Susan Pedersen, Ph.D.
Professorin der Geschichte
Columbia University, New York
Born in 1959 in Tokyo
Studied Social Studies and History at Harvard University
Arbeitsvorhaben
Der Völkerbund neu betrachtet
I plan to write a new history of the League of Nations for a broad readership. My purpose in doing so is twofold. On the one hand, I wish to foster public interest in, and awareness of, an institution about which most people (especially in the United States) know little; on the other, I hope to revise the rather negative scholarly verdict on the League by drawing attention to its work establishing international norms and networks. True, the League's capacity to fulfill the extravagant promises of security and arbitration contained in its Covenant was only as great as its dominant members' wills, but its achievements in the realms of regulation of drugs, trafficking and other hazards, and the articulation of international standards of health, welfare, and colonial governance were more substantial. And as an engine for publicity, political exposure, political legitimation, and political learning, its powers were great indeed: small nations, would-be nations, dispossessed or oppressed minorities, and the advocates of such marginal groups as slaves or children learned the skills of petitioning and lobbying before the commissions and committees of the League. Especially today, when skepticism about international institutions runs high and international organizations are hard pressed, I feel it is important to recover this early history of internationalism.Recommended Reading
Pedersen, Susan. Family, Dependence, and the Origins of the Welfare State. Cambridge: Cambridge University Press, 1993.
-. Eleanor Rathbone and the Politics of Conscience. New Haven and London: Yale University Press, 2004.
-. "Settler Colonialism at the Bar of the League of Nations." In Settler Colonialism in the Twentieth Century, edited by Susan Pedersen and Caroline Elkins. New York: Taylor & Francis, forthcoming Oct. 2005.
Kolloquium, 29.11.2005
Reconsidering the League of Nations
Über Umwege bin ich zu einem Projekt gekommen - eigentlich sind es zwei miteinander zusammenhängende Projekte -, in dem ich mich mit der Geschichte des Völkerbundes befasse.
Nach seinem Ende hat der Völkerbund von Seiten der Forschung wenig Aufmerksamkeit erhalten. Da das System kollektiver Sicherheit, für das der Völkerbund eintrat, an den Herausforderungen der Sicherheitspolitik in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gescheitert war, wurde es als dummer (wenn auch idealistischer) Traum und die Institution selbst als Fehlschlag abgetan. Insofern die Wähler und Öffentlichkeiten in der globalisierten Welt von heute überhaupt etwas über den Völkerbund wissen, teilen sie diese negative Beurteilung. Wenn Donald Rumsfeld den Vereinten Nationen politische Ineffizienz oder schwammigen Idealismus vorwerfen will, braucht er nur die UNO mit dem Völkerbund zu vergleichen.
Das erste Mal stolperte ich über den Völkerbund, als ich mich mit der Sozial- und Kolonialpolitik der Briten in der Zwischenkriegszeit befasste, und entdeckte zu meiner eigenen Überraschung, dass der Bund Einfluss- und Durchgriffsmöglichkeiten hatte, die zu dieser negativen Beurteilung gar nicht passten. Vor einigen Jahren begann ich dann, die Ständige Mandatskommission des Völkerbundes zu untersuchen, ein Projekt, in dem ich den Auswirkungen der Zwangsaufsicht und der damit verbundenen Ideologie der "Treuhänderschaft" auf die weltweiten Maßstäbe und die Praxis der Kolonialverwaltungen nachgehen wollte. Der Niedergang der Sowjetunion und das Ende des Gleichgewichts zwischen den beiden Weltmächten brachte Grenzziehungsprozesse zwischen Ethnien und Nationen in Gang, die an die Ereignisse in der Zeit nach 1918 erinnerten. In diesem zeitlichen Kontext wurde das System des Minderheitenschutzes, der Zwangsaufsicht und der Flüchtlingsverwaltung wieder interessant. Als die Archive zugänglich wurden, wuchs das Bewusstsein unter den Historikern, wie sehr die Bemühungen und Neuerungen des Völkerbunds internationale Normen und Praktiken auf den unterschiedlichsten Gebieten beeinflusst hatten - von der Kinderfürsorge über die internationale Drogenkontrolle bis hin zur Regulierung von Sendefrequenzen.
Ich plane, eine neue, einbändige Geschichte des Völkerbunds zu schreiben, in der ich mich sowohl auf meine eigenen Forschung stütze als auch auf neue Arbeiten in den angrenzenden Themenbereichen. Noch befindet sich das Projekt im Frühstadium; bis jetzt habe ich meine Zeit damit verbracht, die Sitzungsprotokolle der Leiter des Ständigen Generalsekretariats zu lesen (und das musste ich in der FU tun - einer der Gründe, warum ich so viele Mittagessen verpasse); darüber hinaus habe ich wissenschaftliche Arbeiten zu verschiedenen internationalen Regulierungssystemen des Völkerbundes gelesen.
Erstens möchte ich meinen Vortrag dafür nutzen, Ihnen zu erklären, auf welchem Weg mich meine frühere Forschung dazu geführt hat, die überkommene Beurteilung des Völkerbunds in Frage zu stellen; zweitens möchte ich Ihnen mehr über die Geschichte des Bundes erzählen, über seine Struktur und Arbeitsweise; und drittens möchte ich Ihnen einige vorläufige Thesen zu seiner historischen Bedeutung vorlegen. Um es kurz zu umreißen: Ich glaube, dass die Bedeutung des Völkerbunds in der Eröffnung eines politischen Raums für die Ansprüche neuer Akteure liegt (z. B. neue Staaten oder Gebiete, die gerne Staaten werden wollten, Freiwilligen- oder humanitäre Organisationen, ethnische Gruppen etc.); darüber hinaus legitimierte der Völkerbund neue internationale Praktiken (das Einreichen von Petitionen, internationale Untersuchungen und Ermittlungen) und trieb die Ausarbeitung neuer internationaler Normen und Maßstäbe voran. Zwar war das Sicherheitssystem 1936 bereits auseinander gebrochen, und der Völkerbund selbst löste sich offiziell 1946 auf, aber unsere eigene umtriebige Welt internationaler Ansprüche und Regulierungen ist in vielen Hinsichten auf seinen Fundamenten erbaut.
Abendkolloquium , 26.04.2006
Die heilige Aufgabe der Zivilisation Das Mandatssystem des Völkerbunds in neuem Licht Abendkolloquium
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Pedersen, Susan ([s.l.], 262006)
Eine heilige Aufgabe der Zivilisation? : Das Mandatssystem des Völkerbundes im neuen Licht
Pedersen, Susan (Oxford, 2007)
Pedersen, Susan (2007)
Eine heilige Aufgabe der Zivilisation : das Mandatssystem des Völkerbunds in neuem Licht
Pedersen, Susan (2005)
Settler colonialism at the bar of the league of nations
Pedersen, Susan (New York, NY [u.a.], 2005)
Settler colonialism in the twentieth century : projects, practices, legacies
Pedersen, Susan (New Haven, Conn. [u.a.], 2004)
Eleanor Rathbone and the politics of conscience Society and sexes in the modern world
Pedersen, Susan (Cambridge [u.a.], 1995)
Family, dependence, and the origins of the welfare state : Britain and France, 1914 - 1945