Beatrice Gruendler, Ph.D.
Professorin der Arabistik
Yale University
Born in 1964 in Offenburg, Baden-Württemberg
Studied Applied Foreign Languages at the Université des Sciences Humaines II, Strasbourg, Oriental Studies, Ancient Near Eastern Studies and Semitics at the Universität Tübingen, and Arabic Language and Literature, Assyriology, and Semitics at Harvard University
Arbeitsvorhaben
Das Kommunikationszeitalter des Islam
The rise of book culture in the Near East of the ninth century AD, spurred by the introduction of paper and the growth of Arabic into a cosmopolitan lingua franca, occasioned a fundamental shift in the dissemination of knowledge, methods of teaching and publishing, and literary life in general, which had heretofore relied mainly on oral ways. The project will draw from the copious preserved written sources (akhbâr) the contemporary perceptions of the changing ways in which poets, writers, critics, and audiences availed themselves of the new media (paper slips, notebooks, and codices in either unredacted or redacted form) and how communication and the uses of text by the different social and professional classes diversified as a result. Both the court and new venture publishers became factors in book production, which authors had to deal with. Conversely, books were not necessarily intended to spread information, but could equally well control it and safeguard its selective use. Further phenomena were the bimodality of the spoken and written word, used in many complementary ways, and the new professional status of authors and copyists, affording them independence from patronage.Recommended Reading
Gruendler, Beatrice. "The Reconstruction of the Qasida in Performance and Reception." In Classical Arabic Humanities in Their Own Terms, edited by Beatrice Gruendler. Leiden: Brill, 2007.
-. The Development of the Arabic Scripts: From the Nabatean Era to the First Islamic Century. Atlanta: Scholars Press, 1993. (Harvard Semitic Studies 43.) Arabic translation by Sultân Ma`ânî: Ta'rîkh al-Khutût wa-l-kitâba al-`arabiyya min al-anbât ilâ bidâyat al-islâm. Petra: Bayt al-Anbat, Jordan, 2004.
-. Medieval Arabic Praise Poetry: Ibn al-Rûmî and the Patron's Redemption. London: RoutledgeCurzon, 2003.
Kolloquium, 21.12.2010
Kommunikative Wahlmöglichkeiten in der frühen arabisch-islamischen Buchkultur (9. Jahrhundert n. Chr.)
Die aufkommende arabisch-islamische Buchkultur des 3. bzw. 9. Jahrhunderts wirkte sich neben vielen anderen Wissensdisziplinen auch auf die mündlichste aller arabischen Künste aus: auf die Dichtung. Dichter improvisierten öfters mit Hilfe von Schrift; Gedichte wurden per Brief oder Inschrift auf Objekten ausgetauscht, und die Schrift selbst - Schreibgeräte, Techniken und Schreibkompetenz - spielte eine immer größere Rolle im Repertoire der Dichtungsmotive. Diese Tendenzen wurden am Ende des 2. bzw. 8. Jahrhunderts durch die Einführung eines billigen und reichlich vorhandenen Schreibmaterials, des Papiers, und überdies durch eine wachsende Zahl von Handbüchern für Sekretäre und Anleitungen für Dichter gefördert, durch die einer wachsenden Öffentlichkeit - größtenteils eine urbane Elite - Wissen über die Komposition von Schriftsätzen zur Verfügung gestellt wurde. All dies verlieh der Dichtung nicht nur eine andere Medialität, sondern wirkte sich auch auf die Palette ihrer Genres aus. Damit ging ein Umbruch in den Gruppen einher, die Dichtung produzierten, verwendeten und überlieferten. Zur Debatte steht hier nicht so sehr die Neuheit des schriftlichen Formats, denn es hatte auch schon vorher zu beschreibendes Material gegeben (Papyrus und Pergament), und der Papierkodex, Notizbuch und Brief wurden nach ihrer Einführung im Irak fast sofort angenommen, wie ihre allgegenwärtige Erwähnung in zeitgenössischen Quellen beweist. Von Interesse ist eher die (Neu)Verteilung des Sprechens im Gegensatz zum Schreiben oder die Zurateziehung eines Buchs im Gegensatz zur Erinnerung in verschiedenen neuen und alten Kommunikationssituationen. Damit einhergehende Fragen betreffen die kommunikativen Anwendungen der verwendeten Modi (kurzzeitige oder langfristige Speicherung, breite Verteilung oder ein kleines, begrenztes Publikum); wie dies die Textsorten in der Dichtung, in Prosa und Prosimetrum veränderte; und schließlich die Haltung der Gesellschaft zu den alten und neuen Medien. Wie die (jüngst übersetzten) Forschungsarbeiten von Gregor Schoeler im Falle des Arabischen gezeigt haben, haben wir es hier nicht mit einer nur in eine Richtung gehenden Verschiebung vom Mündlichen zum Schriftlichen zu tun, sondern mit Koexistenz und Alternieren zwischen verschiedenen Optionen (diese sind den Wahlmöglichkeiten, die das Internet heute bietet, gar nicht unähnlich). Ich möchte einen vorläufigen Überblick über die Medienverwendung entwerfen, wie sie in den Berichten (akhbar) des literarischen Lebens aus dem späten 8. und frühen 9. Jahrhundert bezeugt wird.
Einige Beispiele dieser Berichte können Sie in meinem Ordner auf dem Wiko-Flpublic-Server unter den Titel "Communicative Choices" finden.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Gruendler, Beatrice (Cambridge, Massachusetts, 2020)
Gruendler, Beatrice (2017)
Gruendler, Beatrice (New York, 2015)
Aḫbār Abī-Tammām Aḫbār Abī-Tammām
Gruendler, Beatrice (London, 2014)
The mosquito : an eloquent defence of Linnaeus
Gruendler, Beatrice (2014)
Philological vignettes from (near) East to West
Gruendler, Beatrice (2011)
Pre-modern Arabic philologists : poetry's friends or foes?
Gruendler, Beatrice (2011)
"Farewell to Ghazal!" : convention and danger of the Abbasid love lyric