Rajeev Bhargava, Ph.D.
Professor der Politikwissenschaft
Centre for the Study of Developing Societies, Delhi
Born in 1954 in Delhi
Studied Economics at the University of Delhi and Philosophy of
Social Science/Political Theory at the University of Oxford
Arbeitsvorhaben
Formen der Säkularität vor dem modernen Säkularismus
For over a decade now, I have tried to argue that a distinctive conception of political secularism that offered a real alternative to mainstream (idealized American or French) conceptions of secularism has been worked out in the subcontinent. This conception is not available as a doctrine or a theory but is present loosely in the best moments of inter-communal practice, in the Constitution of India appropriately interpreted, and in the scattered writings of some of their best political actors. I have identified the conceptual and normative structure of this model. A somewhat forced, formulaic articulation of Indian secularism could go something like this: The state must keep a principled distance from all public or private, individual-oriented or community-oriented religious institutions for the sake of the equally significant (and sometimes conflicting) values of peace, this-worldly prosperity, dignity, liberty, and equality (in all their complicated individualistic and communitarian versions). Surprisingly, this claim is not properly accepted even in India, where a virtual consensus exists among both opponents and defenders of secularism that it is alien to Indian culture and civilization. I have now begun work to challenge this consensus and to explore the conceptual spaces that were opened up in the past that formed part of the background conditions that made possible the emergence of this distinctive conception.During my fellowship year, I shall try to offer a non-teleological conceptual history of the secular ideal in India. This examination of forms of secularity before modern Indian secularism will hopefully throw new light on its conceptual and normative structure and help further refine or modify its understanding.
Recommended Reading
Bhargava, Rajeev. Individualism in Social Science: Forms and Limits of a Methodology. Oxford: Clarendon Press and Delhi: Oxford University Press, 1992. (Paperback edition in 2008.)
__. "What is Secularism for." In Secularism and Its Critics, edited by Rajeev Bhargava. Delhi: Oxford University Press, 1998. (Paperback edition in 1999.)
__. "Political Secularism: Why It Is Needed and What Can Be Learnt from Its Indian Version" In Secularism, Religion and Multicultural Citizenship, edited by Geoffrey Brahm Levey and Tariq Modood, 82-109. Cambridge: Cambridge University Press, 2009.
Kolloquium, 09.02.2010
Religion, Staat und Säkularismus: Wie sollten Staaten mit tiefgehender religiöser Vielfalt umgehen?
Im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte sind säkulare Staaten (Staatswesen, bei denen Staat und Religion getrennt sind) ernsthaft unter Druck geraten. Es ist kaum überraschend, dass der politische Säkularismus - die Doktrin, die diese Staaten verteidigt - ebenfalls sehr in die Kritik geraten ist. Einige Wissenschaftler sind zu dem Schluss gekommen, diese Kritik sei ethisch und moralisch so grundsätzlich und gerechtfertigt, dass es an der Zeit sei, den politischen Säkularismus aufzugeben. Ich weise diese Schlussfolgerung zurück. Meines Erachtens erscheint die Kritik am Säkularismus so unanfechtbar, weil sich die Kritiker auf Mainstream-Konzeptionen konzentriert haben, die in überwiegend religiös homogenen Gesellschaften entwickelt wurden. Ich meine, es ist Zeit, dass wir den Schwerpunkt von den Doktrinen wegrücken, auf denen die Fundamente einiger säkularer Staaten des Westens beruhen, und anstatt dessen die normative Praxis ganz unterschiedlicher Staaten ins Auge fassen, einschließlich der optimalen Vorgehensweisen in nichtwestlichen Staaten wie etwa Indien.
Kurz - ich hoffe zeigen zu können, dass es im Wesentlichen mindestens zwei Konzeptionen des Säkularismus gibt, eine westliche Mainstream-Konzeption (die amerikanische und französische) und eine andere, die eine Alternative darstellt und im indischen Modell zum Tragen kommt. Von diesen beiden hat die indische Konzeption das größere ethische und moralische Potential, um mit tiefgehender religiöser Vielfalt umzugehen. Damit möchte ich nicht sagen, dass man dieses alternative Modell nur in Indien findet. Der Fall Indien soll zeigen, dass es eine solche Alternative überhaupt gibt. Damit soll nicht die Dichotomie zwischen Westen und Osten wiederbelebt werden. Ich bin mir ganz sicher, dass diese alternative Version in der optimalen Praxis vieler Staaten verankert ist, einschließlich jener westlichen Staaten, die den Mainstream-Konzeptionen des politischen Säkularismus noch eng verbunden sind. In meinem Vortrag möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf die verbreitete Unfähigkeit der Theoretiker in der Moralphilosophie und Politik lenken, das normative Potential jener Staaten zu sehen, weil sie von der Normativität der Mainstream-Konzeptionen besessen sind. Die westlichen Staaten müssen das Verständnis ihrer eigenen säkularen Praktiken ebenso verbessern wie der westliche Säkularismus als solcher ein genaueres Selbstverständnis braucht. Anstatt an den Modellen kleben zu bleiben, die sie zu einer bestimmten Zeit in ihrer Geschichte entwickelt haben, täten sie gut daran, das normative Potential ihrer eigenen politischen Praxis sorgfältig zu untersuchen oder von der ganz eigenen indischen Variante zu lernen.
Wenn wir das tun, werden wir den Säkularismus anders sehen, und zwar als kritische ethische und moralische Perspektive, die sich nicht gegen die Religion als solche, sondern gegen religiöse Homogenisierung und institutionalisierte (inter- und intrareligiöse) Dominanz richtet. Von allen verfügbaren Alternativen bleibt der Säkularismus die beste im Umgang mit der wachsenden religiösen Vielfalt und den damit verbundenen Problemen. Wenn diese alternativen Konzeptionen, die in den normativen Praktiken der Staaten stillschweigend vorausgesetzt sind, zutage getreten sind, dann werden wir begreifen, dass wir immer noch keine vernünftige, moralisch-ethisch vertretbare Alternative zum Säkularismus haben.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Bhargava, Rajeev (Oxford [u.a.], 2011)
The promise of India's secular democracy
Bhargava, Rajeev (Oxford [u.a.], 2010)
What is political theory and why do we need it? Collected essays
Bhargava, Rajeev (Oxford [u.a.], 2009)
Politics and ethics of the Indian constitution Oxford India paperbacks
Bhargava, Rajeev (Delhi [u.a.], 2009)
Bhargava, Rajeev (New Delhi [u.a.], 2008)
Multiculturalism, liberalism, and democracy Oxford India paperbacks
Bhargava, Rajeev (2008)
Bhargava, Rajeev (New Delhi, 2008)
Individualism in social science : forms and limits of a methodology