Robert Salais, Dr.
Professor der Ökonomie
École normale supérieure, Cachan
Born in 1941 in Tours, France
Studied Economics at the École Polytechnique and the École Nationale de la Statistique et des Études Economiques (ENSAE), Paris
Arbeitsvorhaben
Fünf Lektionen zur sozialen Gerechtigkeit und einer Politik der der individuellen Befähigungen
My point of departure is that the political building of Europe is threatened by instrumentalist biases, to the detriment of ethical concerns. Public action is conceived as target-maximization. It then becomes self-referring, which implies a growing gap between quantitative global performance and true improvement of economic and social realities. Democratic debate degenerates into manipulating rules and individuals.Such a statement about the possible establishment of the Open Method of Coordination raises the question of how to proceed differently. To what extent can a capability approach, inspired by Amartya Sen's works, help to reformulate the European Social Agenda? What would matter in that case would be the scope of possibilities for life and work really accessible to each citizen and what improvements could be achieved. Elaborating such a perspective requires coming back to theories of justice seen from a specific angle, that of the plurality of informational bases for judgment in justice (using Sen's terminology). How can an objective judgment about the social state of a person be obtained under such conditions? What relation exists between positive observation and normative evaluation? One must start from the premise that knowledge categories are also social objects. They format social choices as well as, being reshaped by social processes in return. From this premise, it follows that political decision is confronted with problems such as incompleteness, conflicts of value, deliberative democracy, and the possibility of revising institutional choice. Eluding these problems through rational governance is only a non-solution. I will explore what it could mean for the Union to hold a position of impartial actor struggling against inequalities of capabilities within Europe.
Recommended Reading
Salais, Robert and Michael Storper. Worlds of Production: the Action Framework of the Economy. Cambridge, MA: Harvard University Press, 1997.
Salais, Robert, Nicolas Baverez, and Bénédicte Reynaud. L'invention du chômage: histoire et transformation d'une catégorie en France des années 1890 aux années 1980. Paris: Presses Universitaires de France (PUF), 1986 (Reedited, 1999, PUF, "Quadrige" Collection).
Salais, Robert and Robert Villeneuve, eds. Europe and the Politics of Capabilities. Cambridge, MA: Cambridge University Press, 2004.
Kolloquium, 04.04.2006
Acting through tables Constructing employment, conventions and the European political method
Ich möchte zeigen, wie Europa einen Prozess in Gang gesetzt hat, der zum Verschwinden der Kategorie "Arbeitslosigkeit" führt, indem man der Steigerung der Beschäftigungszahlen in der Wirtschaftspolitik Priorität eingeräumt. Das vermeintliche Ziel des Prozesses ist nicht die Herstellung von Vollbeschäftigung, sondern die Deregulierung des Arbeitsmarktes und das tatsächliche Verschwinden dieser Kategorie. Für den Wissenschaftler ist das Paradoxe daran, dass dieser Prozess durch den innovativen und politischen Gebrauch statistischer Instrumente wie z. B. Quoten, Indikatoren, Tabellen ausgeführt wird, die ursprünglich für ganz andere Zwecke gedacht waren.
Um das wirklich Neue dieses Prozesses und seiner möglichen Konsequenzen zu begreifen, müssen wir uns diesem Prozess von verschiedenen Seiten aus nähern, indem wir:
- uns einen historischen - im Idealfall vergleichenden - Einblick in die Erfindung der "Arbeitslosigkeit" als einer Kategorie des 20. Jahrhunderts verschaffen. Wie ist diese Kategorie im Verlauf des 20. Jahrhunderts Teil unseres Alltagswissens geworden? Ich will meine Analyse auf drei Länder begrenzen: Deutschland, Frankreich und Großbritannien.
- die Konventionen untersuchen, die statistische Tabellen verständlich werden lassen, insbesondere die Konventionen der Äquivalenz (denn es zeigt sich, dass die politische Methode Europas die nationalen Strategien der Politik in Konkurrenz zueinander setzt, und zwar aufgrund einer Konvention, die die Qualität der Beschäftigung nicht berücksichtigt).
- ein neues Verständnis von den Realitäten der Beschäftigung entwickeln. Wie verändern sich diese Wirklichkeiten gerade? Die Beantwortung dieser Frage ist die Grundlage für eine kritische Bewertung dieses Prozesses.
Dies sind die Ziele des Buchs, an dem ich gerade am Wissenschaftskolleg arbeite. In meinem Vortrag möchte ich den ersten beiden Punkten besondere Aufmerksamkeit schenken. Der kurze historische Abriss hebt die Kontinuitäten und Differenzen der nationalen Methoden im Umgang mit Institutionen und Konventionen der Arbeit hervor; daher ist er so wichtig. Wir bekommen eine Vorstellung von den auseinander driftenden Kategorien Europas und seiner Nationen, insbesondere angesichts des Umstands, dass sich das europäische Projekt in Richtung eines marktwirtschaftlichen Konstruktivismus bewegt. Bis jetzt hat dieser Konstruktivismus nicht zu einer ökonomischen Dynamik geführt, die neue Arbeitsplätze geschaffen hätte, sondern zur (überwiegend künstlichen) Erfindung von Arbeitsplätzen. Diese Erfindung funktioniert über die Neudefinition dessen, was ein Arbeitsplatz ist, und durch den Zwang, dass sich zumindest die Bessergestellen ein Arbeitsvolumen untereinander aufteilen, das sich im Grunde überhaupt nicht verändert hat. Das wirft die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Alltagswissen und der Staatswissenschaft auf. Die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnis durch Nachdenken ist der reinen Zurichtung von Information geopfert worden. Es ist wahrscheinlich, dass diese "absichtliche Blindheit" zu einer Politik führt, die nur noch selbstbezüglich ist. Und eine derartige Politik bemüht sich nicht darum, eine objektive Verbesserung für die Situation des einzelnen herbeizuführen, sondern sie bewirkt nur ein Mehr an Politik.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Salais, Robert (Cham, 2022)
"La donnée n'est pas un donné" : statistics, quantification and democratic choice
Salais, Robert (Cham, 2022)
The new politics of numbers : an introduction
Salais, Robert (Cham, 2022)
The new politics of numbers : utopia, evidence and democracy Executive Politics and Governance
Salais, Robert (Paris, 2013)
Le viol d'Europe : enquête sur la disparition d'une idée
Salais, Robert (2011)
Et si nour redonnions sa valeur au travail?
Salais, Robert ([s.l.], 2011)
Salais, Robert (2011)
Salais, Robert (Köln, 2011)
Konventionen und Institutionen in historischer Perspektive Historical social research ; 36.2011,4=Nr.138
Salais, Robert (2008)
Evaluation und Politik : auf der Suche nach guten Indikatoren für die Forschung