Jean-Louis Fabiani, Dr.
Directeur d'études
École des hautes études en sciences sociales, Paris
Born in 1951 in Algiers, Algeria
Studied Philosophy and Sociology at the École Normale Supérieure
and at the École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris
Arbeitsvorhaben
Zuordnung von Kunstwerken: Evidenz in der Kunstgeschichte
Attributing works to painters and sculptors is a major activity in art history and in museum life. Changes in the attribution of masterpieces can lead to enormous variations of value in the art world and to a partial rewriting of art history. It can either create or destroy the reputation of attributers. Indulgent or false attributions are matters of deontological debates. Attribution is also a political game, in that it focuses attention on national characters or schools in painting, sometimes colonizing or excluding other traditions. Attributing artworks is a complex activity, based upon the recognition of common elements, but also on trusting the "eye" of the learned viewer, an eye that cannot be acquired by formal training (but more likely by early familiarity with art). How can a single individual's visual certainty be considered the criterion of evidence? Drawing first on historical material, and especially on disputed cases in French art history (e. g. the case of the "Primitifs français" at the turn of the twentieth century), then on observation of the attributing processes (including the process of accepting attributions by colleagues and institutions), it is possible to identify the main steps in attribution as well as the different ways of displaying evidence in highly conjectural matters. Disciplinary cultures, changing technical devices that supply evidence, the exhibition of individual quality (the gentleman's eye) as constructing a sort of social evidence, styles of presentation and communication, and explicit and implicit criteria of evidence will be examined.Recommended Reading
Fabiani, Jean-Louis. Les philosophes de la République. Paris: Éditions de Minuit, 1988.
-. Lire en prison: une étude sociologique. Paris: BPI, Centre Georges Pompidou, 1995.
-. "Clore enfin l'ère des généralités." In Emile Durkheim: L'évaluation en comité: textes et rapports de souscription au Comité des travaux historiques et scientifiques 1903-1917, edited by Stéphane Baciocchi and Jennifer Mergy, 151-189. Oxford, New York: Durkheim Press, Berghahn Books, 2003.
Kolloquium, 17.01.2006
Le sujet et le concept: A Historical Sociology of French Philosophy, 1880-1980
Eines meiner Ziele hier am Wissenschaftskolleg ist die Fertigstellung eines Buches, das einer sozio-historischen Analyse der französischen Philosophie seit dem Beginn der Dritten Republik gewidmet ist. Obwohl ich seit mehr als 25 Jahren an sehr unterschiedlichen Themen in der Kultursoziologie gearbeitet habe, habe ich mich doch auch ständig mit Philosophie beschäftigt, und ich würde Ihnen gerne erklären, warum ich so besessen davon war. Anstelle eines Überblicks über mein Buch möchte ich mir den letzten Text vornehmen, den Foucault vor seinem Tod geschrieben hat. Ich möchte seine Argumentation in Bezug auf die entscheidende Trennlinie in der französischen Philosophie erörtern - auf der einen Seite steht eine Philosophie des Subjekts, des Lebens und der Erfahrung, auf der anderen steht eine Philosophie der Begriffe, der Rationalität und des Wissens. Foucaults Modell ist natürlich unvollständig: viele Philosophen tauchen in seiner kurzen Namensliste gar nicht auf, insbesondere fehlt Charles Renouvier, der "criticiste", der für die Begründung des Programms einer republikanisch-rationalistischen Philosophie so entscheidend war. Doch Foucaults Überlegungen haben mich beeindruckt, weil sie recht gut zu meinen eigenen frühen Analysen der französischen Philosophie um 1900 passten. Dort beschrieb ich den diametralen Gegensatz von Spiritualismus (i. e. die offizielle französische Philosophie vor der Dritten Republik) einerseits und der Mischung aus Rationalismus und Positivismus (der als begriffliche Konstruktion gerade im Entstehen war) andererseits; dies war mit der Entwicklung der Universitäten verknüpft und dem Wunsch nach einem intellektuellen Wettkampf mit Deutschland nach der Niederlange Frankreichs im Krieg gegen die Preußen. Ich möchte dann meine Argumentation zusammenfassen, indem ich Ihnen die wichtigsten Werkzeuge präsentiere, die ich zur Beschreibung der spezifischen Umstände hinter der Entstehung bestimmter Begriffe, philosophischer Debatten und intellektuellem Wandel verwende. Ich möchte dies mit Studien zur Wissenschaft vergleichen, die der Analyse wissenschaftlicher Prozesse eine neue Orientierung gegeben haben. Obwohl die Werkzeuge zur Erforschung der Wissenschaft nicht als solche auf die Untersuchung der Philosophie angewandt werden können, möchte in dennoch zeigen, dass Philosophie eine bestimmte Aktivität ist, die an bestimmten Orten stattfindet und auf Interaktionen beruht. Ich möchte meine Arbeit sowohl von Randall Collins' Versuch abgrenzen, eine globale Theorie der intellektuellen Neuerungen in der Philosophie zu entwickeln, als auch von Pierre Bourdieus Theorie der Felder. Ich möchte vielmehr einen theoretischen Rahmen vorschlagen, in dem die strukturellen Eigenschaften der geisteswissenschaftlichen Interaktionssettings mit den Aktivitäten der Philosophen verknüpft werden. Diese Aktivitäten können, wenn sie erfolgreich sind, den "Horizont der Fragen" und "den Raum des Möglichen" verändern. Im dritten Teil meines Vortrages möchte ich den institutionellen Rahmen der Philosophie in Frankreich mit einfachen Worten analysieren, der sich durch eine bemerkenswerte Stabilität im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts auszeichnet. Damit möchte einen Beitrag zur Soziologie der "Königsdisziplin" leisten, die stets mehr ist nur ein wissenschaftliches Fach, da sie uns eine Theorie der Disziplinen bietet.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Fabiani, Jean-Louis (2011)
Halten & lösen Attachment and arrachement
Fabiani, Jean-Louis (Grenoble, 2008)
L'éducation populaire et le théâtre : le public d'Avignon en action Art, culture, publics
Fabiani, Jean-Louis (Paris, 2007)
La généralisation dans les sciences historiques : obstacle épistémologique ou ambition légitime?
Fabiani, Jean-Louis (Paris, 2007)
Après la culture légitime : objets, publics, autorités Logiques sociales
Fabiani, Jean-Louis (2006)
Á quoi sert la notion de discipline?
Fabiani, Jean-Louis (Manosque, 2006)
La petite mer des oubliés : étang de Berre, paradoxe méditerranéen
Fabiani, Jean-Louis ([Paris], 2005)
Beautés du Sud : la Provence à l'épreuve des jugements de goût Anthrophologie du monde occidental
Fabiani, Jean-Louis (Paris, 2001)
Le goût de l'enquête : pour Jean-Claude Passeron Logiques sociales
Fabiani, Jean-Louis (Marseille, 2000)
L ' Europe du sud contemporaine Plossu
Fabiani, Jean-Louis (1997)
Controverses scientifiques, controverses philosophiques : figures, positions, trajetz