Mark R. Beissinger, Ph.D.
Professor der Politikwissenschaften
Universität Wisconsin-Madison
Born in 1954 in Philadelphia, PA
Studied Government at Harvard University and Political Science at Duke University
Arbeitsvorhaben
Postkoloniale Imperien: Imperialismus und die Politik der Identität in einer Welt von Nationalstaaten
This project addresses the continuing role and meaning of empire in a world that is formally postcolonial and post-imperial. It examines historically the transformation of the notion of empire from a claim made by rulers to legitimate control into a claim made by those opposing rulers about the illegitimacy of control centered around the violation of norms of sovereignty and self-determination. It then probes the contested boundary between empire and nation-state in a world in which the term empire is widely understood as a pejorative, in which international norms recognize colonialism and alien rule as the basis for legitimate claims to independent statehood, and in which no state would openly admit to imperial intent. As a result of the rise of international norms of sovereignty and self-determination, modes of large-scale control have shifted so as to blur the boundaries between empire and nation-state, as states aiming to extend or consolidate their control utilize norms of sovereignty and self-determination as ways of structuring control in order to avoid the appearance of empire. Moreover, recognition of authority as imperial is itself an act of resistance. Based on constructivist approaches to the study of identity politics, the project seeks to rethink what empires are in a post-imperial world, how they emerge, why they collapse or disappear, and what follows after them.Recommended Reading
Beissinger, Mark. Nationalist Mobilization and the Collapse of the Soviet State. Cambridge: Cambridge University Press, 2002.
Beissinger, Mark and Crawford Young, eds. Beyond State Crisis? Postcolonial Africa and Post-Soviet Eurasia Compared. Washington, DC and Baltimore, MD: Woodrow Wilson International Center for Scholars Press and Johns Hopkins University Press, 2002.
Beissinger, Mark. "The Persisting Ambiguity of Empire." Post-Soviet Affairs 11, 2 (April-June 1995): 149-184.
Kolloquium, 26.06.2006
Das Wesen der derzeitigen Beschwerden gegen das Imperium: Das Imperium in einer postimperialen Welt der Souveränität und Selbstbestimmung
Neben anderen Projekten habe ich am Wissenschaftskolleg an einem Buch gearbeitet, in dem ich mich damit befasse, was ich das "postimperiale Imperium" nenne. Das Projekt ist der Versuch, mich mit dem Fortbestand von Imperien in einer Welt zu beschäftigen, in der es - zumindest formell - keine Imperien mehr geben dürfte; überdies stelle ich die Frage, wie sich der internationale normative Kontext auf das Wesen des imperialen Phänomens auswirkt. Mein zentrales Argument ist, dass die Bedeutung und die Praxis des Imperiums in der Moderne von internationalen Normen der Souveränität und Selbstbestimmung geformt wurde; letztere diskreditierten auch den Gedanken des Imperiums, veränderten die Gestalt der konstitutiven Bestandteile eines Imperiums und die Verhaltensweisen, die wir für imperial halten, und beeinflussten die Wege, die die Staaten bei der Ausübung von Fremdherrschaft einschlugen. Ich lege dar, dass sich diese fundamentalen Veränderungen des Imperiums als Kategorie politischen Handelns auch auf unsere analytischen Kategorien auswirken und uns auf diese Weise zu einer eher relationalen Betrachtungsweise in der Forschung drängen sollten; wir sollten das Imperium der Gegenwart nicht nur als eine Struktur, sondern vielmehr als Praxis, Anspruch und (insbesondere) als Reputation verstehen. Diese relationale Methode impliziert nicht nur, dass wir imperiale Phänomene auf andere Weise bestimmen, sondern auch, dass wir ihre Entstehung, ihr Vorgehen und ihre Transzendenz anders erklären sollten.
Im generischen Sinn kann man das Imperium als ein weitreichendes und umfangreiches System von Fremdherrschaft verstehen. Doch das Dilemma, das in der Verknüpfung ähnlicher, aber nicht identischer Gegenstände liegt, wird sofort spürbar, wenn wir über das Phänomen des Imperiums im Wandel der Geschichte sprechen. Ich möchte die Beziehung zwischen dem Imperium als einer sich verschiebenden Kategorie des politischen Handelns und dem Imperium als analytischer Kategorie erörtern und eine Analogie zur Untersuchung von Nationen und des Nationalismus ziehen. Dann konzentriere ich mich auf vier Verschiebungen in der modernen Politik, die das Imperium transformiert haben: von einer Praxis, in der es um Eroberung ging, von einem Anspruch der Herrscher, der der Legitimierung der Kontrolle diente, von einer Prestigesache hin zu einer Praxis, die sich um hierarchische Unterordnung und willkürliche Macht drehte, hin zu einem Anspruch von Seiten derer, die gegen eine bestimmte Herrschaft waren, und hin zu einer Reputation, die von Staaten abgelehnt und vermieden wurde: Der Aufstieg der staatlichen Souveränität, das Aufkommen des Nationalismus als einer Form der Legitimation, die Demokratisierung imperialer Staaten und der Erfolg der Dekolonisierungsbewegungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Nachdem ich die Verknüpfungen zwischen diesen Veränderungen und der verschobenen Praxis und Bedeutung des Imperiums untersucht habe, zeige ich die spezifischen Eigenschaften und Praktiken, die mit Beschwerden gegen das Imperium heute verbunden sind, und zwar anhand einer Inhaltsanalyse von mehr als 2000 Zeitungsartikeln, in denen Staaten oder internationale Organisationen imperialer Herrschaft beschuldigt werden. Ich möchte mit einer Reflexion schließen: was die Auffassung des Imperiums als Praxis, Anspruch und Reputation für das Nachdenken über Alternativen zum Imperium bedeutet und für die Probleme, die mit der Überwindung der Reputation eines Staates als imperialer Macht verbunden sind. Im Verlauf des Vortrags möchte ich meine Ausführungen mit den Erfahrungen zweier postimperialer Staaten illustrieren, denen die Reputation als Imperien in einem postimperialen Zeitalter anhaftet: Die Sowjetunion und die USA.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Beissinger, Mark R. (2007)
Beissinger, Mark R. (Cambridge [u.a.], 2002)
Nationalist mobilization and the collapse of the Soviet State Cambridge studies in comparative politics
Beissinger, Mark R. (Washington, DC, 2002)
Beyond state crisis? : postcolonial Africa and post-Soviet Eurasia in comparative perspective African studies, Post-Soviet studies
Beissinger, Mark R. (Boulder/Colo. u.a., 1990)
The nationalities factor in Soviet politics and society The John M. Olin critical issues series
Beissinger, Mark R. (Cambridge, Mass., 1988)
Scientific management, socialist discipline, and Soviet power Russian Research Center studies ; 84