Barbara M. Stafford, Ph.D.
William B. Ogden Distinguished Service Professorin der Kunstgeschichte
Universität Chicago
Cochrane-Woods Art Center
Born in 1941 in Vienna, Austria
Studied Philosophy, Comparative Literature, and Art History
at Northwestern University and at the University of Chicago
Arbeitsvorhaben
Neuro-Ästhetik: die Konstruktion menschlicher Interiorität
In the arts, design theory, and new media studies a history of the senses is springing up. Simultaneously, the multiplying brain sciences are developing a finer neurobiology of feeling. Still to be provided, however, is a combined story of the emergence of subjectivity. We need to formulate a soma-poetics of human interiority, or what Thomas Metzinger calls "a truly internalist state space semantics". I propose that exploring this deep corporeal capacity for forming moving images or substantive neural patterns ( using the elementary representational tools of the sensory and motor systems (entails the creation of a neuronal aesthetics. Yet we lack a mutually informed cross-disciplinary inquiry into the complexities of human behavior from the inside out.How might humanists studying images contribute to this bridging project? I want to suggest that formalism ( that is, the physicalist recognition that visual form is a powerful signifier ( is a major area ripe for re-evaluation in brain studies. From the vast sweep of artistic practices and within the limited scope of this book, I look at only two such cases. Nonetheless, this offers a key instance of sensual perception, the anti-dualist conviction that emotional and physical feeling share the same material core. This book takes up the problems of the mind made flesh as evinced in the binding into an organic unit of the parts of a composition with the arousal of emotions.
Recommended Reading
Stafford, Barbara M. Body Criticism: Imaging the Unseen in Enlightenment Art and Medicine. Cambridge, MA and London: MIT Press, 1991.
-. Visual Analogy: Consciousness as the Art of Connecting. Cambridge, MA: MIT Press, 1999.
Stafford, Barbara M. and Frances Terpak. Devices of Wonder: From the World in a Box to Images on a Screen. (Catalog for an exhibition at the Getty Research Center, 2002). Los Angeles: Getty Museum Publications and Oxford University Press, 2001/2002.
Kolloquium, 01.11.2005
Formen der Verdichtung: Embleme, Symbole und das Problem der Synchronisation
Für dieses Jahr besteht mein Ziel in der Fertigstellung eines Buches, in dem ich etwas entwickle, das man als Umriss einer'kognitiven Geschichte der Bilder' bezeichnen könnte. Bis jetzt ähnelt das Projekt dem "allgemeinen Brouillon" von Novalis. Ich habe Fragmente von Fallstudien zu romantischen Systematiken und der Entstehung einer Genealogie des menschlichen Denkens erarbeitet, und zum Unterschied zwischen den zeitgenössischen nicht-mimetischen Auffassungen der Funktionsweise mentaler Repräsentation und den klassischen mimetischen Repräsentationstheorien usw. Diese und andere Aufsätze passen nicht in die traditionelle intellektuelle Geschichte, die Mentalitätsgeschichte oder in die jüngste "historische Epistemologie" (Daston, Poovey, Wahrmann).
Ich frage insbesondere, ob wir komplexe kulturelle Oberflächen anders betrachten können (in diesem Fall den großen Bereich der Bilder), wenn wir die aktuelle neurologische Forschung berücksichtigen: angefangen bei der Modularität des Gehirns (Semir Zeki und V. S. Ramachandran) über Selbstorganisation und Autonomie (Varela und Maturana), weiter über das "gezüchtete" Gehirn des neuronalen Darwinismus und neuronalen Konstruktivismus (Hebb, Deacon) bis hin zu Reentry und "verteilter Kognition" (distributed cognition, Edelman, Clark). Im Rückblick auf das, womit ich mich in den letzten Jahren immer wieder beschäftigt habe (was auch die Erarbeitung eines völlig neuen Gebiets umfasste), ist mir klar geworden, dass mich das Interesse vorantrieb, das, was man nach Clement Greenberg als 'bloßen Formalismus' belächelte, radikal neu zu bewerten und zu überdenken.
Während Künstler, die mit neuen Medien arbeiten und die so unterschiedlich wie Olafur Eliason, Janet Cardiffe, Jim Campbell oder Warren Neidich sind, sich des phänomenologischen Unterbaus bewusst sind, der die Forschung von Neurowissenschaftlern wie George Baars oder Thomas Metzinger formt, sind Historiker, die sich mit der Geschichte des Sehens anhand von älterem Bildmaterial befassen, diesem oder anderen Wegen der Hirnforschung nicht gefolgt. Daher möchte ich in diesem Vortrag einer besonderen Art formaler Verdichtung nachgehen, die tief in der Geschichte verwurzelt ist: dem interlocked emblem und m. E. dessen Prototyp, dem zusammengesetzten "echten" Symbol, wie es in der Spätantike entwickelt wurde. Ich möchte darlegen, dass solche beständigen, handwerklichen "Einlegeformen" den Geisteswissenschaftlern wie den Neurowissenschaftlern viel über Bindung und - was noch wichtiger ist - die Synchronisation neuronaler Ereignisse verraten, die in abgegrenzten und weit verteilten Hirnarealen auftreten.
Es ist dieser dynamische Korrelationsprozess, der die Koordination von Wahrnehmungs- und Bewegungsereignissen ermöglicht. Indem ich diesen Organisations-/Zusammensetzungsprozess in kulturelle Begriffe übersetze, zitiere ich hier - nur als Beispiel und zur Klarstellung - die anthropologische Forschung des Musikwissenschaftlers Steven Field, der mit dem papuanischen Volk der Kaluli gearbeitet hat. Er spricht von Synchronie als einem "sich Erheben über das Geräusch" (z. B. Trommeln, Wasserfälle, Waldgeräusche). Gleichermaßen will ich ganz genau verstehen, wie intarsienartige Bilder mit Hilfe versetzter Teile das Gefühl erzeugen, dass sie zusammenhängen (wenn sie auch nicht 'aus einem Guss' sind). Damit meine ich - wie in der Enzyklopädie der Fragmente von Novalis -, dass solche kleinen Teile die deutlich unterschiedenen und beweglichen Punkte verschiedener formaler Strukturen sind, die in einem bestimmten Moment wahrgenommen werden. Und jeder dieser Teile verändert sich ständig und konkurriert sogar mit den anderen, während sie in der Selbstmontage vorübergehend zusammenkommen.