Susanne Küchler, Dr. phil.
Anthropologie
University College London
Born in 1957 in Augsburg
Studied Social Anthropology at the Free University of Berlin and
at the London School of Economics and Political Sciences
Arbeitsvorhaben
Kopf-Stoff: Die Sozialgeschichte des Prototyps
The Material Mind: A Social History of the Prototype is a manuscript written to support anthropological research on the design of "smart" fabrics. The manuscript will consider the impact of wireless communication technology on one of the main tenets of the Enlightenment, the theory of mind, with its associated nexus of models relating to memory, culture and technology. The year at the Wissenschaftskolleg will enable me to conduct library research relating to the historical and generic part of the manuscript dealing with the social history of the prototype and to draft chapters on visualization and mathematical calculation, material technology and the modeling of mind, and the role of the material in creativity and innovation. To retain the link with my research on what is known colloquially as "I-wear", I shall investigate the hypothesis that a thread-based model of information-processing presents us with an epistemological challenge to established models of mind that take as their starting point material media of an altogether different kind.Recommended Reading
Küchler, Susanne. Malanggan: Art, Memory and Sacrifice. Oxford: Berg, 2002.
Küchler, Susanne, Graeme Were, photography by Glenn Jowitt, eds. Pacific Pattern. London: Thames & Hudson. To be published in September 2005.
Kolloquium, 07.03.2006
Mind, Materiality and Society
Trotz der vielen und sich beschleunigenden Entwicklungen in der Kommunikationstechnologie, die unser Verhältnis zu anderen Menschen, zu unserer Arbeit und unserem Leben im Allgemeinen dramatisch verändert, ist unsere Wahrnehmung der uns umgebenden Materialien bemerkenswert unberührt geblieben. Während die informationsverarbeitenden Produkte in den letzten Jahren immer kleiner und mobiler geworden sind, was der parallel verlaufenden Entwicklung immer kleinerer Mikrochips und Switches entspricht, neigen wir immer noch zur Annahme, dass das Material nur die Hülle eines Produkt ist und dass es im Großen und Ganzen mit der Funktion wenig zu tun hat.
Mein Projekt in diesem Jahr ging von der einfachen Frage aus, warum das der Fall sein sollte - ist die Annahme wirklich richtig, dass wir im Informationszeitalter eine Explosion optischer Informationen vorfinden, ohne dass das Material in der Zusammensetzung der Dinge eine Rolle spielt? Was als eine neugierige Frage begann, versank bald in einer Lawine des Expertenwissens und in einer technischen Revolution, die bereits im Gang ist: diese Revolution schafft eine Welt, in der Materialien riesige, kurzfristige Netzwerke bilden und in der Lage sind, Informationen über ihre Umgebung aufzuspüren, zu verarbeiten, auf diese Informationen zu reagieren und sie mit ihren Nachbarmaterialen auszutauschen. Die Vorstellung von einer uns umgebenden Intelligenz des Materials, die sich über allgemein zugängliche, transformative Oberflächen verbreitet, ist an sich schon aufregend genug; aber als ich begriff, dass diese Oberflächen im allgemeinen aus Fasern bestehen, beschloss ich, die theoretischen und methodischen Implikationen "intelligenter Textilien" für die Sozialwissenschaften zu untersuchen.
Mein Ausgangspunkt bei der Bearbeitung dieses Materials war die Anthropologie des pazifischen Raums. Seit einiger Zeit bemüht man sich um neue Ansätze für eine Theorie der sozialen Beziehungen vor dem Hintergrund eines Materialitätsbegriffs, der ein Verständnis von den Wirkungen einer Wissensökonomie ermöglicht. Im Kontext dieser theoretischen Untersuchung untersuche ich in meinem Buch The Material Mind die Materialität intelligenter Textilien - welche soziale Auswirkungen hat es, wenn Gedanken nicht weniger gegenständlich sind als Objekte und Denken ebenso körperlich ist wie Handeln? Vielleicht ist es für einige schockierend, dass ich die Lowtech-Welt des pazifischen Raums mit den Hightech-Laboratorien Europas und Amerikas verknüpfe und damit den genau umgekehrten Weg der konventionellen Ethnographie einschlage - aber ich selbst bin erschrocken angesichts der überraschenden Ähnlichkeiten zwischen "diesem" und "jenem" Material und fühlte mich geradezu genötigt, das, was in den Laboratorien entsteht, sehr viel genauer zu untersuchen als ich es ursprünglich vorhatte.
In meinem Vortrag möchte ich die wesentlichen Grundsätze der Welt der Fasern zusammenfassen, die im Labor hergestellten wurden, einer Welt, in der der schnelle Datentransport von großer Wichtigkeit ist, und zwar nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Dingen. Dies ist eine Welt, die mobil, kumulativ, unmittelbar und ständig aufmerksam ist, eine Welt, in der die materiellen Produkte der Ingenieursarbeit von der Erweiterung kognitiver Technologien untrennbar sind - eine Welt, in der das Schlussfolgern oder das Finden einer neue Lösung für ein technisches Problem räumliche Modi der Konzeptionsbildung aufsucht. Ich möchte Ihnen eine verdichtete Version zweiter Kapitel vortragen, die den Inhalt der anderen Kapitel andeuten, und hoffe, dass Sie sich eingeladen fühlen, das Material zu kommentieren.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Küchler, Susanne (2007)
The string in art and science : rediscovering the material mind
Küchler, Susanne (2006)
Des matières qui travaillent : une leçon pour l’anthropologie ; note de recherche
Küchler, Susanne (2005)
The modality of time-maps : quilting in the Pacific from another point of view
Küchler, Susanne (2005)
Why are there Quilts in Polynesia?
Küchler, Susanne (London, 2005)
Küchler, Susanne (Oxford, UK [u.a.], 2005)
Küchler, Susanne (London [u.a.], 2005)
The art of clothing : a Pacific experience
Küchler, Susanne (2003)
Rethinking textile : the advent of the "smart" fiber surface
Küchler, Susanne (Oxford [u.a.], 2002)
Malanggan : art, memory and sacrifice Materializing culture