragen verknüpft. Sie gewährt uns Einblicke in das Problem von Geschichte und Erinnerung - mit allen damit einhergehenden Aspekten: die Frage nach öffentlichem, gesellschaftlichem oder kollektivem Erinnern, wie es von den Historikern behandelt wird; das Wesen nationalen Erinnerns im Vergleich zu anderen Arten des Erinnerns; dessen Variabilität über Zeiten und soziale Räume hinweg; alternatives Erinnern; Erinnerungstechniken wie Gedenkveranstaltungen und schließlich die Mechanismen der Schaffung und Überlieferung von Erinnerungen. Auch hat die Geschichte um Levski ganz konkret mit dem Thema der Orte zu tun, an denen Geschichtswissen produziert wird, und deren Ansprüchen und Konkurrenz. In den vergangenen Jahrzehnten war die Figur Levskis in einige Debatten des gesellschaftlichen Lebens Bulgariens verwickelt, von denen zwei sich zu kleinen Skandalen entwickelten. Das eine war die Auseinandersetzung um die verschollenen sterblichen Überreste Levskis; in dieser Debatte engagierten sich Archäologen, Historiker, Architekten und Schriftsteller. Der andere Skandal war der Streit der beiden Patriarchen der jüngst gespaltenen bulgarisch-orthodoxen Kirche; die abtrünnige Kirche griff dabei auf ein Legitimationsinstrument zurück, dass sich von gewöhnlichen politischen Argumentationen stark unterscheidet: die Heiligsprechung von Levski im Jahr 1996. Diese Kontroversen nahmen die Züge eines gesellschaftlichen Dramas an und gerieten zur Metapher für berufliche und politische Rivalität, eine Illustration des großen Kampfes um die Frage, "wem die Geschichte gehört".
Ich setze mich mit der beeindruckenden Forschung zum Nationalismus, insbesondere mit modernistischen und instrumentalistischen Interpretationen auseinander; auf diese Weise möchte ich sowohl zur Problematisierung als auch zur Verfeinerung der Typologie beitragen. Indem ich mich auf die Erkenntnisse einer maßgeblichen, aber noch immer recht überschaubaren neuen Literatur zum Thema Nationalhelden beziehe, möchte ich die Kontinuitäten der Heldenverehrung über verschiedene Zeiträume hinweg untersuchen. Mit Hilfe von neueren Arbeiten zum historischen Erinnern will ich ein konkreteres Verständnis davon gewinnen, wie Menschen Vergangenheit erleben und auf welche Weise die Vergangenheit sie politisch mobilisieren kann. Mit der dichten Beschreibung (thick description) von zwei bestimmten gesellschaftlichen Dramen möchte ich zu einem besseren Verständnis der Charakteristika des Spätsozialismus wie auch des Postkommunismus beitragen.
Abendkolloquium , 22.03.2005
Truth and the F-Word, or: Knowledge versus Ideology? On Epistemological Uses of Feminism in the Social and Natural Sciences
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Todorova, Maria (2010)
Historische Vermächtnisse zwischen Europa und dem Nahen Osten
Todorova, Maria (New York [u.a.], 2010)
Todorova, Maria (Budapest , 2009)
Bones of contention : the living archive of Vasil Levski and the making of Bulgaria's national hero
Todorova, Maria (Berlin, 2007)
Historical legacies between Europe and the Near East Carl Heinrich Becker lecture der Fritz Thyssen Stiftung ; 1
Todorova, Maria (2006)
The Mausoleum of Georgi Dimitrov as lieu de mémoire
Todorova, Maria (2006)
The Mausoleum of Georgi Dimitrov as lieu de mémoire
Todorova, Maria (Budapest, 2006)
Balkan family structure and the European pattern : demographic developments in Ottoman Bulgaria Pasts incorporated: CEU studies in the humanities ; 3
Todorova, Maria (2005)
The trap of backwardness : modernity, temporality, and the study of eastern European nationalism
Todorova, Maria (2004)
Conversion to Islam as a trope in Bulgarian historiography, fiction and film