Penelope Brown, Ph.D.
Anthropologie, Linguistik
Max-Planck-Institut für Psycholinguistik, Nimwegen
Geboren 1944 in Summit, NJ, USA
Studium der Psychologie, Anthropologie und Linguistik an der University of Iowa und der University of California, Berkeley
Arbeitsvorhaben
Soziale Interaktion und Konversation in der Mayasprache Tzeltal
This project involves researching and writing a book on interactional principles and conversational structure in the Mayan language Tzeltal, a language spoken in southeastern Mexico where I have conducted linguistic and ethnographic research over nearly 40 years. The book will be the culmination of my work on Tzeltal interaction, based on the belief that from the in-depth comparative study of talk-in-interaction we can explore the extent to which interaction has a universal base and at the same time ask how culture influences the structure and interpretation of speech in naturally occurring conversations. Drawing on a large corpus of audio- and videotaped natural conversation in Tzeltal, I will use the methods of Conversational Analysis to examine particular conversational practices for their universal vs. culture-specific features, thereby contributing to a cross-linguistic base for conversation analysis and for social interaction more generally. Taking the whole communicative repertoire (speech, prosody, gesture, facial expression) as contributing to the meanings expressed in interaction, I will present micro-analyses of particular structures and actions, with the aim of constructing a holistic picture of the characteristics of Tzeltal conversational practices and exploring what they can contribute to an understanding of general principles of social interaction. I will set the work on Tzeltal in the context of what is known about conversational interaction in English, in European languages and cultures, and, to a lesser extent, in Chinese, Japanese, and other languages.Recommended Reading
Brown, Penelope and Stephen C. Levinson. Politeness: Some Universals in Language Usage. Cambridge: Cambridge University Press, 1987.
Brown, Penelope. "Conversational Structure and Language Acquisition: The Role of Repetition in Tzeltal Adult and Child Speech." Journal of Linguistic Anthropology 8, 2 (1998): 197-221.
Brown, Penelope. "Principles of Person Reference in Tzeltal Conversation." In Person Reference in Interaction: Linguistic, Cultural, and Social Perspectives, edited by Nicolas J. Enfield and Tanya Stivers, 172-202. Cambridge: Cambridge University Press, 2007.
Kolloquium, 23.02.2010
Soziale Interaktion im Vergleich: Maya und Rossel-Insulaner von Angesicht zu Angesicht
Wir alle reden regelmäßig miteinander - meist ohne dies als Aktivität zu betrachten. Gesprächsinteraktion ist der Kontext, in dem Kinder eine bestimmte Sprache lernen und durch den sie auch lernen, kompetente soziale Mitglieder ihrer Gruppe zu werden. Ein großer Teil des sozialen Lebens findet durch Gespräche statt.
Dennoch ist Gesprächsinteraktion in einigen Hinsichten eine an ein Wunder grenzende Leistung:
* Wir wechseln uns im Gespräch mit nur minimalen Abständen (im Durchschnitt 200 ms) zwischen dem Aussetzen von Sprecher A und dem Einsetzen von Sprecher B ab, und dies, obwohl es in der Regel 600 ms bedarf, um eine Äußerung vom Gedanken bis zur Bewegung der Muskeln zu formulieren.
* Das bedeutet, dass wir während des Gesprächs vorwegnehmen und vorhersehen können, wohin ein anderer Sprecher geht und welche Handlung als nächste kommt (z. B. Frage, Angebot, Zustimmung, Ablehnung); wir bereiten bereits eine Reaktion vor, bevor der andere aufgehört hat zu reden.
* Sowohl als Sprecher als auch als Hörer zeigen wir die Fähigkeit zum "Gedankenlesen", indem wir Absichten interpretieren, Schlussfolgerungen berechnen und Handlungsabläufe vorwegnehmen.
* Dadurch schaffen wir eine minutiös koordinierte gemeinsame Handlung - und für die Interaktion bedeutet das, dass sie eine gemeinsam erbrachte Leistung ist.
Dieser Prozess kann als eine eigene kohärente Ebene des sozialen Lebens verstanden werden (was Erving Goffman als Interaktionsordnung bezeichnet hat), und man kann sie untersuchen, indem man die Sequenzentwicklung kommunikativer Handlungen untersucht, die durch die Abwechslung der Sprecher im Gespräch entsteht. Es gibt bestimmte generische Interaktionsaufgaben, die in jeder Gemeinschaft gelöst werden müssen: die Abwechslung der Sprecher im Gespräch und die Verteilung der Chancen der Sprecher, im Gespräch zu Wort zu kommen, Handlungsabläufe in Gang zu setzen und deren Ausdruck gleichgeordnet zu bewältigen, die Feststellung und Reparatur von Fehlern beim Sprechen, Hören und Verstehen, wenn sie auftreten. Die Lösungen zu einigen dieser Probleme sind überall auf der Welt erstaunlich ähnlich (d. h., es gibt Interaktionsuniversalien), doch diese Lösungen sind von den vor Ort verfügbaren semiotischen Ressourcen geprägt, etwa Grammatik, Wortschatz, Prosodie und Körpereinsatz (Blick, Gesichtsausdruck, Geste) sowie von kulturspezifischen Überzeugungen, Werten und Gewohnheiten (Sprach- und Kulturspezifika).
In meinem Vortrag will ich versuchen, etwas Licht in das Zusammenspiel von Universalien und Kulturspezifika zu bringen, indem ich die sozialen Interaktionen in zwei verschiedenen kulturellen Kontexten betrachte: die Maya in Südmexiko und die Rossel-Insulaner in Papua-Neuguinea (dabei greife ich auf eine Gemeinschaftsarbeit mit Stephen Levinson zurück). Ich möchte mich auf einen bestimmten Mechanismus konzentrieren: das "Feedback"- und Reaktionssystem - die Regeln und Erwartungen, wie man Minimalreaktionen während des Gesprächs zeigen soll; und ich möchte zeigen, wie sich verschiedene sprachliche Repertoires, Blickpraktiken und kulturelle Schwerpunkte zusammenfügen und ganz eigene kulturelle "Interaktionsstile" in diesen beiden kulturellen Kontexten schaffen. Die detaillierte komparative Untersuchung von Interaktion gewährt uns hoffentlich ein subtileres Verständnis der Beschaffenheit des menschlichen Kommunikationssystems, des Umfangs und der Grenzen seiner Variabilität.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Brown, Penelope (New York, NY [u.a.], 2021)
Cross-speaker repetition and epistemic stance in Tzeltal, Yucatec, and Zapotec conversations
Brown, Penelope (2012)
Time and space in Tzeltal : is the future uphill?$dPenelope Brown
Brown, Penelope (2009)
Universals and cultural variation in turn-taking in conversation
Brown, Penelope (2009)
Universals and cultural variation in turn-taking in conversation
Brown, Penelope (New York, NY [u.a.], 2008)
Crosslinguistic perspectives on argument structure : [implications for learnability]
Brown, Penelope (2008)
Verb specificity and argument realization in Tzeltal child language
Brown, Penelope (2007)
Principles of person reference in Tzeltal conversation
Brown, Penelope (2006)
A sketch of the grammar of space in Tzeltal
Brown, Penelope (2006)
Language, culture and cognition : the view from space